Das Schicksal ist manchmal gnadenlos: Das Aus von Marussia ausgerechnet vor dem USA-GP birgt eine gewisse Ironie in sich. Denn wegen des noch immer schwer verletzten Jules Bianchi wäre ausgerechnet beim Heimspiel der US-amerikanische Marussia-Ersatzfahrer Alexander Rossi für Bianchi eingesprungen. Zwar gab es da noch nie etwas Offizielles, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Rossi in Austin im Marussia Ferrari gefahren wäre, war sehr hoch. Nun tritt der Rennstall nicht an.
Rossi hatte zum zweiten Mal die Hoffnung auf ein F1-Debüt. Bereits für den Belgien-GP wurde er anstelle von Max Chilton bei Marussia bestätigt, doch dann kratzte Chilton offenbar doch die nötigen Sponsorengelder zusammen, um das Cockpit zu behalten. Rossi kam inzwischen schon mehrmals als Freitagstestfahrer für Caterham und Marussia zum Einsatz. In der GP2 trumpfte er nicht auf, war aber phasenweise vorne dabei. Noch ist es nicht ausgeschlossen, dass wir Rossi eines Tages in der Formel-1 sehen werden. 2016 stößt das US-Team Haas dazu, Rossi als Fahrer wäre die logische Wahl.
Es gab in der Geschichte der Formel-1 durchaus schon Beispiele für Fahrer, die ihr F1-Debüt geben sollten, dann aber wegen einer Teampleite nicht angetreten sind – und auch nie für ein anderes Team an den Start gingen. Die beiden hoffnungsvollen französischen Nachwuchspiloten Christophe Bouchut und Eric Hélary hatten für 1995 bei Larrousse bereits einen Vertrag fix, doch der französische Rennstall musste nach der gescheiterten Fusion mit dem heutigen GP2-Rennstall DAMS zusperren. Oliver Gavin war für 1996 bei Pacific fix, aber auch dieses Team überlebte den Winter nicht.
Viele Fahrer scheiterten auch am GP-Debüt, weil das geplante Team nie realisiert wurde. Der am Wochenende frisch gebackene Tourenwagen-Weltmeister José María López sollte 2010 für das USF1-Team starten – doch nicht nur er, sondern auch USF1 hat nie einen Grand Prix bestritten. Bianchis Großvater Mauro Bianchi testete 1968 einen F1-Alpine mit einem Renault-Gordini-V8-Sportwagenmotor, doch das Projekt versandete. Anders als sein Bruder Lucien und sein Enkel Jules fuhr Mauro Bianchi nie ein F1-WM-Rennen. Genauso erging es auch dem Niederländer Peter van Zwan, der 1974 beim Spanien-GP den Arno Alfa Romeo pilotieren sollte, der von Autohändler Arno van Dijk in Auftrag gegeben wurde, aber nie kam.
Oder auch Luigi Cevasco, der 1974 den Dywa Cosworth fahren sollte. Dywa plante 1980 erneut ein F1-Projekt mit Maurizio Flammini und Peo Consanni als Fahrer – auch davon war nie etwas in der Realität zu sehen. Interessant ist auch das Berta-Projekt 1975 mit Nestor Garcia Veiga als Fahrer. Der Argentinier wurde 1973 im Berta Torino argentinischer F1-Meister. In der argentinischen Formel-1 gab es jede Menge Eigenkonstruktionen, aber nur Berta versuchte sich vergebens in der Formel-1.
Oder auch Jordi Gené, der wie sein Bruder Marc Gené Jahre später in die Formel-1 strebte und 1993 den Bravo Judd fahren sollte. Nach dem Tod des Teamgründers Jean-Pierre Mosnier versandete das Projekt – und damit auch Genés F1-Laufbahn. Ein weiteres Beispiel ist Christian Pescatori, dessen F1-Hoffnungen 1996 mit dem vorzeitigen Ende des Durango-F1-Traums zerplatzten.