Man ist das hier wieder ausgeartet, aber wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen. Das Urteil ist ein Skandal, aber egal, schliesslich ist die FIA(T) ja nur ein Partnerunternehmen von FIAT
. Zum Thema:
Vorweg das Urteil der FIA und nicht FIA(T):Der Weltmotorsportrat des Automobilweltverbandes FIA hat nach einer über fünfstündigen Sondersitzung am Donnerstag in Paris bestätigt, dass man McLaren-Mercedes einen Verstoß gegen Artikel 151c des International Sporting Codes vorwerfen kann, da das Team im Besitz von vertraulichen Ferrari-Informationen war.
Hat wirklich einer erwartet, dass man McLM gar aus den WM-Wertungen nimmt? Ich hatte mit einer symbolischen Strafe/Buße gerechnet, aber noch nicht mal das ist dabei rumgekommen. Um zu verdeutlichen, was Experten und Insider von diesen Regeln, dem Verhalten von McLM und dem skandalösem Urteil der FIA halten, habe ich ein paar Original-Zitate und Meinungen aufgelistet.
Der Renault-Teamchef* steht auf Ferraris Seite: Der Italiener kann nicht nachvollziehen, warum McLaren-Mercedes straffrei ausging
*Interview mit FB (Quelle: Sportportal-Vodafonelive): Für Renault-Teamchef Flavio Briatore ist diese Entscheidung kaum nachzuvollziehen. "Ich verstehe nicht, was da passiert ist", erklärte er der 'Gazzetta dello Sport'. "Man ruft den Weltmotorsportrat doch nur zusammen, wenn man einen Beweis hat. Hat man keinen Beweis, dann umgeht man solch ein Meeting doch."
"Wenn die FIA zugibt, dass McLaren im Besitz von Ferrari-Material war, warum gibt es dann keine Strafe?", fragte er. "In den vergangenen Wochen haben wir alle lesen können, was passiert ist, und diese Geschichte schadet auch der Formel 1. Wenn jemand einen Vorteil aus dem Besitz des Materials zog, dann wäre es nur fair, Konsequenzen zu ziehen."
Briatore, der kein großer Freund von McLaren-Teamchef Ron Dennis ist, kann die Reaktionen aus seiner italienischen Heimat nachvollziehen. "Ich habe mit Jean Todt (Ferrari-Rennleiter; Anm. d. Red.) telefoniert und er klang sehr verbittert", erklärte er. "Ich verstehe auch den Ärger von (Luca) di Montezemolo (Ferrari-Präsident; Anm. d. Red.)."
Luigi Macaluso, der als italienischer Vertreter im WMSC ließ unterdessen durchblicken, dass er "der einzige war, der versuchte zu erklären, dass McLaren schuldig ist", zitiert ihn 'Reuters'. "Für mich sind sie schuldig. Juventus Turin wurde für weniger in die 2. Liga geschickt." Ob die Bestechung von Schiedsrichtern weniger schwer wiegt, sei jedem selbst überlassen.
Gazzetta dello Sport:"Ferrari, eine Farce. McLaren wird für schuldig erklärt, wird aber nicht bestraft. Wütende Reaktion aus Maranello. Die Formel 1 erlebt wieder einen Skandal. Den letzten in einer Welt des Sports, der immer mehr Zweifel an der Glaubwürdigkeit aufkommen lässt. Wir erleben eine ethische Notstandslage, die erschüttert. Man denke nur an die Doping-Welle im Radsport."
Tuttosport:"Skandal: McLaren freigesprochen. Die ganze Formel 1 kapituliert vor einer Spionagegeschichte, weil sie im Bann von Vetos, politischen Urteilen und der traditionellen Vorliebe für undurchsichtige Verhandlungen ist. Nach dem Beschluss in Paris lautet die Frage nicht mehr, ob McLaren geheime Informationen von Ferrari erhalten hat, sondern einfach, was der Rennstall für einen Gebrauch davon gemacht hat."
Corriere della Sera:"Es ist offensichtlich, dass etwas in der Formel 1 nicht funktioniert. Das Urteil in Paris legalisiert ein unloyales und unkorrektes Verhalten. Sport besteht auch aus Werten, Ethik und Korrektheit. Die Richter der Formel 1 ignorieren offenkundig diese Werte. Es ist unglaublich schwierig, ein derartiges Urteil zu akzeptieren."
Il Messaggero: "McLaren freigesprochen, die Tour im Bann des Dopings: Wir erleben das komplette Debakel des Sports. Wirtschaftliche Interessen, TV-Übertragungsrechte, Doping: Ist dies der Sport, den wir unserer Jugend zeigen wollen? Dabei sollte Sport Respekt für die Regeln, den Gegner und für sich selbst bedeuten."
Den Kommentar der englischen jellow- & Boulevardpresse habe ich mir gespart.
Jean Todt: "Wir bei Ferrari können noch guten Gewissens in den Spiegel blicken!"
Jean Todt: "Ferrari hätte man bestraft!"
Der Ferrari-Rennleiter ist nach dem FIA-Urteil stinksauer - an Ferrari hätte man in einer ähnlichen Situation ein Exempel statuiert!
Die Enttäuschung bei Ferrari sitzt tief. Am Donnerstag sprach der Weltmotorsportrat der FIA in Paris McLaren-Mercedes in der "Spionage-Affäre" frei. Zwar habe das Team über geheime Ferrari-Informationen verfügen können, es sei jedoch nicht exakt genug nachzuweisen, dass diese auch dazu gedient hätten, sich einen Vorteil zu verschaffen.
Für Jean Todt entspricht die Strafe - lediglich eine Warnung, dass im Falle von neuen Beweisen ein WM-Ausschluss folgen könnte - blankem Hohn. Immerhin habe man McLaren-Mercedes nachweisen können, dass sie im Besitz von zum Teil geheimen Ferrari-Informationen waren.
Jean Todt kann das Urteil nicht nachvollziehen:
"Ich frage mich, was passiert wäre, wenn die Rollen vertauscht gewesen wären", so Todt im Interview mit der 'Corriere della Sera'. "Ich frage mich, was passiert wäre, wenn sie im Haus eines Ferrari-Chefdesigners 780 geheime Papiere eines anderen Teams gefunden hätten. Es gäbe Skandal-Rufe. Man hätte gefordert, ein Exempel zu statuieren. Und das wäre auch passiert, da habe ich keinen Zweifel."
Nach einer Begründung oder einer Erklärung für den Freispruch sucht Todt dabei auch noch einen Tag später. "Es gibt nicht ein Anzeichen von Logik in diesem Urteil", fuhr er wütend fort. "Entweder sie sind schuldig oder sie sind es nicht. McLaren wurde dafür verantwortlich gemacht, gegen die Regeln der Formel 1 verstoßen zu haben oder sich arglistig verhalten zu haben - aber sie wurden nicht bestraft."
"Und das ist nicht alles: McLaren hat während der Anhörung zugegeben, vertrauliches Material erhalten zu haben. Das Wissen um diese Spionage kam auch ganz oben an, auch bei Ron Dennis. Und dennoch gab es keine Strafe. Das ist beschämend! Eines ist sicher: Wir bei Ferrari können noch guten Gewissens in den Spiegel blicken. Andere können das seit gestern nicht mehr", fuhr er fort.
Vorteil für McLaren-Mercedes sei "riesig"
Der Weltmotorsportrat bestrafte den Besitz der Dokumente durch einen McLaren-Angestellten (Mike Coughlan, Ex-Chefdesigner) ebenso wenig wie die Kenntnis über dieses Material bei weiteren Angestellten. Vielmehr versuchte man dem Team nachzuweisen, dass Ferrari-Informationen in das Team eingeflossen sind und auch verwendet wurden. Dieser Beweis konnte nicht erbracht werden.
Doch Todt zeichnet hier ein anderes Bild: Auch wenn Ferrari-Informationen nicht in die Entwicklung des McLaren-Mercedes MP4-22 eingeflossen seien, der Vorteil sei dennoch immens. "Es ist, als ob man gegen einen Gegner Poker spielt, der deine Karten kennt", erklärte er. "Der Vorteil ist riesig. Aber man gab vor, es wäre nichts passiert."
"Ich bin seit ungefähr 40 Jahren in diesem Umfeld, ich habe alle möglichen Dinge erlebt, daher überrascht mich nichts mehr. Aber das ist wirklich grenzwertig", so Todt weiter. Für Ferrari ist die Geschichte noch nicht ausgestanden, einen Einspruch gegen das Urteil schloss er nicht aus. "Wir denken darüber nach, was zu tun ist, dann werden wir entscheiden."
Ferrari wundert sich in einer am Donnerstagabend veröffentlichten Pressemitteilung, dass man "ohne definitiven Beweis, dass Informationen - die das Eigentum von Ferrari sind - an einem Auto von McLaren-Mercedes im Rahmen der aktuellen Meisterschaft effektiv verwendet wurden, ohne weiteren Beweis keine Sanktionen aussprechen kann".
Ferrari betont, dass McLaren-Mercedes vom Weltmotorsportrat der FIA für schuldig befunden wurde: "Ferrari empfindet es aus diesem Grund unbegreiflich, dass die Verletzung der fundamentalen Prinzipien der sportlichen Ehrlichkeit als logische und unvermeidbare Konsequenz keine Sanktion nach sich zieht. Die heutige Entscheidung legalisiert unehrliches Verhalten in der Formel 1 und setzt einen sehr schwerwiegenden Präzedenzfall."
Die Entscheidung des Weltmotorsportrats zeige, dass "der Besitz, das Wissen auf höchster Ebene und die Verwendung von höchst vertraulichen und in verbotener Manier angeschaffter Informationen während des Zeitraums einiger Monate Verstöße darstellt, die keine Bestrafung nach sich ziehen".
Der italienische Rennstall schreibt des Weiteren: "Die Tatsache, dass sich McLaren-Mercedes im Besitz solcher Informationen befunden hat, wurde zufällig entdeckt, so hätte das Team diese auch weiterhin besitzen können. Dies ist umso schwerwiegender, da es sich in einem Sport wie der Formel 1 gezeigt hat, dass das kleinste Detail den Unterschied ausmachen kann."
Ferrari habe aus diesem Grund das Gefühl, dass "die Glaubwürdigkeit des Sports stark geschädigt ist". Der Rennstall aus Maranello betont, dass man die bereits erfolgten zivilrechtlichen Klagen in Italien und Großbritannien aufrechterhalten wird. Soviel zur Inszenierung und dem ganzen Käse, Danner glaubt ja, der Käse wäre noch lange nicht gegessen. Das hoffe ich auch, woll?
Keep racing mit cuore sportivo ..