ksturm hat geschrieben:
Man muss gerade in den USA auch unterscheiden zwischen Verfahren, die entstehen, weil die Staatsanwaltschaft sie von sich aus einleitet - und den dort so beliebten Schadenersatzklagen "Betroffener", die meist von cleveren Anwälten inszeniert werden, die ein zusätzliches Risiko für die Teams bedeuten, speziell in dem Moment, wo von einem Unfall vielleicht Zuschauer betroffen wären. Ich muss aber zugeben, dass ich mich in der amerikanischen Szene nicht so auskenne, um zu wissen, was es da schon alles an Prozessen gegeben hat. Allerdings hat sich dieser amerikanische Stil ja manchmal bis auf die Formel 1 ausgewirkt - ich denke da an den Fall Mark Donohue und die Klage gegen Gooyyear...
Noch einmal: Das Wort "Manipulation" für die Änderungen an der Lenksdäule am Williams hat auf Deutsch einen falschen Klang, das ist so eine typische Übersetzungsgeschichte: Ein Wort wird übernommen, weil es in der eigenen Sprache auch existiert - nur hat es in beiden Sprachen verschiedene Bedeutungen. Im Englischen wird das auch dafür verwendet, wenn etwas schlichtweg verändert, modifiziert wurde - oder maximal, wenn daran herumgebastelt wurde. Und letzteres trifft es ja wohl - wenn man bedenkt, dass Williams damals bei den ersten Anfragen der Justiz keine ordentliche Konstruktionszeichnung, sondern nur einen "handgemalten" Zettel vorlegen konnte. Warum das ganze so ablief, könnte seine Erklärung in der Gesamtverfassung haben, in der Williams damals nach den ersten zwei Saisonniederlagen war - wobei auch der massive Verdacht, gegen einen illegalen Gegner zu fahren, eine Rolle gespielt haben dürfte. Da ging einiges drunter und drüber - da fuhr man zum Beispiel zum Testen und vergaß wichtige neue Teie zu Hause im Werk... Mir erschein es immer plausibel, dass man da einfach auch vorher vergessen hat, diese Modifikation an der Lenksäule rechtzeitig und in Ruhe zu machen - gerade, weil Senna den letzten Test vor Imola nicht fuhr... Und dann ist es einem plötzlich wieder eingefallen und man wollte es dann halt am Donnerstag in Imola noch schnell erledigen, bevor es Ärger gibt... Beweisen kann ich das nicht - aber ich kenne einige inoffizielle Aussagen von Leuten, die damals in der Williams-Box gearbeitet haben, die stark in diese Richtung weisen. Dass die alle offiziell nichts sagen wollten, ist aber auch klar - die wollten ja in der Formel1 weiterarbeiten.
Zu der Tatsache, "Menschen machen nun mal Fehler" muss ich allerdings sagen, so wahr das auch ist - das kann keine Entschuldigung für Fahrlässigkeit sein - und im normalen Leben schützt ja die Feststellung "kein Vorsatz, sondern "nur" fahrlässig", auch nicht vor Strafverfolgung. Als komplett rechtsfreien Raum, wo jeder so schlampig sein kann, wie er mag, sehe ich die Formel 1 auch nicht. Insofern bleibe ich dabei - es war richtig, den Unfall zu untersuchen, die Dinge klarzustellen, und das war nur durch ein juristisches Verfahren möglich.
Und nochmal: Den ganzen Wirbel über das erste, sehr vernünftige Urteil hinaus hat nicht in erster Linie die italienische Justiz veranstaltet, sondern andere, die diese Justiz nicht akzeptieren wollten. Dass es nur zu dem Verfahren kam, weil der Unfall Senna betraf, kann ich auch nicht unterschreiben - aus der historischen Erfahrung, dass ja das Verfahren über den Peterson-Unfall 78 auch konsquent durchgezogen wurde. 'Und bei allem Respekt - aber einsolcher absoluter Welt-Superstar war Ronnie Peterson bei all seinen Erfolgen und Qualitäten auch nicht...
Das die Amis in bestimmten Fällen schon mal "spinnen " wissen wir ja spätestens seit den Microwellenaufklebern " nicht für lebende Tiere " und dem 62, 4 Grad warmen Kaffee in der Imbissbude
Das es auch in Deutschland und in jedem anderen halbwegs zivilisierten Land Untersuchungen der Staatsanwaltschaft gibt ,wenn ein Mensch auf noch nicht geklärte Weise ums Leben kommt ,ist auch klar . Ich glaube allerdings nicht das ein vergleichbarer Gerichtsfall in Deutschland oder Frankreich möglich wäre .
Das mit dem handgeschriebenen Zettel ist angesichts der Perfektionierung innerhalb der F1 sicher eine Posse aber wo steht in Stein gemeiselt das ein F1 Team seine Autos nach Konstruktionszeichnungen bauen muss . Mein "Freund" der Rudi Krause hatte nie auch nur eine einzige Zeichnung(nicht mal auf der berühmten Serviette ) von seinem Eigenbau und ist trotztdem beim GP in Deutschland gestartet
Ok ,das ist natürlich kein Vergleich
Das es bei Williams anno 94 nicht so lief wie gewünscht ,wurde hier ja schon des öfteren diskutiert und leider gottes immer wieder ins Reich der Fabel verwiesen . Schön das dies nun mal von der sicherlich am best informiertesten Quelle dieses Forums bestätigt wird .
Das mit dem "... der massive Verdacht, gegen einen illegalen Gegner zu fahren..." wird dir hier auch nicht nur Freunde einbringen
Leider seh ich das genauso . Die Äusserungen von Senna ,der ja eigentlich immer ziemlich genau wusste was er sagt ,sprachen ja Bände und es gab ja damals bei den ersten Rennen auch noch andere Stimmen die ähnliche Aussagen machten .
Dazu kam noch das Williams mit dem Chassis wohl erhebliche Probleme hatte und das Verbot der elektronischen Hilfen nur sehr schwer verarbeiten konnte . Das Senna mit seiner Sitzposition im Williams unglücklich war ,wurde auch schon oft geschrieben und würde die kurzfristige Veränderung an der Lenksäule erklären .
Ich war ja nun auch schon eins ,zweimal ziemlich nah dran wenn die F1 Teams getestet haben oder wenn das erste Training rum war und der Fahrer mehr oder weniger enttäuscht den Helm und die Handschuhe in die Ecke geworfen hat .
Wenn ich da manchmal geschaut habe mit was für Werkzeugen und Techniken gearbeitet wurde um schnell was zu ändern , kamen immer wieder Erinnerungen an sibirische Heimwerker hoch . Und so wird das wohl auch bei Williams gelaufen sein . Senna macht Druck ,das Team reagiert baut um ,alles muss fix gehen und schon passieren solche Fehler .
Das es allein am Namen Senna hing glaube ich auch nicht . Peterson ist mir gar nicht eingefallen aber stimmt da gabs ja auch dieses "Theater " (sorry aber ...
) .Aber ich glaube die Ärzte und das Krankenhaus wurden damals nicht verurteilt !!! Und Hunt ,der wie sich Jahre später wohl rausstellte, der eigentliche schuldige am Unfall war ,auch nicht !!! Da mussten andere den kopf für hin halten
Von daher halte ich nicht so viel von Verfahren dieser Art weil ausser jeder Menge kaputten Geschirr nichts dabei raus kommt .