Bei der Lektüre einiger Beiträge könnte man meinen, dass damals - in den „guten alten Zeiten“ - alles wunderbar gewesen wäre! Überholmanöver ohne Ende, Rennen in denen nur gleichwertige Autos gegeneinander antraten, und lediglich der Fahrer machte den Unterschied.
Ich empfehle allen Hardcore-Nostalgikern, sich mal in aller Ruhe die damaligen Rennen zu Gemüte zu führen. Neben vielen tollen Rennen, gab es nämlich auch unzählige GP´s, in denen der Sieger mit Minutenvorsprung ins Ziel kam, und viele Meisterschaften bei denen Sekundenabstände schon im Qualifying zwischen dem erst- und zweitbesten Fahrzeug lagen.
Nicht das ein falscher Eindruck entsteht: Auch die damalige Formel 1 gefiel mir. Nur gehöre ich nicht zu denjenigen, die alles verteufeln, was heute ist. Für mich war die Formel 1 immer auch eine Markenweltmeisterschaft. Wenn wir damals Quartett spielten, ging es vor allem um Ferrari vs. Mclaren vs. Brabham, und nicht um Alboreto vs. Lauda vs. Piquet. Das Wettrüsten der Teams im Kampf um das beste und schnellste und technologisch fortschrittlichste Rennauto der Welt ist originärer Bestandteil des genetischen Codes der Formel 1. Vor diesem Hintergrund kann ich die Forderung nach Einheitsauto, Stahlbremse und "Tapezierbrettheckspoiler“ nicht mehr hören. Wer Retro-Rennen möchte, soll halt zum Retro-Rennen gehen – und nicht zu einer Rennserie deren Seele das technologische Wettrüsten ist.
Was die Reifen betrifft: Für meine Begriffe spricht nichts dagegen harte und weiche Reifen anzubieten. Jeder hat die Möglichkeit das Beste aus dem Reifenpotential zu machen und zwischen diversen Strategien zu wählen. Mir würde es ohne Pflichtstop allerdings besser gefallen.
Schlimm finde ich die begrenzte Anzahl der Reifensätze, sodass der Poker schon im Qualifying beginnt. Das Problem ist in meinen Augen die Überreglementierung der Ressourcen um Kosten zu sparen und ich denke, es wäre besser den Teams größtmögliche technologische Freiheit zu gewähren und lediglich das Gesamtbudget zu reglementieren.
Schlimmer ist das DRS. Jedes Auto muss auf der Grundlage eines für alle geltenden Reglements entwickelt werden, und das Team, welches vor diesem Hintergrund die beste Arbeit gemacht hat gewinnt. Wenn aber einer im Zweikampf den Spoiler flach stellen darf und der andere nicht, ist für mich der Tatbestand der Wettbewerbsverzerrung erfüllt.