Mav05 hat geschrieben:
Gehört zwar nur bedingt zum Thema - aber das "Nein!" der Hamburger zu Olympia passt irgendwie glänzend zur Kritik an den deutschen F1-Fans (nach Mexico) und zur Tatsache dass ein Deutschland-GP eben keine Selbstverständlichkeit mehr ist! Peinlich, peinlich! Armes Deutschland!
Sorry aber als Hamburger der mit NEIN gestimmt hat und darauf sehr stolz ist muss ich da energisch widersprechen.
1. War die Kostenfrage nicht geklärt. Erst heute gab es Presseberichte, dass der Bund keineswegs die mehr als 6 Mrd. beigesteuert hätte, die offiziell gefordert wurden. Und bei den versprochenen gut 11 Mrd. Kosten für Olympia wäre es mit Sicherheit auch nicht geblieben. Dafür ist der Deutsche (Flughafen BER, Stuttgart 21 etc.) und speziell auch der Hamburger (Elbphilharmonie) zu sehr ein gebranntes Kind.
2. Die Leute, die nicht in Hamburg leben, haben natürlich gut reden.
Aber als Hamburger mag man darüber noch kritischer denken, denn durch Olympia steigen nachweislich auch die Mieten (siehe London) - und die sind in Hamburg schon heute pervers hoch.
Ich weiß ja nicht wo du lebst, aber wenn du Olympia so toll findest und bereit bist dafür auch höhere Lebenshaltungskosten in Kauf zu nehmen, kannst du ja eine Olympia-Bewerbung für deine Stadt organisieren.
3. Olympia ist nicht der typische Breitensport wie Fussball oder Formel 1.
4. Im Vergleich zum Fussball oder der Formel 1 fehlt für Olympia eben auch weitestgehend die Infrastruktur bzw. die Sportstätten, womit wir wieder beim Kostenthema wären. Fussballstadien und Rennstrecken sind jedenfalls da.
5. Der Vergleich mit der F1 hinkt einfach gewaltig.
Olympia ist eine einmalige Sache und kostet wie schon erwähnt mindestens 11 Mrd. Ein F1-Rennen hat man über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte, die Kosten liegen bei vergleichsweise nur läppischen 20-50 Mio. im Jahr. Und selbst diese Kosten wurden in der Vergangenheit maximal zu einem Bruchteil von den Steuerzahlern getragen.
Letztlich hat sich die Politik blamiert. Die Hamburger haben ebenso wie die Münchner 2013 demokratisch abgestimmt und das ist auch gut so. Wenn ich jetzt sehe wie sich die Politik und Sportler aufregen, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Aber auch Lachen.
Allerdings bin ich sicher, dass das Ergebnis ohne DFB-Skandal, ohne den Terror in Paris und ohne die Flüchtlingskrise durchaus pro Olympia ausgegangen wäre. Da kamen pünktlich zur Abstimmung einfach Dinge zusammen, die eine Olympia-Bewerbung nicht begünstigt haben. Die Menschen haben gerade andere Sorgen als eine Großveranstaltung bei der klar absehbar ist, dass die Finanzierung weder gesichert noch verlässlich dimensioniert ist.
Die meisten Leute in meinem Umfeld hier in HH waren jedenfalls dagegen und haben auch entsprechend abgestimmt. Und das gilt es zu tolerieren.