Auto, Motor und Sport hat einen sehr interessanten Artikel mit Vorschlägen gemacht, wie die Formel 1 wirklich sein sollte. Ich find das nicht uninteressant, daher poste ich das mal (Link: https://www.auto-motor-und-sport.de/for ... reglement/)
Das Geld:
- Der Budgetdeckel schließt sämtliche Kosten mit ein, die nötig sind zwei Autos zu entwickeln und zu den Rennen zu schicken. Also auch Motorenkosten, Reisekosten, Fahrergehälter. Es gibt keine Ausnahmen. Den Fahrern könnte man eine bestimmte Fläche für Privatsponsoren auf dem Overall als Zusatzverdienst anbieten.
- Der Budgetdeckel berechnet sich aus der ausgeschütteten Summe, geteilt durch die Anzahl der Teams. Die sollte auf maximal 13 beschränkt werden. Mit dieser Regelung ist sichergestellt, dass jedes Team finanziert ist und Gewinn macht. Sponsoreinnahmen, Merchandising, Lizenzgebühren sind dann zum Großteil Profit. Das schafft Privatteams Planungssicherheit und gibt Herstellern betriebsintern eine gute Rechtfertigung für ein Motorsport-Engagement zur Hand.
- 80 Prozent der ausgeschütteten Summe geht zu gleichen Teilen an die Teams. 10 Prozent sind Erfolgsbonus, der nur an die Top Ten ausgeschüttet wird. Der Weltmeister bekommt 25 Prozent dieser 10 Prozent, der Zweite 18, und dann so weiter bis zum Zehnten, identisch mit dem Punkteschema der Formel 1. Weitere 10 Prozent werden für Historie bezahlt. Jedes Jahr, das ein Team unter dem Namen, unter dem es gerade eingeschrieben ist, in der Formel 1-WM abgedient hat, wird vergütet. Der Gegenwert für ein Jahr bemisst sich aus dem gesamten Historien-Bonus, geteilt durch die Jahre aller Teilnehmer. Im Moment wären das 338.228 Dollar pro absolvierter Saison. Unter der Annahme, dass eine Milliarde Dollar ausgeschüttet wird, ergäbe sich bei einer Budgetdeckelung von 100 Millionen Dollar pro Team Stand 2019 folgende Ausschüttung an die Teams. Mercedes: 109,5 Mio $; Ferrari: 124,6 Mio $; Red Bull: 100,7 Mio $; McLaren: 108,5 Mio $; Renault: 100,7 Mio $; Racing Point: 86,4 Mio $; HaasF1: 91,5 Mio $; Sauber: 92,7 Mio $; Toro Rosso: 87,3 Mio $.
- Geld bekommen nur die Teams, die bei 90 Prozent aller Rennen im Q1 mindestens 105 Prozent des Schnellsten geschafft haben. Damit sind Alibi-Teams ausgeschlossen.
- Harte Strafen für Betrüger. Wer das Budget um bis fünf Prozent überzieht, darf in der Folgesaison entsprechend weniger ausgeben. Bei mehr als fünf Prozent werden alle Punkte und alles Geld abgezogen. Bei Wiederholung wird das Team dauerhaft ausgeschlossen.
- Investitionen werden gesondert berechnet. Es wird eine Liste von Einrichtungen und Werkzeugen erstellt, die ein Team maximal haben darf. Bis zu dieser Grenze darf ein bestehendes Team aufrüsten oder ein neues Team investieren. Das gleiche gilt für Motorenhersteller.
Regelfindung
Die Regeln werden ausschließlich von der FIA und dem F1-Management bestimmt. Die Teams können in regelmäßigen Meetings Ideen einbringen, aber nicht abstimmen. Um zu diesem Schritt zu kommen, ist es wichtig, dass die Teams durch die Ausschüttung praktisch finanziert sind. Sie sind dann nämlich per Definition keine Investoren mehr, die einen Anspruch auf Mitsprache hätten, sondern sie sind Begünstigte, denen das System einen Gewinn garantiert.
Das Auto:
- Das Auto wird in drei Boxen unterteilt. Die vordere Box reicht von der Nasespitze bis zur Vorderkante Vorderrad, die hintere von der Hinterkante Hinterrad bis zum Rücklicht. Die mittlere schließt die beiden Räder mit ein. Innerhalb der Boxen gelten relativ simple Vorschriften und maximale Freiheit. Vorne und hinten ist die Einschränkung eine Quadratmeterzahl der Fläche, die das Auto auf den Boden projiziert. Diese wird so bemessen, dass die Flügel nicht viel größer sein können als bei den IndyCars auf den Superspeedways. Die Form der Flügel, ob breit mit wenig Tiefe oder weniger breit mit mehr Tiefe ist den Teams überlassen. Parallele horizontale Flächen sind nicht erlaubt. Keine Fläche darf die andere überlappen oder zur Straße hin abdecken. Damit sind in dem Bereich Löcher und Schächte nicht möglich. Die Mindesthöhe nach oben wie unten bewegt sich in einem festgelegten Fenster. Die mittlere Box sollte maximal 3,90 Meter lang sein. Das würde einen Radstand von 3,20 bis 3,25 Meter bedeuten, also gut 40 Zentimeter kürzer als jetzt. Die Form der Verkleidung oder der Seitenkästen ist frei mit einer Radiusbeschränkung wie wir sie heute schon haben. Parallele vertikale Flächen zum Chassis sind verboten. Das verhindert sämtliche Leitbleche und flügelartige Aufbauten. Der Unterboden darf außerhalb der 50 Zentimeter breiten Referenzebene ein Profil aufweisen. Der Großteil des Abtriebs soll hier generiert werden.
- Das Mindestgewicht wird auf 680 Kilogramm inklusive Fahrer gesenkt.
Der Motor:
- Ein 2,5 Liter Turbo-Motor mit frei gestellten Ladedruck. Auch die Zylinderzahl ist freigestellt. Der Motor muss in einen Standardrahmen passen, der vorne wie hinten unabhängig vom Motorenkonzept identische Anlenkpunkte für Chassis und Getriebe aufweist. Um einen deutlichen Unterschied zwischen Qualifikation und Rennen zu schaffen, wird die Spritmenge im Rennen auf 200 Liter begrenzt. Am einfachsten wäre das mit einem Einheitstank zu realisieren. Damit kann im Training mit 1.500 PS gefahren werden, während man sich im Rennen wegen des Spritlimits vielleicht mit 1.000 PS begnügen muss. Freier Boost wäre eine bessere und gerechtere Überholhilfe als DRS. Weil ihn jeder beliebig einsetzen kann. Der Fahrer muss nur irgendwann den dabei verschossenen Sprit wieder einsparen. Sechs Motoren pro Fahrer sind erlaubt. Bei jedem weiteren droht eine Strafversetzung in der Startaufstellung nach hinten. Es wird kein Unterschied mehr zwischen einzelnen Antriebseinheiten gemacht.
- Der Budgetdeckel für Motor-Neuentwicklung wird auf 20 Millionen Dollar begrenzt, für die Weiterentwicklung eines bestehenden Konzepts auf 10 Millionen pro Jahr. Das sind keine Phantasiezahlen. Mario Illien hat seinen IndyCar-Motor für 7 Millionen Euro von einem weißen Blatt Papier weg entwickelt.
- Die Motorenkosten für Kundenteams werden auf 10 Millionen Dollar pro Jahr begrenzt. So wären bei einem maximalen Budget von 20 Millionen für eine Neuentwicklung für die Hersteller die Kosten schon bei zwei Kunden gedeckt. Für die Verteilung gilt: Es müssen bei Nachfrage ein bestimmte Anzahl von Teams beliefert werden, die sich wie folgt berechnet: Anzahl Teams, geteilt durch Anzahl Motorenhersteller, und aufgerundet.
- Hybrid verschwindet. Stattdessen fährt die Formel 1 ausschließlich mit synthetischem und CO²-neutralen Kraftstoff. Der ist hundertmal umweltfreundlicher als jede Form von Elektroenergie.
Die Sportgesetze:
- Telemetrie ist verboten. Damit bestimmt allein der Fahrer im Cockpit, wie er über die Runden kommt. Sämtliche sicherheitsrelevanten Informationen werden dem Fahrer direkt auf das Display gespielt. Die Teams dürfen sich nach jedem Training oder dem Rennen streng reglementierte Datensätze herunterladen. Die Geschwindigkeiten aller Mini-Sektoren sind öffentlich, somit auch für die Fans einsehbar. Damit regiert wieder der Mensch und nicht der Computer.
- Chassis, Verkleidung, Aerodynamik, Aufhängungen und Kühler müssen von den Teams selbst entwickelt werden. Alle anderen Komponenten sind automatisch Fremdteile, die von außen eingekauft werden dürfen. Wer sie selbst entwickeln will, wird automatisch zum Hersteller und muss sie gemäß der Motorenverteilungsregel anderen Teams für einen vorher festgelegten Fixpreis anbieten.
- Sämtliche Reglementskrücken und künstliche Spannungsmacher wie DRS, vorgeschriebene Reifenwechsel oder eine freie Reifenwahl ab Startplatz 11 verschwinden. Pirelli stellt fünf Mischungen für alle Rennen zur Auswahl, und die Teams suchen sich aus dem kompletten Angebot die 13 Reifensätze für ein Wochenende aus. Es gibt im Rennen keinen Zwang mehr, mindestens zwei Mischungen zu verwenden. Wer ohne Stopp durchfahren will, soll das tun.
- Der Parc fermé beginnt am Donnerstag um 20 Uhr mit Ende der technischen Abnahme. Damit können die Teams während des Wochenende nicht mehr Teile einer neuen Spezifikation nachliefern.
- Die Qualifikation bleibt wie sie ist. Das System hat sich bewährt. Einzige Ausnahme: Jeder startet exakt auf dem Reifensatz, auf dem er seine schnellste Qualifikationsrunde gefahren ist.