Die Formel-1 soll 2017 ein neues Gesicht bekommen. In die Diskussionen darüber, wie das Gesicht dieser Formel-1 genau aussehen soll, wird auch der Zeitplan am Wochenende eingebunden. Die genauen Details sind noch nicht ausgearbeitet, aber zentral geht es um ein Sprintrennen am Samstag.
Die gute Nachricht vorweg: Es wird kein GP2-Modell geben, wonach für eines der Rennen Startaufstellungen umgedreht oder Ballastgewichte verteilt werden. Solche künstlichen Spannungselemente sind in Nachwuchsserien, in denen auch das Überholen geschult werden sollte, durchaus akzeptabel, nicht aber in der Königsklasse des Rennsports. Zumindest das sehen die Teamchefs innerhalb der Strategiegruppe ein.
Was sie aber nicht sehen: Bei all der Kritik – und derzeit hagelt es ja nur so von Kritiken – am GP-Sport konnte man eines kaum vernehmen: Kritik am aktuellen Wochenendformat. Manche wollen die GP-Distanz etwas verkürzen, die meisten aber finden: Die Renndistanz ist etwas, was in der Formel-1 seit Jahrzehnten nicht mehr angefasst wurde – und vielleicht auch deshalb wunderbar funktioniert. Wer hier jetzt eine Baustelle eröffnet, der will nur nicht an den tatsächlichen Baustellen arbeiten – und schafft eine oder viele neue Baustellen. Völlig unnötigerweise.
Sprintrennen für Ersatzfahrer?
Um welche Ideen handelt es sich konkret? Angedacht ist eine Quali-Session am Samstagmorgen anstelle des dritten Freien Trainings. Am Nachmittag findet ein kleines Sprintrennen statt. Am Sonntagmorgen erfolgt dann das Qualifying für den eigentlichen Grand Prix am Nachmittag. Punkte soll es nur für den Grand Prix geben, was das Sprintrennen eigentlich wieder zur unnötigen Farce macht. Keiner wird einen Schaden am Wagen riskieren, nur um ein unbedeutendes Rennen zu gewinnen. Der einzige Vorteil: Durch den Wegfall des Samstagstrainings dürfte auch am Freitag mehr gefahren werden. Aber ob diese Rechnung aufgeht, darf auch bezweifelt werden: Wegen den beschränkten Teilen etwa beim Motor wird so wenig wie möglich gefahren.
Um das Sprintrennen nicht ganz unnötig erscheinen zu lassen, wird auch darüber diskutiert, dass die Ersatzfahrer dieses Sprintrennen bestreiten dürfen. Der Sieger dürfte dann auch am Sonntag mitfahren. Auf dem ersten Blick klingt das interessant, auf dem zweiten Blick aber eröffnen sich diverse Problemfelder.
Es müssten zwei Ersatzfahrer pro Team starten, denn wer will ein Rennen mit zehn oder elf Fahrzeugen am Start stehen, wovon – aktuell Mercedes – in der Regel ja auch eines dominiert? Die kleinen Teams mahnen vor allem die Kosten an: Je mehr gefahren wird, desto mehr müssen die Teams ausgeben. Damit die kleinen Rennställe finanziell das tragen können, dürften sie verstärkt auf Bezahlfahrer setzen. Mit der Gefahr, dass sie die Fahrzeuge verschrotten und damit die Stammfahrer darunter leiden könnten. Außerdem müssten zumindest die besseren Teams wieder ein drittes Fahrzeug an die Strecken schippern, damit der Sieger überhaupt am Grand Prix teilnehmen kann. Und dann stellt sich die Frage: Darf der dann auch regulär punkten?
Rahmenprogramm würde leiden
Und was ist eigentlich mit den Rahmenserien? Die Rennwochenenden sind jetzt schon voll bepackt. Gerade den Zuschauern vor Ort wird mit dem Rahmenprogramm bestehend aus Porsche-Supercup, GP2 und GP3 von morgens bis abends bester Rennsport geboten. Die meisten dieser Veranstaltungen werden zwar nicht im Fernsehen übertragen, aber ist es dem Fan wirklich zuzumuten, den ganzen Tag Formel-1 zu schauen um nichts zu verpassen? Immerhin könnte das Rahmenprogramm ohnehin verändert werden, weil die GP2 ein offizielles Angebot abgegeben hat, zur neuen Formel-2 zu werden, die vom Automobilweltverband FIA installiert werden soll. Noch ist ungewiss, ob diese Formel-2 stets im Rahmenprogramm der Formel-1 anzutreffen sein wird.