Mav05 hat geschrieben:
Ich würde ihn auch nicht verbieten sondern die Aerodynamik so umdefinieren dass man ihn eh nicht mehr so oft braucht... Nur wird da gleich wieder JohF ums Eck kommen und mir von den armen gelangweilten Ingenieuren erzählen denen man doch eine Spielwiese geben muss...
Danke
Ich bin persönlich ja Motorenmensch, dementsprechend fallen mir Einschränkungen der Aerodynamik immer leichter als andere
Die Aerodynamik so einzuschränken, dass man keinen Windkanal mehr braucht, wird schlicht nicht gehen. Moderne CFD-Simulationen sind wirklich verdammt gut und im Regelfall bei vernünftiger Kalibrierung auch gescheit in die Realität übertragbar. Nichtsdestotrotz wird jedes einzelne Teil, was an ein F1-Auto kommt vorher im Windkanal ausprobiert, inklusive der Luftführung unter der Motorhaube, in den Seitenkästen usw. Teilweise wird sogar heiße Luft eingespeist um die Temperaturunterschiede darzustellen. Diese Tests sind einfach einen großen Schritt näher an der Realität, als die CFD-Simulationen und damit werden sie durchgeführt, solange sie erlaubt sind. Wenn 100% Modelle erlaubt wären, würden die auch auf jeden Fall benutzt werden und vermutlich bei den größeren Teams erst die 50-60% und dann die 100% Modelle.
Grundsätzlich halte ich den Vorschlag von Horner aber für garnicht so verkehrt. Man kann eine ganze Menge Kosten mit dem Windkanal sparen. Nach meinen Infos kostet alleine das Grundgerüst des Autos, an dem dann die ganzen Teile befestigt werden, etwa 1Mio Dollar. Dazu ist der Fertigungsaufwand für die Einzelteile enorm. Die sind großflächig mit Druckmessstellen versehen und werden dafür meist 3D-gedruckt heutzutage, um intern kleinste Kanäle zu haben, damit die Druckmessstelle irgendwo auf der Oberfläche ist, aber im Fahrzeug abgegriffen wird. Auf f1technical.net hat jemand das Modell von Marussia ersteigert, da gibt es einige sehr interessante Bilder im Forum.
Letztlich ist man zur Zeit ja schon sehr eingeschränkt, da es ein Limit für die Kombination aus Simulation und Windkanal gibt. Damit ist aber der Overhead für das reine Betreiben von Windkanal-Versuchen prozentual deutlich größer geworden und insbesondere in Relation zu den erreichbaren Verbesserungen.
Wenn man einfach nur den Windkanal verbietet, lassen sich sicher pro Saison 10Mio Dollar sparen, bei den großen Teams bestimmt nochmal ne ganze Ecke mehr. Kommt natürlich etwas darauf an, ob's der eigene Windkanal ist(und wie man da dann die Kosten berechnet), wieviele Teile man fertigt usw. Nichtsdestotrotz auf jeden Fall potentiell für alle Teams eine große Ersparnis.
Man würde dann natürlich vermehrt die Supercomputer der Teams benutzen (wenn man jetzt annimmt,dass man dann mehr simulieren darf). Während sich jetzt aber die Testzeit im Windkanal super in Blöcken vermieten und planen lässt (so ein Modell braucht ne Weile zum Fertigen), geht das bei den Computermodellen deutlich schneller. Deswegen gehe ich davon aus, dass die wenigsten Teams ihre Supercomputer in der Zeit, wo sie sie selbst nicht benutzen dürfen, vermieten. Zumindest nicht so krass, dass durch die Mehrnutzung durch das Verbot von Windkanälen ein signifikanter Kostennachteil entsteht. Zumal die Kosten je Rechenzeit auf den Computern eh deutlich niedriger sind als die im Windkanal.
Grundsätzlich bin ich nach wie vor der Meinung, dass die F1 auch eine Spielwiese für Ingenieure sein sollte (das war sie zumindest in der gesamten Geschichte bzw. spätestens seit Einführung des Konstrukteurstitels). Man darf aber nicht vergessen, dass der ganze Spaß eigentlich erst interessant wird, wenn man ein gewisses Maß an Einschränkung hat und dann darin Innovation betreiben muss. Eine dieser Einschränkungen sollten die Kosten sein. Wenn man einfach nicht die Zeit bzw. das Geld hat, Sachen 10.000 Mal zu testen, dann muss man an das Problem anders herangehen.
In meinen Augen ist eine Beschränkung der Kosten definitiv im Sinne des Sports. Allerdings nicht dadurch, dass man alle möglichen Teile standardisiert und die Autos am Ende des Tages alle genau gleich aussehen und fahren. Ich möchte auch ohne die Lackierung noch halbwegs erkennen können, was für ein Auto ich gerade sehe. Man kann aber für die Fahrzeugperformance irrelevante Teile standardisieren.