Als McLaren-Fan ärgert man sich natürlich zunächst über das Urteil, aber dass unrechtmäßige Dinge geschehen sind, ist leider eine Tatsache. Allerdings wurde nichts Neues bekannt. Mike Coughlan hat ja in seiner gestrigen Erklärung hinreichend dargelegt, wer die Unterlagen gesehen hat (Dennis und Haug nicht) und was damit geschehen ist. Am Auto wurde jedenfalls nichts umgebaut. Mag sein, dass man indirekt profitiert hat (wissen wir nicht), aber man sollte niht vrgessen, dass die Unterlagen aus der ersten Jahreshälfte stammen und die Autos ständig weiterentwickelt werden.
Das Urteil an sich empfinde ich auch als salomonisch (die Fahrer können nichts für das Fehlverhalten des Teams, und das Auto an sich ist nicht illegal), nur die Geldstrafe ist ein bisschen hoch. Eigentlich müsste McLaren sich die Kohle jetzt bei Coughlan und Stepney zurückholen.
Was mich an der Sache stört, ist das Verhalten von Ferrari. Statt sich bedeckt zu halten, hat man sich dort ja lautstark als Opfer hochstilisiert. Und die Aussage von Montezemolo, dass man auch mit einem Titel am grünen Tisch zufrieden sei, ist m.E. auch nicht gerade die intelligenteste Aussage des Jahres. Gerade bei Ferrari sollte man den Ball vielleicht flach halten, denn wenn ein de-facto-Chefmechaniker einfach mal eben ein 800-Seiten-Dossier unter der Jacke mitgehen lassen kann, sind die Sicherheitsvorkehrungen bei Ferrari nicht sehr weit fortgeschritten (was aber den unverzeihlichen Vertrauensbruch durch Stepney keineswegs rechtfertigen soll). Zudem stören mich die Umtriebe des italienischen Auto-Verbandes, die mich ein bisschen an einen Zwergenaufstand erinnern.
Traurig ist, dass zwei begabte F1-Fachleute sich mit einer Riesendummheit um ihre Karriere gebracht haben. Gut, Stepney hat (laut Nigel Roebuck) von morgens bis abends in der Ferrari-Fabrik geackert und war wohl auch der Hauptgrund für die wesentlich verbesserte Ferrari-Zuverlässigkeit, wurde aber bei der fälligen Beförderung von Todt übergangen. Aber seine Trotzreaktion war einfach dämlich.