Meine Analyse zu den Regeländerungen (Teil 1). Was ist eure Meinung dazu?
Die Ergebnisse der Strategiegruppen-Sitzung sind durchwachsen. Was Fans vor allem begeistern dürfte: Die Formel-1 soll ab 2017 zwischen fünf bis sechs Sekunden schneller werden als sie derzeit ist. Der Spanien-GP hat gezeigt: Das ist auch dringend notwendig!
Will Stevens war in Barcelona wieder der schnellere der beiden Manor-Fahrer. Er sicherte sich so Startplatz 19. Seine Zeit hätte im GP2-Qualifying gerade Mal für Rang 22 in der Startaufstellung gelangt! Nun mag man einwerfen, dass Manor das Hinterbänklerteam der Formel-1 ist und auch mit großem Abstand die Rote Laterne innehat. Auf der anderen Seite muss man aber auch festhalten, dass der Rückstand gar nicht so riesig ist, die Qualihürde jedenfalls meistert Manor längst ohne Probleme.
Die Formel-1 ist zu langsam. Die schnellste Phase war wohl die Saison 2004. Je nach Rennstrecke fehlen auf die damaligen Zeiten heute bis zu fünf Sekunden. Die Gründe sind vielschichtig: Schlechtere Reifen, reduzierte Aerodynamik, längere Haltbarkeitsanforderungen an Teile, auch der Motor spielt gewiss eine Rolle, wenn auch keine tragende.
Nachtanken wieder erlaubt
Das Problem der langsamen Formel-1: Sie suggeriert den Fans, dass sie viel zu leicht ist. Das stimmt auch und wird durch die Tatsache belegt, dass mit Max Verstappen ein 17-Jähriger mit nur äußerst geringer Formel-Erfahrung auf Anhieb starke Leistungen zeigen kann. Aber dass die Formel-1 so einfach ist, liegt nicht nur am geringeren Tempo. Auch andere Rahmenbedingungen wie Spritsparen, Reifensparen und vor allem asphaltierte Auslaufzonen vermitteln den Fans den Eindruck, dass die besten Fahrer der Welt gar nicht mehr am Limit fahren. Als Lewis Hamilton in Barcelona seine Taktik umstellte, um mit drei statt zwei Stopps an Sebastian Vettel vorbeizukommen, musste er wieder knallhart Qualirunde um Qualirunde auf den Asphalt brennen. Sehr zum Vergnügen der Fans. Endlich standen nicht Reifenschonen und auf Teile achten im Vordergrund.
Höheres Tempo wird der Formel-1 gut zu Gesicht stehen. Irgendwie gerät man auch immer mehr in Erklärungsnot, wenn GP2-Teams mit einem Bruchteil des Budgets (fünf statt 300 Millionen Euro) fast genauso schnell wie die F1-Mannschaften sind. Die Strategiegruppe hat auch erste Rahmenbedingungen genannt, wie man die Rundenzeit der F1-Flitzer drücken will.
Zunächst einmal wird das Nachtanken wieder erlaubt. Das stößt schon auf viele kritische Stimmen: Zu gefährlich, zu teuer, zu wahrscheinlich, dass die F1-Piloten jetzt mit dem Überholen wieder warten und das Ganze in der Boxengasse strategisch regeln. Alle Argumente sind aber zu widerlegen: Die Kosten und die Gefährlichkeit lassen sich regeln, in dem ein einheitliches Tanksystem verwendet wird. Und was das Überholen betrifft: Der Mercedes war in Barcelona 45 Sekunden schneller unterwegs als der Ferrari – und trotzdem kam Hamilton nur durch die Strategie an Vettel vorbei. Er konnte nicht einmal einen Angriffsversuch starten. Das lag auch etwas am Streckenprofil und sowieso an den schwer zu überholenden F1-Fahrzeuge, aber das liegt zu einem nicht geringeren Prozentsatz an den Reifen. Immer wieder beschweren sich die Fahrer, dass die Reifen im Windschatten und erst Recht im Zweikampf einfach in die Knie gehen.
Wieder breitere Reifen
Wenn das Nachtanken wieder erlaubt wird, dann dürften auch die Reifen wieder haltbarer konstruiert werden. Der Reifenverschleiß sollte dann eigentlich keine Rolle mehr spielen. Bessere Reifen drücken die Rundenzeiten, auch wenn das Benzinlimit von 100 Kilogramm Benzin pro Rennen bestehen bleibt. Sinnvollerweise.
Die Reifen sollen aber nicht nur haltbarer, sondern auch breiter werden. Wie breit, dazu gibt es bislang noch keine konkreten Zahlen. Breitere Reifen führen zu einer besseren Mechanik des Fahrzeugs und damit zu schnelleren Rundenzeiten. Abgesehen davon schauen breite Reifen einfach besser aus – auch deswegen besitzen die F1-Boliden der 70er Jahre einen solchen Kultstatus. Die Optik der F1-Boliden soll 2017 allgemein viel aggressiver werden. Auch hier sind aber noch keine Details bekannt.
Auch die Aerodynamik der Boliden soll sich verändern – ebenfalls mit dem Ziel, die Rundenzeiten zu senken. Details müssen noch ausgearbeitet werden, denn seit 2009 führt die Formel-1 regelmäßig aerodynamische Beschneidungen durch. Erstens uferten die Flügelgewächse 2008 aus, zweitens aber erzeugen sie noch mehr „Dirty Air“, also Luftverwirbelungen, die es dem Hinterherfahrenden fast schon unmöglich machen, zu überholen. Ein perfektes aerodynamisches Reglement auszuarbeiten wird daher nicht einfach.
Ferner sollen die Autos auch wieder leichter werden. Seit Jahren wird das Mindestgewicht Stück für Stück erhöht. Inzwischen müssen sie mit Fahrer 702 Kilogramm wiegen – 100 mehr als noch vor fünf Jahren.
Und schließlich werden die Drehzahlen der aktuellen Motoren erhöht um damit gleichzeitig auch die Soundkulisse zu stärken. Immer wieder wird über den leisen Sound der F1-Motoren geklagt.