Hmmmm ... zu dem Zwischenfall bei der FIA GT fällt es mir schwer mich objektiv zu äußern. Da ich seit ca. zwei Jahren eine Art Fan – Fahrer Freundschaft zu Jamie Pflege, muss ich erst einmal sagen, dass er einer der nettesten Fahrer ist, die ich jemals kennengelernt habe.
Da ich am Sonntag in Oschersleben war, und auch bei Start und Ziel stand, konnte ich den Zwischenfall live verfolgen. Ein wirklich harter Crash der Viper.
Jamie ist am Sonntag ein hervorragendes Rennen gefahren und lag mit seinem Lister sicher in Führung. Als er zur Überrundung des Drittplatzierten Alliot in der Force One Viper auflief passierte es dann. Alliot hielt ihn trotz blauer Flaggen zwei Runden lang auf. Jamie versuchte auf der engen Strecke mehrfach vorbeizukommen. Dann riss ihm wohl der Geduldsfaden. Auf der Zielgeraden konnte er sich schließlich daneben setzen. Als der Lister ca. einen Meter in Front lag, zog Jamie plötzlich stark in Richtung Boxenmauer. Alliot zog gleichzeitig ein wenig in Richtung Lister. Campbell-Walter wollte Alliot wohl mit einem kleinen Rempler in die Seite einen Denkzettel verpassen und gleichzeitig sichergehen, dass er ihm nicht wieder vor die Nase fährt. (Auf diese Weise wollte er ihn sicherlich nicht abschießen) Unglücklicherweise, jedenfalls sah es so aus, wollte Alliot präventiv dagegenhalten. Das bewirkte dann einen schlechten Winkel, mit dem die Autos aufeinander trafen. Die Viper bog bei Berührung sofort in Richtung Boxenmauer ab und schlug mit knapp 200!!! in einem ca. 80 –85° Winkel ein und verteilte sich über die Strecke. Leider trudelte die Viper aus meinem Blickwinkel, so dass ich zunächst nicht wusste, ob Alliot ausgestiegen war. Daher machte ich mir wohl berechtigte Sorgen um seinen Gesundheitszustand. Im Endeffekt ist ja aber nichts passiert.
Auf jeden Fall war es ein völlig unnötiges und gefährliches Manöver von Jamie.
Ich kann nicht verstehen, was in ihn gefahren ist, auch wenn ich verstehe, dass er wegen des Blockens berechtigterweise sauer auf Alliot war. Leider hat Jamie die Rennstrecke verlassen, bevor ich ihn dazu befragen konnte. Auf jeden Fall hat er Alliot gesehen, er wusste, dass er daneben war und Teile auf der Strecke gab es an diese Stelle auch nicht.
Zunächst fand ich direkt an der Strecke die Disqualifikation überzogen, aber nach dem ich auch die Fernsehbilder gesehen hatte, durchaus gerechtfertigt. Da aber auch Alliot kein Kind von Traurigkeit ist, und er den Zwischenfall durchaus etwas provoziert hat, wäre auch eine one minute penalty o.k. gewesen.
Zusätzlich ist zu erwähnen, das Konrad im Saleen ebenfalls disqualifiziert wurde. Weil dieser zu schnell durch die Unfallstelle fuhr. In etwa, wie dies Alonso in Brasilien tat. Nur hatte Konrad mehr glück. Insofern blieb die Streckenleitung konsequent. Doch schaut man einmal auf andere Ereignisse, muss man sagen hier wurde oftmals mit zweierlei Maas gemessen.
Über 1989 kann man sich streiten, ob es Absicht war. 1990 schoss Senna Prost absichtlich ab und keine Konsequenzen folgten – außer natürlich, dass Senna Weltmeister wurde. Wenn man dazu im Vergleich auf die Aktion Schumachers gegen Villeneuve schaut, muss man fast über die Unbeholfenheit der Schumacheraktion lachen. 1994 war es ein reiner Fahrfehler des in Führung liegenden Schumachers, der auf die Strecke zurücktrudelte. Hill konnte nicht mehr ausweichen und fuhr hinein. Zunächst war gar nicht klar, das auch Hills Williams etwas abbekommen hatte.
Bemerkenswert ist auch die Szene zwischen Schumacher und Coulthard in Spa ´98. Diese ist (von dem was mir spontan einfällt) am ehesten mit der Szene zwischen Capbell-Walter und Alliot vergleichbar. Der Überholversuch von Montoya an Schumacher in Monza war ja ein Versuch die Führung zu übernehmen und damit ein Positionskampf. Bei den Unfällen in Spa und Oschersleben handelte es sich jeweils um Überrundungen durch den Race Leader. In beiden Fällen wurden die Führenden durch absichtliche Blockade zur Weissglut getrieben. Im Spa Fall ist Coulthard vor Schumacher vom Gas gegangen, ohne das dieser das im starken Regen sehen konnte. Ebenfalls ein vollkommen idiotischer und gefährlicher Fehler von Coulthard. Insofern hatte Alliot sogar noch die Chance zu reagieren. Aber anstatt als „Nachzügler“ nachzugeben hat auch er dagegengehalten, was der eigentliche Fehler war. Wäre er auch rübergezogen, wäre gar nichts oder wenig passiert. Insofern hat auch Alliot falsch reagiert und es ist nicht gänzlich auszuschließen (in Bezug auf seinen Schlenker zum Lister), dass er das Gleiche mit Jamie vor hatte, wie dieser mit ihm ...
Im Tourenwagensport (FIA GT Auto sind keine Tourenwagen) ist das gegenseitige Anrempeln übrigens an der Tagesordnung und keiner beschwert sich. Die BMW Müllers haben in der ETTC gerne schon mal den ein oder andern Alfa ins Kiesbett befördert. Aber auch Tarquini kann das ganz gut. Offensichtlich ist dieses Prozedere aber für Sportwagen, wie in Oschersleben gesehen, aber nicht empfehlenswert. Aber auch im Motorrad GP Sport gab es schon fragwürdige Aktionen. Ich erinnere mich da an einen Fußtritt auf der Geraden, was auch sehr gefährlich war ...
Ich würde JCW nicht so hart verurteilen – er hat zwar Mist gebaut – aber sicherlich ist und bleibt er einer der besten Sportwagenfahrer der Welt. (Vielleicht hat ja auch das ganze Pech dieser Saison mit in die Situation hineingespielt.
Grüße an all die super netten Leute von BMS, Lister, Wieth, TMC und JMB