Sowohl beim Australien-GP, als auch beim Malaysia-GP gab eine Situation, die perfekt für den Einsatz des Virtual-Safety-Cars gewesen wäre und doch kam es zu einer echten Safety-Car-Phase. Warum zögert man noch mit dem Virtual-Safety-Car?
Das Virtual-Safety-Car ist eine Konsequenz, die man aus den Geschehnissen beim Japan-GP 2014 zog, als sich Jules Bianchi bei einem Unfall schwere Kopfverletzungen zugezogen hat. Der Franzose drehte sich just an der Stelle, an der gerade der Sauber Ferrari von Adrian Sutil geborgen wurde. Dabei bohrte sich Bianchi mit seinem Marussia Ferrari unter den Bergungstraktor, was zu den schweren Kopfverletzungen führte.
Damals gab es an der Stelle natürlich gelb geschwenkte Flaggen. Ob Bianchi diese aufgrund der durch Regen und Dämmerung schlechten Sicht nicht gesehen hat, oder ob er seinen Wagen einfach nicht deutlich genug abgebremst hat, das weiß keiner. Mit dem Virtual-Saftey-Car will man genau so etwas aber verhindern. In dem Bereich, in dem gerade Bergungsarbeiten stattfinden, dürfen die Fahrer nur eine bestimmte, von der Rennleitung vorgegebene Rundenzeit fahren, auf dem Rest des Kurses darf aber weiterhin normal gefahren werden.
Vorsicht nur zu Beginn des Rennens?
Gegenüber einer richtigen Safety-Car-Phase hat das den Vorteil, dass eben auf dem Rest des Kurses weiter gefahren und gekämpft werden darf. Und dass der Führende seinen Vorsprung behalten darf und das Safety-Car nicht künstlich in das Rennen eingreift. Denn das sorgt zwar oft für viel Spannung, aber auch für ein Lotteriespiel mit weniger sportlichem Wert.
In Australien und Malaysia gab es jeweils eine Situation, die für den Einsatz dieses Virtual-Safety-Cars prädestiniert gewesen wäre. In Australien flog Pastor Maldonado am Start ab und drehte sich in die Reifenstapel. In Malaysia drehte sich Marcus Ericsson ins Aus. Australien war heikler als Malaysia, weil Maldonados Lotus Mercedes noch etwas in die Strecke hineinragte. Trotzdem schickte die Rennleitung um Charlie Whiting in beiden Fällen das Saftey-Car mit Bernd Mayländer am Steuer auf die Strecke.
Warum? Möglicherweise, weil in beiden Fällen das Rennen noch sehr jung war. Maldonado flog in der ersten Kurve raus, Ericsson nach nicht einmal einer Hand voll Rennen. Das Feld war also noch sehr eng beisammen, die Gefahr daher auch etwas größer. Denn es gibt keine Höchstgeschwindigkeit in einer Virtual-Saftey-Car-Phase, sondern nur ein Zeitdelta, das man durch diesen Sektor mindestens brauchen muss. Man sieht bei einem eng zusammenliegenden Feld die Gefahr von Missverständnisse und Kollisionen. Das wäre in einer Gefahrensituation noch gefährlicher.