Hallo Leute,
um die Wartezeit zu den nächsten Testfahrten zu überbrücken und um euch sowieso schon mal die wichtigsten Ereignisse der kommenden Saison zu verraten, habe ich wie im letzten Jahr meine seherischen Fähigkeiten zur vollen Entfaltung gebracht. Im Gegensatz zu 2012 will ich euch jedoch nicht mit geballtem Lesestoff überfordern - deshalb ist die Saison-Rückschau in drei Teile gegliedert. Heute: Erste Episode
Saisonvorbereitung
Nach dem stechenden Schmerz des verlorenen Titels will Fernando Alonso in diesem Jahr nichts mehr dem Zufall überlassen. Um sich auch rechtlich in eine Position zu bringen, die einen Anspruch auf alle verfügbaren Ressourcen Ferraris sicherstellt, bewirkt der Spanier vor Gericht eine einstweilige Verfügung: Der altehrwürdige Rennstall wird in „Scuderia Alonso“ umbenannt. Neben seiner Funktion als Fahrer übernimmt der vielseitig einsetzbare Vize-Weltmeister zudem die Posten des Teamchefs, des Chef-Mechanikers und des Ferrari-Präsidenten. Der abgesetzte Luca di Montezemolo will dagegen anfänglich protestieren, handelt dann jedoch nach dem Wohle Ferraris und findet in der Politik rasch eine neue Aufgabe - als Nachfolger von Silvio Berlusconi.
Indes haben sich an der Technik-Front die Scharfschützen postiert. Das gegenseitige Misstrauen gipfelt in einer universellen Code-Sprache, womit die Rennställe ihre Informationen unter Verschluss halten wollen. Bei Red Bull sind die Geheimnisse am Auto so vertraulich, dass noch nicht einmal das Team selbst von ihnen weiß. Lotus experimentiert mit einem Airbag im Grosjean-Wagen, verschiebt den Einsatz der revolutionären Entwicklung allerdings auf 2014.
GP Australien
Alleinherrscher Alonso reduziert das Gehalt von Felipe Massa auf das Niveau der Putzfrau. Ferrari müsse zusammenstehen und überflüssige Ausgaben vermeiden, erklärt Alonso, während er dem Brasilianer ein Käsebrot spendiert. Als Massa beim Qualifying die Pole Position holt, schrillen bei der Scuderia die Alarmglocken. Daraufhin schlägt Teamplayer Massa vor, im Sinne der Weltmeisterschaft an seinem Auto das Getriebe zu wechseln, übersieht dabei aber, dass Teamkollege Alonso durch die „absolut reglementskonforme Aktion“ keinen Platz gutmacht. Der Spanier hatte sich nur als Elfter klassifiziert. In einem ereignisarmen Rennen mit gerade einmal neun Führungswechseln gewinnt McLaren-Neuzugang Sergio Pérez. Sein reifenschonender Fahrstil erlaubt es dem Mexikaner, auf einen Boxenstopp gänzlich zu verzichten. Vettel und Webber feiern als perplexer Zweiter und Dritter mit gebremstem Schaum. Der Einspruch von Red Bull wird abgewiesen, was Teamberater Dr. Helmut Marko die Zornesröte ins Gesicht treibt. Mercedes hat über den Winter hart an der Performance gearbeitet. Davon profitiert Lewis Hamilton, der in seinem ersten Grand Prix für die Silberpfeile einen beachtlichen fünfzehnten Rang nach Hause fährt. Norbert Haug sendet in einer eiligst anberaumten Videobotschaft Gratulationen ans andere Ende der Welt. Er habe immer an die Stärke von Mercedes geglaubt, jubiliert der ehemalige Motorsportchef gerührt.
GP Malaysia
Romain Grosjean knüpft 2013 nahtlos an seine bekannten Leistungen an. In Melbourne geriet er mit Alonso in der ersten Kurve aneinander, nun segelt er im niederprasselnden Dauerregen von Sepang wie ein U-Boot durch sämtliche bunte Hindernisse, die Rennautos verflixt ähnlich sehen. Die FIA freut‘s: Endlich stimmt der Unterhaltungswert. Sebastian Vettel ist auf dem Weg zu einem ungefährdeten Sieg und liegt mit 56 Sekunden Vorsprung an der Spitze, ehe ihm beim Überrunden ein Hinterbänkler drei Zehntel kostet. Vettel ist außer sich vor Wut. Er fuchtelt so wild mit den Armen herum, dass er die Konzentration verliert und von der Piste gespült wird. Felipe Massa übernimmt Platz eins, muss vor dem hauseigenen Kommandostand allerdings anhalten und zur Pizza-Pasta-Pause einkehren, damit Fernando Alonso aufschließen kann. Nach dem vierten Nachschlag steigt Massa wieder ins Auto und leistet seinem Boss den notwendigen Geleitschutz ins Ziel. Auf der Pressekonferenz ist Alonso schier aus dem Häuschen: „Ich befinde mich in der Form meines Lebens!“
GP China
Im Vorjahr triumphierte Nico Rosberg noch in Schanghai. Entsprechend motiviert geht er ins Rennen, leidet jedoch an der Gefräßigkeit seines Mercedes auf Reifen-Gummi. Selbst die verzweifelten Versuche der Ingenieure, den hungrigen Wagen mit Lakritze und Weingummis zu sättigen, schlagen fehl. Ein Problem besonders für Hamilton, der erste Giftpfeile via Twitter verschießt. Deshalb und angesichts der geteilten zehnten Startreihe steht Daimler-Boss Zetsche der Schnauzbart zu Berge. Am Rennsonntag bewahrt Pastor Maldonado die Sternträger vor dem Offenbaren ihrer nicht vorhandenen Konkurrenzfähigkeit: Der Hitzkopf nimmt beide Mercedes-Autos schon am Start auf die Hörner, erhält dafür zwei Durchfahrtsstrafen aufgebrummt und gewinnt am Ende souverän. Red Bull in Person von Doktor Marko denkt laut an eine Verschwörung.
GP Bahrain
Abermals schaukeln sich heftige Diskussionen hoch, ob der Grand Prix inmitten der blutigen Auseinandersetzungen ausgetragen werden darf. Vor Ort zeigt sich Bernie Ecclestone uneinsichtig und argumentiert, schlechte PR sei besser als gar keine. RTL sieht das genauso und passt sich dem vorgegebenem Level in seiner Berichterstattung an - der Sender liefert einfach die gewohnten Qualitätsstandards. Auf der Strecke solidarisiert sich Grosjean durch ein rebellisches Zweikampfverhalten mit der Umwelt. Nachdem er alle sechs vor ihm platzierten Autos in die Wüste geschickt hat (welch eine Metapher!), holt er sich nicht nur den Siegespokal, sondern auch einen Werbevertrag bei einer Kfz-Versicherungsgruppe.
GP Spanien
Bei Lotus-Kollege Kimi Raikkönen läuft es zu Saisonbeginn dagegen nicht wunschgemäß. Nach vier vierten Plätzen in Folge ist Kimis Geduldsfaden zum Zerreißen angespannt. Seit dem GP China hat der Finne sein Gesprächsvolumen mit dem Team nochmals halbiert. Die Konversation beschränkt sich inzwischen auf die morgendliche Begrüßung und eine - von Herzen kommende - Verabschiedung zu Arbeitsende. Raikkönens Renningenieur wechselt in Spanien bereits zum dritten Mal. Der inflationäre Verschleiß ist in psychischen Schäden der beiden vorherigen Probanden begründet, die sich in Nervenheilanstalten aufgrund monotoner Eindimensionalität behandeln lassen müssen. Mit der neuen Besetzung aber scheint Lotus ein Glücksgriff zu gelingen. Das Team nimmt einen radikalen Richtungswechsel vor und setzt seinem Star-Piloten ein Plappermaul auf‘s Ohr. Der pfiffige Gedanke: Kimi solle das dringende Verlangen verspüren, so schnell wie möglich das Ziel zu erreichen, um vom andauernden Redefluss erlöst zu werden. Der Trick geht auf, und nachdem Raikkönen in Spanien gewinnt, erwägt Lotus fortan den abwechselnden Einsatz von Reiner Calmund und Daniela Katzenberger.
GP Monaco
Weil die Ergebnisse bisher hinter den Erwartungen von Krösus Red Bull zurückgeblieben sind, schaltet Konsultant Helmut Marko einen Anwalt ein - sich selbst. Der misstrauische Österreicher dreht jeden Stein im Brause-Laden um und vermutet schließlich, dass Design-Genie Adrian Newey von den reaktivierten Formula Unas - den hübschen Frauen auf High-Heels in der Box - zu sehr abgelenkt wird. Daraufhin regiert Marko mit eiserner Hand. Er verordnet die Entsorgung der Damen in den zahlreichen Swimming Pools im Hafen Monte Carlos. Prompt verbessert sich Weltmeister Vettel im Qualifikationstraining um 1,8 Sekunden - Bestzeit. Fernando Alonso, seines Zeichens geschlagener Dreizehnter, blafft frustriert auf Twitter: „Ich fahre nicht gegen Vettel, ich fahre gegen die Formula Unas!“ RTL II unterbreitet Helmut Marko ein Angebot zur Teilnahme an der Reality-Soap „Frauentausch“, welches der Doktor annimmt.
GP Kanada
Unbeobachtet von der Öffentlichkeit hat Nico Hülkenberg mit kontinuierlich sauberer Performance die Tabellenführung im Fahrer-Ranking eingenommen. Bei Ferrari ärgern sie sich, zu Gunsten Felipe Massas auf dieses Juwel verzichtet zu haben. Die unterirdischen Leistungen des derzeitigen WM-Zweiten - in Montreal gewinnt er nur mit hauchdünnem Vorsprung - machen dessen Verbleib über die Saisonmitte hinaus mehr als unwahrscheinlich. Fernando Alonso streicht seinem Wasserträger einstweilen das Frühstück. Das amüsiert Lewis Hamilton, doch im Übermut begeht er einen Fehler: Der Engländer twittert seinen privaten Speiseplan. Chef-Kontrolleur Niki Lauda ist erbost ob dieser unverzeihlichen Verbreitung interner Daten. Er kennt kein Pardon und kürzt Hamilton die Mahlzeiten auf social-media-Happen. Strafe muss sein. Mercedes nutzt die Gunst der Stunde, indem sie den nach Nahrung gierenden Schlund des Autos mit Hamiltons Essens-Ration versorgen - in einer Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung, dass der Silber-Bolide doch endlich seinen Hunger auf Pirelli-Hinterreifen bändigen möge. Lauda wirbt um Verständnis: „Wir haben nichts zu verschenken.“
+++ Weiter geht‘s mit dem zweiten Teil. Journey von England nach Amerika +++
GP Großbritannien
Mark Webber steht auf dem Abstellgleis. Red Bull setzt auf die Jugend und gibt die Verpflichtung von Rubens Barrichello zur kommenden Saison bekannt. Da für den England-GP eine Schlechtwetterfront angekündigt ist, hatten die Österreicher auch Regenkünstler Michael Schumacher kontaktiert, aber aus dessen Sommer-Residenz eine Abfuhr erteilt bekommen. So rüstet Red Bull die Autos auf Geheiß von Ober-Guru Newey vorne mit Slicks und hinten mit Intermediates aus. Ein Schuss in den Ofen. Webbers zweiter Platz ist ein Fall für die erbarmungslosen Regelhüter der FIA, wohingegen Vettel aufgrund der heißen Temperaturen (plus sechs Grad) die Lichtmaschine kollabiert. Es siegt Raikkönen, der sich auch von den Kommentaren von Teilzeit-Renningenieur Cindy aus Marzahn nicht aus der Ruhe bringen lässt.
GP Deutschland
Kurz vor der Saisonhalbzeit verzieht Chefvermarkter Ecclestone grimmig die Miene. Trotz acht verschiedener Sieger in den ersten acht Rennen empfindet der Brite das Jahr als farb-, witz- und Schumacher-los. Sein dringlicher Appell: „Wir müssen den Leuten eine gute Show bieten!“ Bernies Laune bessert sich erst, als ihm sein Verhandlungsgeschick dazu verhilft, spektakuläre zukünftige Austragungsorte an Land zu ziehen. Bald sollen anstatt der entbehrlichen Läufe in Silverstone und Monza der Große Preis von Usbekistan und ein Rennen in Timbuktu ausgetragen werden. Neue Märkte erschließt Eccelstone zudem mit einem weiteren Grand Prix im Nahen Osten: Auf dem Lausitzring. Überhaupt dreht sich alles um Formalitäten und Personalien. Fernando Alonso, mittlerweile Ferrari-Inhaber, verlängert seinen bis 2016 laufenden Vertrag langfristig. Aus Team-Kreisen ist die exakte Laufzeit zunächst nicht zu vernehmen. Erst investigative RTL-Recherchen bringen die Wahrheit ans Licht: Alonso wird bei den Italienern bis zur Verrentung fahren, denn eine Vertragsklausel bewirkt die automatische Ausdehnung des Kontrakts bis zur Fertigstellung des Berliner Flughafens.
GP Ungarn
Ecclestones Rundumschlag vom vergangenen Wochenende zeigt Wirkung. Wegen der traditionell Prozessions-artigen Rennverläufe in Budapest wurden profilierte Entertainer für die Formel 1 engagiert. Beispielsweise schreibt von nun an Steven Spielberg die Grand Prix-Drehbücher. Darüber hinaus heizt Robbie Williams der Meute im Red Bull-Zelt mächtig ein, wodurch Adrian Newey aus dem Gleichgewicht gebracht wird und Sebastian Vettels Qualifying-Zeiten schlagartig wieder enorm ansteigen. Alonso ätzt: „Ich habe es ja immer gewusst. Ich fahre nicht gegen Vettel, sondern gegen Robbie Williams!“ Der schlechte Ruf des Dreifach-Champions, nur mit überlegenem Material glänzen zu können, verfestigt sich mit jeder Textzeile, die Williams erfolgreich anbringt. Doktor Helmut Marko wittert eine üble Hetzkampagne. Er verständigt das oberste Schiedsgericht.
GP Belgien
Zum Auftakt der zweiten Saisonhälfte rangiert Nico Hülkenberg nach wie vor unangefochten auf dem ersten Platz der Gesamtwertung. Von derartigen Höhen kann Felipe Massa leider nur träumen. Spätestens nach einem indiskutablen dritten Rang in Spa ist das Fass zum Überlaufen gebracht. Obwohl sich der gutmütige Brasilianer bereit erklärt hatte, Teamkapitän Alonso sein übriges Motor-Kontingent zur Verfügung zu stellen, setzt die Scuderia ihm den roten Stuhl vor die Tür. In der Pressemitteilung ist die Rede von mangelnder Kooperationsbereitschaft, Egozentrik und atmosphärischen Störungen. Die BILD-Zeitung verbreitet Gerüchte, wonach Michael S. aus Kerpen sein Trainingspensum intensiviert haben soll. Das Rennen in Spa gerät deshalb beinahe zur Nebensache, und hätte nicht Romain Grosjean seinen privaten Schrottplatz um ein paar Exemplare erweitert, würde sich heute niemand mehr an den Button-Sieg erinnern. Traurig, aber wahr.
GP Italien
Was treibt eigentlich Mercedes? Der selbsternannte Titelfavorit hat sich in der Zwischenzeit kontinuierlich weiterentwickelt: Mit voller Kraft voraus ans Ende des Feldes. Als Vorbereitung auf Monza sieht sich Lewis Hamilton den brandneuen Hollywood-Thriller „Reifenflüsterer“ dreimal hintereinander an, bis er die Dramaturgie verinnerlicht hat und entsprechende Lehren daraus ziehen kann. Sein Arbeitsgerät gleicht nach einem umfangreichen optischen Facelift eher einem aus Ersatzteilen zusammengeschraubten Flickenteppich; das Fahrerlager spricht anerkennend von einem „Modell Carmen Geiss“. Vorzeige-Mitarbeiter Hamilton fokussiert sich gewissenhaft auf das, was er am Besten kann: Twittern. Über eine Million Follower staunen, als ihnen Hamilton beim Rennstart live aus dem Cockpit virtuelle Grüße hinterlässt. Der dadurch entstandene Zeitverlust für den Mercedes-Mann hält sich im Rahmen - Langsamkeit und ihre Vorzüge. Alonso schafft beim Heimspiel einen frenetisch gefeierten neunten Rang und wird von Ferrari mit einer satten, seinen Fähigkeiten angepassten Gehaltserhöhung belohnt. BILD erhält prominente Unterstützung bei der Spurensuche in Kerpener Fitnesscentern: RTL hilft gerne.
GP Singapur
Das Nachtrennen entpuppt sich erneut als Knüller: Fünf Safety Car-Phasen infolge mehrerer Unfälle schieben das Feld jeweils wieder zusammen. Irgendwann aber geben auch die Crash-erprobten Chassis von Grosjean und Maldonado nach etlichen Demolierungen ihren Geist auf. Toro Rosso-Pilot Jean-Éric Vergne überkommt plötzlich ein dunkler Schauer aus der letzten Saison. In böser Befürchtung eines krachenden Auffahrunfalls entscheidet sich der Franzose gegen das Bremsen vor einer Kurve, um Blechschaden zu vermeiden. Kaum in der Auslaufzone gestrandet, entsinnt er sich des Karriereendes Michael Schumachers. Weil Adrian Newey noch immer nicht hundertprozentig zu seiner inneren Ausgeglichenheit gefunden hat, dümpelt Red Bull-Nummer eins Vettel im grauen Mittelfeld umher, während Mark Webber in Singapur gewinnt. Doktor Marko hat sich ein Schweigegelübde auferlegt. Parallel dazu kontaktiert er vorsorglich das Weiße Haus.
GP Korea - GP Abu Dhabi
In Singapur begann die ausschweifende Asien-Tournee des Kalenders. Aus Angst vor so manch zäher Operette treten in Korea, Japan, Indien und Abu Dhabi alternierend Justin Bieber, Rihanna, Jennifer Lopez und Adele auf. Justin Bieber deswegen in Korea, weil sein Formel 1-Auftritt einerseits für Aufsehen sorgen und andererseits wenig Zuhörer am eigenen Leib malträtieren soll. Ecclestone hat im Voraus potentielle Schmerzensgeldzahlungen in seine Überlegungen einkalkuliert. Ein alter Hase eben, der Bernie. Rein sportlich gesehen gestaltet sich die Saison für Titelverteidiger Vettel weiterhin wie ein Börsenkurs. Mal rauf, mal runter, je nach künstlerischer Entfaltung von Newey. Abseits des Rüstungskampfes hechelt Mercedes den unmittelbaren Rivalen hinterher. Auf Caterham fehlen 1,1 Sekunden. Nico Rosberg und Lewis Hamilton orientieren sich längst anderweitig. Der Brite simst eifrig mit Martin Whitmarsh, im Rosberg-Clan versucht Vater Keke seinen Stammhalter in einem ambitionierten GP2-Team unterzubringen. McLaren verzeichnet in Abu Dhabi im Übrigen die Technik-Ausfälle numero elf und zwölf in diesem Jahr. Dafür sind die Boxenstopps eine Klasse für sich. In Japan wird erstmalig die magische Ein-Sekunden-Schallmauer unterboten: 0, 976 Sekunden - so fix ist noch nicht einmal Italiens Ex-Ministerpräsident Berlusconi, wenn es in den Nahkampf mit Gummi geht...
GP USA
Man ahnte es. Die bombastische Austin-Premiere 2012 war eine Eintagsfliege. Kaum ist der Reiz des Neuen verflogen, verirrt sich der Durchschnitts-Ami nicht mehr zur Formel 1. Als kleine Aufmerksamkeit für diejenigen, deren Navi verrückt spielte oder die sogar tatsächlich anreisen wollten, bieten die Piloten einen Extra-Service: Bei der Einlasskontrolle werden die Fans von jedem Fahrer persönlich mit Handschlag begrüßt. Nach zwanzig Minuten ist der Spuk vorbei. Die FIA aber reagiert trotzig. Per Rundmail konfrontiert sie die verdutzten Teams mit einer Regeländerung. Ab sofort stehen alle Manöver, die ohne DRS vollzogen werden, auf dem Index. Wer den Vordermann dennoch in old-school-Manier zu übertölpeln versucht, den belegen die Renn-Stewards mit empfindlichen Sanktionen individueller Natur. Bei Hamilton und Alonso etwa werden die Twitter-Accounts für eine Stunde gesperrt. Das schreckt ab. Und so bekommen die begeisterten Zuschauer faszinierende Szenen für ihr Geld geboten - nämlich, als die Toten Hosen die US-Nationalhymne intonieren. Ach ja, den Sieg holt sich Williams-Finne Valtteri Bottas. Aber den kennen die meisten Besucher erstens nicht. Zweitens erfahren sie davon im Autoradio.
Wer wird Weltmeister? Was machen Sebi, Ferdi, Kimi? Was Schumi? Die Antworten im dritten Teil...
+++ Kurz vor Advent geht es noch einmal hoch her in Bernies familiengerechtem Zirkus. Luftseilakrobatische Hochseiltänzer sind nichts gegen die letzte Aufführung des brummenden Streichelzoos zwischen den Seen in Sao Paulo +++
GP Brasilien
Finale Grande! Nein, eigentlich nicht. Nico Hülkenberg steht schon seit einem Monat als Weltmeister fest. Der Sauber-Pilot fuhr als Einziger konstant und fehlerlos. Ferraris Intention in Sao Paulo besteht darin, den WM-Elften Fernando Alonso noch unter die Top Ten zu schleusen. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht. In einer Nacht - und Nebelaktion verstecken sie bei Felipe Massa - der eine zweite Chance erhalten hatte - den rechten Vorderreifen. Tags darauf schildern die Italiener die Vorfälle im Detail und erklären Massas Renn-Verzicht mit den Worten: „Andere würden lügen, wir aber wollen transparent und ehrlich sein.“ Neu-Kirchenoberhaupt Fernando Alonso verweigert jedoch den päpstlichen Segen: „Ein Samurai gibt niemals auf. Wenn sie ihm den rechten Vorderreifen wegnehmen, dann entledigt er sich auch der anderen drei Reifen und zieht auf der Felge in die Schlacht.“ Am Ende verpasst der Gepriesene als sicherer Dreizehnter die Punkteränge.
Die Iceman-Fassade ist geknackt. Ein sichtlicht unter Schock stehender Kimi Raikkönen wirft ermattet das Handtuch, weil ihm schon im zweiten Jahr in Folge sämtliche Fluchttüren in Brasilien versperrt werden. Diese seien allerdings bitter nötig, um ein Entkommen von Renningenieur Philipp Rösler zu ermöglichen, meint der ausgelaugte Finne. Mitleidige Blicke der umstehenden Reporter bestärken ihn in seiner Meinung. Abgesehen davon habe ihm die ab 2014 geltende Zwei-Promille-Grenze bei den Rennen die Entscheidung erheblich erleichtert, fügt Raikkönen achselzuckend hinzu. Zum Ausstand gibt er siebzehn Lokalrunden aus.
Sebastian Vettel verliert das Red Bull-interne Duell gegen Mark Webber eindeutig mit 3:16. Helmut Marko nimmt den Deutschen (WM-Sechster) in Welpenschutz und schimpft stattdessen wie ein Rohrspatz auf Webber (Vize-Weltmeister), der seinen Teamkollegen in Kanada in der neunundzwanzigsten Runde durch eine falsche Linienwahl in Kurve acht irritiert und damit um alle WM-Chancen gebracht hätte. Dem besitzergreifenden Plädoyer des Juristen Marko kann Webber verständlicherweise nichts entgegensetzen. Auf elitepartner.de sucht er einen neuen Arbeitgeber. Genau wie Lewis Hamilton, der sich seit dem GP Abu Dhabi vorläufig aus der Formel 1 verabschiedet hatte mit der Begründung, er brauche eine „schöpferische Pause“. Zwei Tage später enthüllte BILD die wirklichen Hintergründe: Hamiltons Smartphone-Ladekabel war verlorenen gegangen. Das hatte den Briten in einen tiefen innerlichen Konflikt gestürzt. Allen Weihungen Alonsos zum Trotz.
Unterdessen erkennt Mercedes die gigantischen Potentiale des Innovationsmanagements. Die Fast-Weltmeister lackieren das Auto in einem satten Dunkelgrün, um dem üblichen Sprachusus von der Silber-Gurke auch auf Marketingebene nachzukommen. Ein cleverer Schachzug, und durch die Fusion mit einer österreichischen Lebensmittelkette erhält die Garage eine zeitgemäße Ausstattung in Form zahlloser Obst - und Gemüse-Regale. Feinkost, versteht sich. Kleiner Schönheitsfehler: Das Mindesthaltbarkeitsdatum.
Was lange währt, wird endlich gut, meinen dagegen zwei andere Gourmets. Romain Grosjean und Pastor Maldonado rufen die Initiative „Vorsicht im Straßenverkehr“ ins Leben. Beide Piloten nehmen eine Funktion als Schirmherr ein. Den großen Hammer hebt sich die Formel 1 für zwei Tage vor Weihnachten auf. Am 23. Dezember sendet RTL ein „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“-Spezial über Michael Schumacher. Thema ist das geplatzte Comeback der Renn-Legende. Obwohl sich seine Fitnesswerte auf dem Niveau eines voll austrainierten 21-jährigen befinden, muss Schumacher der geschockten Scuderia Alonso schweren Herzens mitteilen, nicht als Massa-Ersatz ins Cockpit klettern zu können. Ein Drei-Jahres-Vertrag lag bereits ausgehandelt in der Schublade, doch erneut beendet Schumachers fragile Zone die angehäuften Träumereien: Beim Rodeo-Reiten auf seiner Ranch hatte er sich im Sommer das Genick verstaucht.
Anmerkung am Rande: Alle Charaktere sind frei erfunden und Ähnlichkeiten mit natürlichen Personen rein zufällig. Was auch sonst!?