formelchen hat geschrieben:
Vielleicht weißt du da mehr als ich oder bist ausgebildeter Ingenieur.
Mir scheinen diese Ausführungen aber nicht ganz logisch zu sein. Red Bull hat nun jahrelang das beste Auto gebaut. Warum sollten sie nun ein grundsätzliches Problem mit ihren CFD-Simulationen haben?
Das Problem bei diesen Simulationen ist, dass sie letztlich gesehen nie genau passen. Deswegen macht man eben auch die Windkanaltests, aber auch die korrelieren eben nicht immer wirklich gut mit der Realität (siehe Ferrari die letzten 2 Jahre). Die Änderungen an der Aerodynamik dieses Jahr sind im Vergleich zu den Vorjahren erheblich. Gerade der Frontflügel beeinflusst die Anströmung der Öffnungen in den Seitenkästen enorm und wenn man da etwas nicht passend hat, kann halt alles vorbei sein.
Ich bin selber kein CFD-Simulator, aber habe öfter mit welchen zu tun bzw. mit deren Ergebnissen. Die Ursache für eine falsche Aussage einer CFD-Simulation ist, soweit ich das verstanden habe, meist darin zu finden, dass die realen Randbedingungen in der Simulation nicht ausreichend abgebildet werden, oder dass einfach Effekte auftreten, die in der Software so noch nicht hinterlegt sind, da sie bislang nie wirklich relevant waren, oder im Zweifelsfall noch nicht hinreichend erforscht sind. Ein Stichwort aus den letzten Jahren wäre da der Coanda-Effekt bzw. der Coanda-Auspuff, bei dem die Teams ja auch teilweise richtig lange gebraucht haben um den in der Realität passend umzusetzen, auch wenn das physikalische Prinzip hinreichend bekannt ist.
formelchen hat geschrieben:
Nur würde ich das NOCH nicht als großes Problem sehen. Ich erinnere mich an die Wintertests 2009. Damals konnte BrawnGP auch nicht beim ersten Test mitfahren, weil man noch damit beschäftigt war, den Mercedes-Motor ins Auto einzupassen. Der darauf folgende Saisonverlauf ist bekannt....
Es kann natürlich immer klappen, da will ich garnicht den Teufel an die Wand malen, aber es gibt in meinen Augen einen Unterschied zwischen dem Einpassen eines Motors in ein Auto und Problemen mit den Simulationen, die das Design der Teile festlegen. Wenn ich weiss, dass meine Simulationen sinnvoll funktionieren, ist das designen der letztendlichen Lösung irgendwo nur noch eine Sache aus Fleiß um eine funktionierende Lösung zu finden und Innovation mit Fachkenntnis um eine richtig gute Lösung zu finden.
Auch zu bedenken: Es gab bei weitem nicht die Regulierungen für Windkanaltests und Rechenzeit, die es jetzt gibt. (Ich weiss nicht, was die Beschränkungen waren und ob es überhaupt welche gab, aber ich gehe davon aus, dass sie nicht weniger machen durften als 2013 und das war deutlich mehr als dieses Jahr. Falls da jemand Infos hat, bitte preisgeben)
formelchen hat geschrieben:
Ich denke entscheidend wird der nächste Test. Sollte Red Bull dort wieder nicht zum fahren kommen, dann ist das Problem wohl auch bis zum ersten Rennen nicht mehr zu lösen.
Da gebe ich dir vollkommen Recht. Ich teile nur nicht die, gerade in den Medien, so stark proklamierte Meinung von "Ach, der Newey zaubert da mal eben was aus dem Handgelenk und RedBull macht das schon", sondern denke, dass es deutlich kritischer und offener ist.
formelchen hat geschrieben:
Richtig! Und genau deshalb vermute ich das grundlegende Problem eher auf Renault-Seite.
Zumal Renault es ja selbst so bestätigt hat.
Es ist offenbar so, dass Renault auf den Prüfständen zu optimistisch war und das Verhalten des Fahrzeugs auf der Strecke sowie auch den Kühlbedarf der eigenen Motoren deutlich unterschätzt hat.
Ich bin mir nicht sicher, wie ich die Aussagen von Rob White zu interpretieren habe. Es scheint auf jeden Fall ein massives Software-seitiges Probem zu geben, dass mitunter durch Probleme an der Hardware (ich vermute mal Steuergeräte, aber davon gibt's halt auch ne ganze Menge) hervorgerufen wird.
RedBull schien aber deutlichere Probleme zu haben als die anderen Teams mit Renault-Motoren.
Was auch interessant ist, dass RedBull gefahren ist, bis Teile an ihren Autos gebrannt/geschmort haben. An den Motoren ist ausreichend Messtechnik selbst in Rennkonfiguration und erstrecht in der Testkonfiguration verbaut, um Probleme die da verursacht werden rechtzeitig zu erkennen und das Auto abzuschalten, bevor es bleibende Schäden gibt. Das wurde bei einigen Teams ja auch gemacht, sonst hätten wir wohl hier und da nen Motorschaden gesehen.
Mein Gefühl ist es, dass RedBull unabhängig von Renault ein großes Problem hat. Wissen haben wir da letztlich alle nicht und man muss versuchen zwischen den Zeilen zu lesen.
Dass Renault auch mächtige Probleme hat ist klar, gerade die Aussage bezüglich Leistungsmangel finde ich sehr interessant, da darf man gespannt bleiben. Generell bei Rennmotoren, insbesondere bei den neuen Power-Units kann man aber eine sehr sehr große Verbesserung nur durch Abstimmung bzw. Entwicklung von verbesserten Funktionen für die Steuergeräte erreichen. Das ist zwar auch ein riesen Aufwand, aber das Ergebnis kann man auf die bestehende Hardware spielen und muss nicht neue bauen und alle Teams damit ausrüsten.
Ist letztlich alles dann einfach nur meine Interpretation der Dinge, aufgebaut auf den wenigen Informationen die wir alle aus Pressemitteilungen bekommen.
Da die Frage zwischen den Zeilen aufkam: Ich bin (fast fertiger) angehender Ingenieur im Motorenbereich und habe neben dem Studium mehrjährige Erfahrungen im Motorsportbereich, insbesondere im Powertrain-Bereich sammeln können bzw. bin noch dabei.