Zwar war die Medienwirksamkeit zumindest in der Vorbereitungszeit lange nicht so groß, wie etwa beim angekündigten Comeback von Michael Schumacher. Trotzdem wäre ein F1-Debüt von Rallye-Rekordweltmeister Sébastien Loeb beim Abu Dhabi GP der PR-Gag des Jahres gewesen. Dass dahinter Red Bull steckt, darf bei der Mentalität des Energiedrinkherstellers aus Österreich nicht wundern. Kein Unternehmen versteht es so gut sich zu vermarkten wie Red Bull. Man ist in sämtlichen Sportarten aktiv, holt dort viele prominente Leute zusammen und sorgt für Spaß und Unterhaltung. Das Konzept geht auch auf: Red Bull steigert Jahr für Jahr den Umsatz.
Das F1-Debüt von Loeb scheiterte an der F1-Superlizenz. Der Franzose konnte weder ausreichend testen (bei seinen bisherigen F1-Tests für Renault im Dezember 2007 in Le Castellet und 2008 für Red Bull absolvierte er keine 300 Kilometer an 2 aufeinander folgenden Tagen), noch kann er entsprechende Erfolge in Nachwuchs-Formeln aufweisen – weil Loeb eben Rallye fährt. Doch er hat durchaus Talent auf Rundstrecken: Mit einem Pescarolo Judd erreichte er mit Ex-F1-Pilot Franck Montagny sowie Eric Helary den 2. Platz beim 24-Stundenrennen von Le Mans, bei seinen beiden F1-Tests bot er ansprechende Leistungen, ebenso beim GP2-Test für das Team von André Herck vor 2 Wochen. Zwar kam der 35-Järhige nicht über den letzten Platz hinaus, allerdings war er nur eine Zehntel langsamer als der Vorletzte (Piquet-Pilot Vladimir Arabadzhiev), auf den Schnellsten, ART-Pilot Marcus Ericsson, fehlten ihm nicht einmal 3 Sekunden. Das ist insofern eine ansprechende Leistung, als dass Loeb weder mit solchen Autos vertraut ist, noch mit DPR ein gutes Team hatte: Das Team, das unter David Price einst sogar F1-Rennen außerhalb der WM fuhr, erzielte als einziges Team keinen einzigen Punkt in der abgelaufenen Saison!
Erst Michael Schumacher, der ein Comeback nicht mehr ausschließt, dann Sébastien Loeb – so langsam realisiert die F1-Welt, welch historische Ereignisse dem GP-Zirkus durch die Lappen ging. Hinter den Kulissen geistern deshalb bereits einige Vorschläge um. Die Idee von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo pro Team 3 Autos einzusetzen, ist Schwachsinn. Auch wenn, und das ist die verbesserte Vision, man ein 3. Auto nicht punktberechtigt wär. Doch die Idee weitergesponnen hat eine mehr als nur vernünftige Lösung: Eine Wildcard! Das Prinzip ist schnell erklärt: Pro Grand Prix würde ein Gastauto mitfahren, indem dann ein Gaststarter fährt. Im Motorrad-Sport ist das bereits Gang und Gäbe.
Eine solche Wildcard hätte nur Vorteile: Man könnte beispielsweise das Meisterteam der GP2 damit beauftragen, sich um diese Wildcard zu kümmern. Damit könnte das Team auch Erfahrung sammeln um womöglich selbst einen eigenen F1-Rennstall auf die Beine zu stellen. Die Wildcard könnte das Weltmeister-Team des Vorjahres stellen, sollten sich die Regeln nicht allzu stark ändern, wäre es sogar denkbar, das Weltmeister-Auto des Vorjahres einzusetzen.
Die Gaststarter können entweder interessierte prominente Fahrer sein, wie etwa Michael Schumacher, Sébastien Loeb, oder auch Motorrad-Rekordweltmeister Valentino Rossi, der ebenfalls F1-Interesse zeigt. Oder auch Nachwuchsfahrer aus dem Land, in dem der Grand Prix stattfindet. Welche Nachwuchsfahrer jeweils starten dürfen, könnte entweder ein Shoot-Out bei Tests im Vorfeld entschieden werden, oder durch entsprechende Regeln, also die Platzierungen in einzelnen Meisterschaften gewertet werden. Eine solche Regelung könnte auch Nachwuchsfahrer aus den Ländern fördern, in denen der Motorsport noch auf Kinderfüßen steht. So hätte in Bahrain beispielsweise Hamad Al-Fardan eine Chance sich in einem F1-Renner zu beweisen, nachdem er beispielsweise schon der asiatischen GP2 unterwegs war. Die Nachwuchsfahrer würden die Strecken wohl in- und auswendig kennen, ein totales Versagen ist somit unwahrscheinlicher. Und die Lokalmatadoren könnten die Zuschauerzahlen in Ländern wie China oder Bahrain noch etwas ankurbeln. Um ein totales Desaster eines Fahrers zu verhindern, könnte man die Fahrer zuvor auch in eine bestimmte Qualifikation schicken.
Die Wildcard-Lösung hätte also vielseitige Vorteile. Trotzdem ist der F1-Tross eher gegen eine solche Lösung. Auch deshalb ist eine solche Lösung alles andere als wahrscheinlich. Das ist schade, in anderen Motorsport-Kategorien ist man offener – womit sich der Kreis zu Loeb schließt: Für Loeb war ein F1-Debüt unmöglich, für Ferrari-F1-Pilot Kimi Räikkönen ein Rallye-WM-Lauf im Sommer aber nicht. Die Königsklasse des Motorsports muss etwas offener werden. Dann sind auch Sensationen wie Schumacher-Comeback oder Loeb-Debüt leichter möglich und umsetzbar!
Was sagt ihr dazu`?