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Wieso kommt die Mercedes-Dominanz so schlecht an?

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Mercedes dominiert schon zum zweiten Mal hintereinander die F1-Weltmeisterschaft. Natürlich hat die Formel-1 schon viele Dominanzen gesehen und viele dauerten auch länger als nur ein Jahr. Und doch scheint die Mercedes-Überlegenheit die Fans mehr zu verschrecken als ähnliche Dominanzen in der Vergangenheit. Woran liegt das?

Was waren eigentlich legendäre Dominanzen in der Vergangenheit? Jedem wird sofort die Ferrari-Schumacher-Ära von 2000 bis ’04 einfallen, als Michael Schumacher fünf Mal in Folge Weltmeister wurde. Juan-Manuel Fangio schaffte es von 1954-’57 vier Mal in Serie – aber immer mit wechselnden Teams. Der Argentinier hatte ein Händchen dafür zu dem Team zu wechseln, das auch gerade spitzenklassig ist. Quasi das krasse Gegenteil zu Fernando Alonso. Auch Sebastian Vettel wurde vier Mal hintereinander F1-Champion. Und das ist noch gar nicht so lange her: Von 2010 bis ’13, also direkt im Vorfeld der aktuellen Mercedes-Dominanz. Vettel fuhr auch nur für einen Rennstall: Red Bull.

Dass verschiedene Teams über Jahre den anderen überlegen sind, ist auch nichts Neues. McLaren war von 1988 bis ’92 quasi unschlagbar. Danach folgten Jahre, in denen Williams den Ton angab – eigentlich nur durch die ersten zwei Titel von Michael Schumacher für Benetton unterbrochen. Aber diese Teams holten die Titel nie mit einem Fahrer, sondern stets mit verschiedenen. Für Williams dominierte Nigel Mansell 1992, Alain Prost 1993, Damon Hill 1996 und Jacques Villeneuve 1997. Nur selten waren in den Jahren andere Fahrer auf Schlagdistanz, 1993 vielleicht Ayrton Senna, 1997 Michael Schumacher. Aber eigentlich hatten sie schlechteres Material als die späteren Champions.

Dominanzen keine Seltenhei
t

Und es gab noch die Jahre, in denen ein Fahrzeug ebenfalls überlegen war, aber nicht über mehrere Jahre. 1978 dominierte beispielsweise Lotus die Weltmeisterschaft – aber das ist beileibe kein Einzelfall.

Schon bei der Aufzählung der historisch herausragenden Dominanzen wird deutlich: Es gibt diverse Unterschiede. Und diese Unterschiede erkennen die Fans. Manche Dominanzen waren scheinbar trotzdem spannend, andere werden als langweilig empfunden – wie die aktuelle Mercedes-Überlegenheit.

Wie bereits erwähnt schließt die Mercedes-Dominanz an vier Jahre Überlegenheit von Red Bull an. Während bei Red Bull ab 2011 nur Sebastian Vettel als klare Nummer eins für den Titel in Frage kam, gibt es bei Mercedes dagegen ein offenes Duell. Zwar sind Rennen wie der Österreich-GP, bei dem Nico Rosberg Lewis Hamilton auf der Stecke schlagen kann, in der Minderheit, aber doch hielt sich der Deutsche 2014 bis ins Finale im Titelrennen – und auch aktuell beträgt sein Rückstand auf Hamilton gerade Mal zehn Zähler. Das ist schon ein deutlicher Unterschied zu den Vettel-WM-Jahren, speziell 2011 und ’13, in denen schon früh feststand, dass Vettel Weltmeister werden würde. Das veranlasste die F1-Regelhüter sogar dazu, für das WM-Finale 2014 doppelte Punkte zu vergeben, damit die Chancen gesteigert werden, dass das Titelrennen bis zum letzten Saisonrennen offen bleibt.

Vettel widersetzte sich Anweisungen

Faktisch ist die Mercedes-Dominanz also spannender, als die Vettel-Überlegenheit unmittelbar davor. Doch warum kommt das bei den Fans nicht so an? Der ersichtlichste Unterschied ist das Motorenkonzept. Wurde in den Vettel-WM-Jahren noch mit V8-Sauger gefahren, kommen jetzt die Turbo-Hybrid-Motoren zum Einsatz. Wirklich gut angekommen sind die nur bei den wenigsten Fans – aber das ist nicht einmal der gravierendste Grund, wieso eine große Anzahl an Fans derzeit enttäuscht ist, die Vettel-Jahre aber genossen hat. Wobei auch damals die Begeisterung im Vergleich zu den Vor-Vettel-Jahren schon schwand.

Auch wenn das WM-Duell zwischen Hamilton und Rosberg offen erscheint, so hat man immer wieder den Eindruck der Manipulation durch Mercedes. Die Medien legen jedes Wort der Chefs auf die Goldwaage, suchen akribisch nach Belegen für die Bevorzugung von Hamilton. Vor allem aber sind in der TV-Übertragung immer wieder Funksprüche zu hören, bei denen die Fahrer von den Ingenieuren gesagt bekommen, was sie zu tun haben. Wo sie zu bremsen haben, wo die Reifen zu schonen sind, wo und wie die Bremsen und vor allem: Wann sie den Kontrahenten attackieren dürfen. Zuletzt wurde Nico Rosberg in Kanada mitgeteilt, er solle doch die nächsten Runden Reifen schonen, um dann am Schluss attackieren zu können. Das lässt die Fans einschlafen. Sie wollen Racing sehen, am besten von Runde eins bis ins Ziel.

Die Reifenproblematik war zwar in den Vettel-Jahren noch schlimmer – vielleicht auch deshalb sank auch hier schon das Zuschauerinteresse – aber wenigstens hatten die Fans den Eindruck, dass sich die beiden Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel und Mark Webber nicht an die Anweisungen halten. Beispiel Malaysia 2013, als Vettel angehalten wurde, Webber nicht zu überholen, es aber trotzdem tat. Auch wenn sich der Deutsche damals Kritik aussetzen musste, letztlich wollen die Fans genau das sehen: Racing statt Absprachen.

Zwischen Prost und Senna flogen die Fetzen

Zwischen Vettel und Webber flogen auch mehrfach die Fetzen. Zwar gerieten auch Nico Rosberg und Lewis Hamilton schon aneinander, etwa 2014 in Belgien, aber die beiden galten vor allem vor 2014 als Freunde. Der Begriff mag inzwischen überholt sein, aber so arg verfeindet wie etwa auch Ayrton Senna und Alain Prost in den McLaren-Titeljahren 1988 und ’89 sind sie nicht.

McLaren gewann 1988 15 von 16 Saisonrennen. Nur beim Italien-GP wurde Ayrton Senna beim Überrunden von Williams-Ersatzfahrer Jean-Louis Schlesser abgeschossen. Deutlicher kann ein Team eine Saison nicht dominieren. Aber mit Senna und Prost kämpften zwei Legenden gegeneinander. Zwei Charismaten, die die Fans anzogen und die polarisierten. Sie schimpften offen gegeneinander, sie fuhren sich ins Auto – und das mit Ansage, Senna erklärte zwischenzeitlich sogar seinen Rücktritt. Und sie wurden eben nicht von den Ingenieuren ferngesteuert, weil allein die Technik der Telemetriedatenerfassung und Auswertung nicht schon so ausgereift war.

Aufholen fast unmöglich


Eine solch emotionale Aufladung eines Titelfights wie bei Senna und Prost wäre heute nicht mehr denkbar. Schon alleine, weil die Fahrer von den Teams einen Maulkorb verpasst bekommen und PR-gerechte Kost von sich geben muss. Heute werden die schnellsten Autos eben nicht mehr von emotionalen und leidenschaftlichen Rennteams gebaut, sondern von großen Konzernen, die auf gute Presse angewiesen sind und eben auch akribisch darauf achten, was die Fahrer von sich geben. Als der Aufsichtsratvorsitzende des F1-Teams, Niki Lauda, nach dem Crash seiner beiden Fahrer in Belgien 2014, Rosberg scharf kritisierte, wurde der Österreicher auch sofort wieder hart angegangen und der Bevorzugung Hamiltons bezichtigt.

Ein weiterer, äußerst wichtiger Punkt, wieso die Mercedes-Dominanz derzeit so schlecht ankommt, ist die starke Einschränkung bezüglich der Weiterentwicklung. Lotus dominierte zwar beispielsweise 1978 die WM, aber schon 1979 versanken sie wieder im Mittelfeld. Die Teams hatten noch alle Chancen, egal wann und wie viel aufzuholen und am Auto neu zu konstruieren. Das ist derzeit nicht mehr möglich. Mercedes kann den Motorenvorteil noch lange ausspielen, die Verfolger haben es jedes Jahr schwerer, aufzuholen.

Das war beispielsweise auch in der Vettel-Überlegenheit anders: Red Bull wurden nach und nach ihrer Spielzeuge der Überlegenheit durch Verbote geraubt, etwa der angeblasene Diffusor, das Zwischengas oder andere technische Kniffs. Die anderen Teams hatten daher immer wieder die Möglichkeit aufzuschließen, auch wenn das nie einem Rennstall über mehrere Monate hin gelang.


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Um ehrlich zu sein verstehe ich das zurückgehende Interesse auch nur bedingt. Klar, Mercedes dominiert seit Anfang 2014.

Aber das teaminterne Duell war 2014 durchaus eng und bis zum Ende offen. Ich fand es auch recht spannend.

2015 sah es anfangs zwar nach einem Selbstläufer für Hamilton aus, aber Rosberg hat den Rückstand wieder verkürzt und ist fast wieder gleichauf. Könnte also ähnlich eng werden wie 2014. Dazu ist Ferrari deutlich näher gekommen und konnte Mercedes auch schon einmal aus eigener Kraft schlagen - was ja im Paddock und in Presse mit Freude aufgenommen wurde.

Irgendwie ja auch peinlich für Mercedes, dass man jetzt dominiert aber es die Deutschen offenbar gar nicht live an der Strecke (oder vorm TV) sehen wollen. Offenbar hat die Marke Mercedes hierzulande nicht ausreichend Motorsport-Fans. Jedenfalls deutlich weniger als eine einzelne Person namens Schumacher, die über Jahre hinweg für volle Tribünen gesorgt hat. Naja, ist ein anderes Thema...aber eine interessante Randnotiz.

Aber ich denke man macht es sich zu einfach, fehlende Zuschauerzahlen nur auf die Dominanz eines Teams zu schieben - auch wenn das sicher ein Hauptgrund ist.

Es gibt diverse andere Gründe, die momentan schlecht für die F1 sind:

- leise Motoren
- unüberschaubare Regeln in sämtlichen Punkten (Strafen, Technik, Reifen)
- die Reifen lassen kein permantes Racing am Limit zu (künstliche Show)
- zu wenig Teams/Autos
- größtenteils langweilig wirkende Fahrer, auch aufgrund der PR-Einflüsse
- zu hohe Kartenpreise
- große Auslaufzonen verzeihen alle Fehler


Es gibt viele Baustellen.

Die Mercedes-Dominanz sehe ich eigentlich recht unkritisch. Dass die jahrelang so weitergeht, ist reine Theorie. Die FIA hat bislang immer eingeschritten, wenn es eine zu große Dominanz gab und das dominierende Team eingebremst.

Ob das damals zu Schumacher-Zeiten bei Ferrari war oder auch in den letzten Jahren bei Red Bull. Die FIA war da immer recht kreativ und bei Mercedes wird das nicht anders sein. Schließlich reden wir ja schon wieder von größeren Regeländerungen für 2017.
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@ Micha
es stimmt nicht, dass Schumacher 5 Jahre im Ferrari dominiert hat, das ist völliger Unsinn und entspricht nicht der wahren Historie. Schumacher hat zwar 5 mal die WM gewonnen, aber es war nicht immer klar, dass er die Rennen gewinnen wird geschweige denn die WM und das ist der große Unterschied zu heute. Es gab zwar GPs da konnte man nach der hälfte der GPs die Ergebnisse erahnen, aber erst nach dem FT, heute kann man bereits bis Saisonende vorausschauen. Einige fragen sich nur Rosberg oder HAM und das ist für viele uninteressant.

2000 und 2003 war die WM quasi bis zum Ende offen und 2001 deutete es sich erst Mitte der Saison an, dass die FWM an Schumacher geht. Und da sich zwei Teams im Wettbewerb befanden, war das Interesse verständlicherweise viele größer, als es heute der Fall ist. Und wenn es von Anfang an bei Mercedes eine Teamorder gegeben hätte, wie es bei Schumacher der Fall war, ja dann könnte die F1 heute einpacken, denn es interessiert kein Schwein wer vierte oder dahinter ins Ziel kommt, außer es ist einer, der um die WM fährt und das ist momentan nur ROS und HAM. Vettel spielt nicht ansatzweise eine Rolle in der WM, da hatte Alonso im Ferrari weit aus bessere Chancen gehabt.
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. Albert Einstein


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formel@ hat geschrieben:
Und wenn es von Anfang an bei Mercedes eine Teamorder gegeben hätte, wie es bei Schumacher der Fall war, ja dann könnte die F1 heute einpacken, denn es interessiert kein Schwein wer vierte oder dahinter ins Ziel kommt, außer es ist einer, der um die WM fährt und das ist momentan nur ROS und HAM.


Naja bei Ferrari war die Fahrerpaarung auch nicht ansatzweise so ausgeglichen wie bei Mercedes heute. Da gabs einfach nen großen Unterschied in der Qualität der Fahrer.


formel@ hat geschrieben:
Vettel spielt nicht ansatzweise eine Rolle in der WM, da hatte Alonso im Ferrari weit aus bessere Chancen gehabt.


Wenn du das auf 2014 beziehst, ist das rechnerisch ziemlich leicht widerlegbar.

Vettel hat nach 8 Rennen 120 Punkte, 49 Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter und liegt auf P3.
Alonso lag 2014 nach 8 Rennen mit 79 Punkten und 86 Rückstand auf den Spitzenreiter auf P4.


Du siehst also, Ferrari steht durchaus besser da, zumal man ja auch schon ein Rennen gewonnen hat. Natürlich liegt das in erster Linie mal an der Technik. Aber hier gings ja um generell um die Spannung und da wird Mercedes dieses Jahr zumindest mehr gefordert als 2015, auch wenn sie noch immer klar vorne liegen.
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Natürlich hat Ferrari aufgeholt - aber man ist nach wie vor weit weg. Und man profitiert auch davon, dass Williams nicht zulegen konnte und Red Bull ins Nichts abgefallen ist.


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Ich weiß nicht, ob ich die Dominanz als einen der wichtigsten Faktoren für die mangelnde Begeisterung für die F1 sehen würde.
Letztlich lässt sich alles an Einzelkritiken, die formelchen ja ganz gut aufgeführt hat, darauf zusammenfassen, dass man nicht mehr das Gefühlt hat, dass die Autos und die Fahrer am absoluten Limit sind. Es wird immer irgendetwas gemanaged und die Fahrer sagen selber, dass es gerade vergleichsweise einfach ist. Genau da muss man dann in meinen Augen anpacken. Welche Maßnahmen da im Einzelnen sinnvoll sind, sei mal dahingestellt. Aber als erstes muss man ja immer das eigentliche Problem identifizieren. Letztlich wird das wohl, wie immer, ein Zusammenwirken aus technischen und nicht-technischen Lösungen sein.

Was aber in meinen Augen auf jeden Fall ein Faktor ist, ist die absolut bescheuerte Geheimhaltung, wo den Teams nahezu kein Riegel vorgeschoben wird. In früheren dominanten Zeiten hat man, meiner Meinung nach, habe jetzt keine Fakten, erklärt bekommen, was passiert, es gab "exklusive" Technik-Interviews von einzelnen Teams, die Autos wurden für die Zuschauer laufend "am Objekt" erklärt. Heute sieht man hart gesagt nur die Sichtschutzwände (ich weiß, dass die ab Do/Fr verboten sind, trotzdem sieht man halt nichts von den Autos).
Das wirklich bekloppte ist ja, dass die Geheimhaltung genau nichts bringt. Vor kurzem sagte ein Teamchef oder Technik-Chef oder so, dass er das überhaupt nicht verstünde, da er eh spätestens am Freitag Abend zig Fotos von jeder einzelnen Neuerung erhalten würde und vollkommen klar ist, was die anderen Teams machen. Man kann es nur eben nicht einfach so auf das eigene Auto übertragen.
Vielleicht kann man mit gezielten Technik-Interviews, Erklärungen von den Fahrern am Auto oder auch von den Ingenieuren am Auto auch die Technik-Verdrossenheit(ist das ein Wort?) etwas angehen. Wenn man es in nem Video am realen Objekt sieht, wird dann doch alles viel klarer, als wenn theoretisch darüber sinniert wird. Und wenn man dann einfach mal eine ausgebaute Mercedes-PU gegen eine von Renault, Ferrari und Honda sieht, werden auch Unterschiede klar. Das geht aber ja nur, wenn die FIA den Teams genau das vorschreibt. Ob die sich das trauen, sei mal dahingestellt.

Neben den allgemeinen Sachen sehe ich noch das Mercedes-Team als nicht besonders "likeable", mangels tollem deutschen Wort dafür. Hamilton polarisiert, was ja nicht falsch ist, aber er entspricht glaube ich nicht dem, was ein Großteil der Deutschen in einem Rennfahrer sehen möchte. Da hilft das Polarisieren also für die deutschen Fans überhaupt nicht. Und Rosberg ist halt der moderne weichgewaschene Rennfahrer, der sich an die Regeln hält und brav ist. Da kann er nichts für, es wird ja so gefordert, aber statt Interviews mit ihm kann ich mir auch statisches Rauschen anhören. Das wird leider bei den Fahrern meist erst besser, wenn sie ein- oder mehrmals WM waren und sich etwas rausnehmen können. Dazu hat dann auch Mercedes als Automarke ein Problem. Der Ruf als "Opa-Auto" hängt einfach immer noch im Raum, da hilft auch die sportlichere Auslegung im Design der letzten 2 Modellgenerationen nicht. Man denkt halt an etwas technisch ausgereiftes, aber biederes. Die Verbindung von Mercedes zum Motorsport ist zwar historisch gesehen durchaus erheblich, aber den wenigsten noch aktiv im Gedächtnis. Das Engagement in der DTM ist, wenn man mal ehrlich ist, in der Hinsicht auch einfach egal, das bekommt man eh nicht mit.
Und das Personal abgesehen von den Fahrern ist eben auch nicht sonderlich begeisterungsfähig. Sie machen grundsätzlich einen verdammt guten Job, aber es darf eben auch niemand mal eine belastbare Aussage treffen. Niki Lauda redet seit Jahren maßgeblich Stuss im Fernsehen und ein Toto Wolff ist als Manager einfach NUR Manager und nicht Person. Einziger Lichtblick in der Hinsicht war letztlich Spa 2014, wo mal menschliche Fehler aufgetreten sind und man die Person hinter der Fassade gesehen hat (ob man die Person jetzt mochte sei dahingestellt, aber es war nicht mehr nur ein Roboter). Gerade im Vergleich zu Arrivabene und Allison von Ferrari bekommt man bei Mercedes immer das Gefühl von trockenem Brot in den Interviews.

Nichtzuletzt muss man für die Begeisterung in Deutschland aber auch die Deutschen bzw. unser Verhalten als Problem sehen. Wir haben aus historischen Gründen gesellschaftlich ein ganz massives Problem damit, uns mit etwas deutschem richtig hart zu identifizieren (dass das Team nicht wirklich deutsch ist, weiss ich, aber das ist eher als Detail anzusehen). Das klappt letztlich nur mit der Fußball-Mannschaft und mit Einzelpersonen. Mit einem Rennstall ist das einfach schwierig. Selbst bei der WEC sieht man dann auch nur Audi/Porsche Flaggen, niemals eine deutsche Flagge. Obwohl die beiden Teams ja sogar in Deutschland sitzen.
Es gibt gute Gründe, weswegen wir da gesellschaftlich vorsichtig sind. Es ist aber eben sicher auch ein Faktor für die mangelnde Begeisterung für Mercedes als Team. Die Amis würden vollkommen ausrasten wenn ein Team mit amerikanischer Lizenz auch nur irgendwas erreichen würde in der F1 (freut euch auf 2016 und 'Murica + USA-Flaggen). Ähnlich bei den Italienern und Ferrari. Ob das ein erstrebenswerter Zustand ist, sei dahingestellt. Aber das spielt in der Situation auf jeden Fall eine Rolle in meinen Augen.


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@JohF

Zu 98% volle Zustimmung!!

Was Lauda angeht möchte ich aber anmerken, dass er wenigstens immer offen und direkt seine Meinung sagt. Klar, das hat er schon immer gemacht und ich teile seine Meinung auch nicht immer. Aber er lässt sich da nicht in ein Mercedes-Korsett drücken und spricht Dinge offen aus.

Auch was Hamilton angeht, lässt Mercedes ihm erstaunlich viele Dinge durchgehen und erlaubt ihm sehr viel. Beispielsweise die Teilnahme an der Gumball mit einem Fahrzeug der Konkurrenz (!!!). Oder überhaupt die ganzen Twitter-Bilder von Hamilton, wo er sich mit seinen privaten Autos der Konkurrenz (McLaren etc.) zeigt.

Das ist für einen Hersteller wie Mercedes sehr untypisch und bei McLaren hatte er diese Freiheit nicht ansatzweise.
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Als Lauda nach Belgien 2014 offene Worte fand, fandest du das aber gar nicht gut :drink:


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MichaelZ hat geschrieben:
Als Lauda nach Belgien 2014 offene Worte fand, fandest du das aber gar nicht gut :drink:


Ich war ja gespannt ob's jemand merkt :D
Ich stehe dazu, dass ich die Art und Weise für ne Teamleitung für katastrophal halte. Nichtsdestotrotz war es eben das einzige mal, wo man bei Mercedes menschlich gewirkt hat. Da kamen mal Emotionen auf. Zwar in einer Art, die mir nicht gefallen hat, aber mehr Beispiele gibt's ja eben nicht.

Ich habe bei keinem bei Mercedes in den Interviews das Gefühl von Emotion bekommen. Wenn man sich im Vergleich Ferrari anschaut, sieht's ganz anders aus. OK, Ferrari mag noch ein Spezialfall sein, aber auch bei Williams oder bei Force India hat man nicht das Gefühl, dass man genausogut mit nem Computer sprechen könnte.


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MichaelZ hat geschrieben:
Als Lauda nach Belgien 2014 offene Worte fand, fandest du das aber gar nicht gut :drink:


Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Ich habe geschrieben, dass ich seine Meinung nicht immer teile.

Und dass man seinen eigenen Fahrer vor der Weltpresse derart fertig macht ohne überhaupt mit ihm gesprochen zu haben, halte ich nach wie vor für höchstgradig unprofessionell.

Rosberg hat Lauda das ja auch so gesagt und Lauda hat sich später für die Art und Weise auch öffentlich entschuldigt und meinte, beim nächsten Mal würde er sich Nicos Meinung erstmal anhören.

Zumal ich persönlich glaube, dass Lauda in dieser einen Sache vielleicht sogar einen kleinen Rüffel von Zetsche bekommen hat - ist aber nur eine persönliche Einschätzung.


Wie auch immer: dass Lauda sich ausschließlich PR-mäßig verhält, kann man wahrlich nicht behaupten. Gerade wenn man Spa sieht - mit diesem Verhalten wäre Lauda in jedem Seminar für Führungskräfte gnadenlos durchgerauscht, weil man seine Mitarbeiter nicht an den Pranger stellt. Weder vor den Augen anderer Mitarbeiter, noch vor der Weltpresse.
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naja ich lese das, was du schreibst. dass du in belgien inhaltlich nicht zugestimmt hast, schön und gut, aber du hast damals gesagt, dass man das nicht macht, also nicht den inhalt was er sagte, sondern die tatsache dass er es tat. jetzt sagst du aber wieder dass du laudas geradlinigkeit schätzst. aber das gilt halt nur so lange, bis ein deutscher das zu spüren bekommt.


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MichaelZ hat geschrieben:
naja ich lese das, was du schreibst. dass du in belgien inhaltlich nicht zugestimmt hast, schön und gut, aber du hast damals gesagt, dass man das nicht macht, also nicht den inhalt was er sagte, sondern die tatsache dass er es tat. jetzt sagst du aber wieder dass du laudas geradlinigkeit schätzst. aber das gilt halt nur so lange, bis ein deutscher das zu spüren bekommt.


Das ist kein Widerspruch.

Ja, ich finde Laudas offene Art gut.

Nein, ich finde es nicht gut, wenn jemand seinen Mitarbeiter vor der Weltpresse so fertig macht. Egal ob der Lauda oder sonstwie heißt - und egal wie das Opfer heißt und woher es kommt. Das gehört sich einfach nicht und dazu stehe ich. Auch die Gradlinigkeit hat irgendwo ein Ende.

Oder würdest du es gut finden, wenn du einen Fehler machst und dein Boss dich dafür vor versammelter Mannschaft nieder macht???
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Naja aber entweder man will, dass jemand geradlinig ist oder nicht. Heißt dann geradlinig sein hat bei dir auch wieder Grenzen? Und wo ziehst du sie dann? Wenn er was gegen Hamilton sagt, bist du der erste, der sich daran ergötzt und es hier reinstellst...


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MichaelZ hat geschrieben:
Naja aber entweder man will, dass jemand geradlinig ist oder nicht. Heißt dann geradlinig sein hat bei dir auch wieder Grenzen? Und wo ziehst du sie dann? Wenn er was gegen Hamilton sagt, bist du der erste, der sich daran ergötzt und es hier reinstellst...


Natürlich hat Geradlinigkeit Grenzen. Mord kann man ja auchb als konsequent und geradelinig bezeichnen - soll ich Mord dann gut finden?? :lol: :lol: :lol: :lol:

Gegen Hamilton sagt Lauda nichts, das ist ja sein Ziehsohn.

Auch vor ein paar Jahren hat Lauda gern mal gegen Fahrer gewettert, auch gegen Hamilton. In der Rolle des unabhängigen Kommentators von RTL muss und darf er das ja auch. Aber als Chef tut man sowas nicht.

Er hätte sich damals in Spa zumindest etwas mehr zurückhalten können indem er sagt "es sah für mich nach einem Fehler von Rosberg aus, aber ich muss erstmal mit ihm sprechen".
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Dein Vergleich mit dem Mord ist doch völlig abstrus. Es geht hier darum, dass es bei Meinungsäußerungen um Geradlinigkeit geht. Wenn du jetzt Lauda wegen sowas angreifst, dann willst du genau das, was wir jetzt haben: Immer dann weichgespültes PR-Geblabber, wenns heiß wird. Stattdessen bin ich froh, dass jemand auf den Tisch haut und klar sagt, was er denkt in so heißen Situationen.


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MichaelZ hat geschrieben:
Dein Vergleich mit dem Mord ist doch völlig abstrus. Es geht hier darum, dass es bei Meinungsäußerungen um Geradlinigkeit geht. Wenn du jetzt Lauda wegen sowas angreifst, dann willst du genau das, was wir jetzt haben: Immer dann weichgespültes PR-Geblabber, wenns heiß wird. Stattdessen bin ich froh, dass jemand auf den Tisch haut und klar sagt, was er denkt in so heißen Situationen.


Ich frage dich erneut: wie würdest du es finden, wenn dein Boss dich vor versammelter Mannschaft oder gar vor der Öffentlichkeit total runter macht???

Naja ich glaube du studierst noch oder? Das ist jetzt keineswegs böse oder abwertend gemeint, aber wenn du noch nicht in der Berufswelt bist, kannst du das vielleicht auch gar nicht beurteilen.

Seine Meinung zu äußern ist gut, aber als Ausrichtsratvorsitzender hat man auch eine Verantwortung den Mitarbeitern gegenüber und in jedem Seminar für Führungskräfte wirst du lernen, dass sich soetwas nicht gehört. Wobei man eigentlich kein Seminar belegen muss, um das zu wissen.

Aber das ist nunmal auch Laudas Problem der doppelten Funktion als Mercedes- und RTL-Mann. Er muss halt direkt nach dem Rennen gleich bei Florian König parat stehen, wenn die Emotionen noch kochen und er keine Zeit hatte, mit seinen Jungs zu sprechen.

Und wie gesagt: so lange es nicht gegen die eigenen Mitarbeiter geht finde ich Laudas Art kultig, unterhaltsam und größtenteils ehrlich. Auch wenn ich seine Meinung nicht immer teile oder sie manchmal sogar dumm finde.
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Tja du als Team würdest doch aber auch nicht gut fühlen, wenn der Fahrer das Team angreift unbd kritisiert. Aber genau das will man doch, wenn man ehrliche und nicht PR reingewaschene Kommentare hören will: Man will hören, was die Leute denken. Egal in welcher Situation.


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MichaelZ hat geschrieben:
Tja du als Team würdest doch aber auch nicht gut fühlen, wenn der Fahrer das Team angreift unbd kritisiert. Aber genau das will man doch, wenn man ehrliche und nicht PR reingewaschene Kommentare hören will: Man will hören, was die Leute denken. Egal in welcher Situation.


Es ist ja ein Unterschied ob sich ein Angestellter beklagt oder der Oberboss.

Beides sorgt natürlich für Gesprächsstoff und Unterhaltung, keine Frage. Aber es ändert nichts daran, dass man seine Angestellten nicht öffentlich derart runtermacht.

Ich anstelle von Rosberg hätte Lauda hinter verschlossenen Türten ordentlich die Meinung gegeigt - was Rosberg angeblich ja auch getan hat, in welcher Form auch immer.
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