Die Motorenrevolution kam nicht gut an. Für 2016 sollen die Hersteller daher ein neues Motorenreglement ausarbeiten. Die ersten Ideen schwirren umher. Auch eine Rückkehr zu V8-Motoren ist nicht gänzlich ausgeschlossen. Einen ganz neuen Weg wird man aber wohl nicht gehen.
Mit den Turbo-Hybrid-Motoren wollte man 2014 einen ökologischen Weg in der Formel-1 einschlagen: Weniger Benzinverbrauch, mehr aus Wärme und Bremsenergie rückgewonnene Energie zum Antrieb, weniger veraltete Technik. Die Ingenieure haben mit der neuen Motorenformel sicherlich ihre Freude, auch wenn wie seit einigen Jahren gilt: Das Reglement ist zu eng geschnürt, die Freiheiten zu gering. Doch dieser Trend wird sich wohl erst einmal nicht mehr umändern lassen. Das wollen die Regelersteller aus verschiedenen Gründen wie wachsender Zeitabstände zwischen den Boliden, höhere Kosten etc. nicht.
Das Motorenreglement 2014 brachte viele Nachteile mit sich. Dass Mercedes seither die Formel-1 dominiert, ist ein überschaubarer Makel: Dominierende Teams hat es in der Geschichte der Formel-1 schon immer gegeben und wird es auch immer geben. Mercedes gestaltete die WM durch das offene Duell zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg außerdem durchaus spannend. Das Problem hierbei ist aber: Die Konkurrenz kann wegen den stark eingeschränkten Entwicklungsspielräumen den Rückstand kaum wieder aufholen. Das schreckt auch Hersteller ab, die gerne in die Formel-1 einsteigen würden. Wer einmal hinterherfährt, hat bis 2020 keine Chance mehr aufzuholen. Solange sollten die Motoren ja ursprünglich eingesetzt werden.
Viele Nachteile
Ein viel größerer Nachteil sind die hohen Kosten. Die Teams ab dem hinteren Mittelfeld abwärts kämpften zwar schon 2013 ums Überleben, aber weil die Kosten für die Motoren sich mehr als verdoppelt haben, sind schon zwei Teams eingegangen und der Überlebenskampf bei Force India, Sauber und Lotus ist zumindest nicht einfacher geworden.
Der vielleicht größte Nachteil ist aber, dass die Mehrheit der Fans die Motoren nicht gut findet. Der Sound ist zu leise, die Technik zu komplex, die F1-Fahrer wirken nicht mehr, als würden sie am Limit fahren. Zwar scheint das Benzinlimit gar nicht so das große Problem zu sein, sondern die limitierenden Faktoren kommen durch die Durchflussmengenbegrenzung und auch durch die Reifen, aber die Hersteller geben sich auch einfach keine Mühe, die Motoren den Fans nahe zu bringen. Die PR ist eine reine Katastrophe, stattdessen reden F1-Zampano Bernie Ecclestone und Weltmeister Sebastian Vettel ihr eigenes Produkt schlecht. Das hilft nicht, das schadet nur extrem. Stellen Sie sich mal vor, die deutsche Fußballnational-Mannschaft würde hergehen und nach dem Titelgewinn die WM-Veranstaltung so in Frage stellen, wie das Vettel mit seiner Kritik gemacht hat. Wobei die Kritik ja in vielen Punkten nicht ungerechtfertigt ist.
Die F1-Teams, der Automobilweltverband und die F1-Vermarkter haben nun verstanden, dass sie für 2016 das Motorenreglement ändern müssen. Wie das genau aussehen soll, wird bis Ende Januar erarbeitet. Gibt es danach keinen Konsens, könnte Ecclestone die Rückkehr zu den V8-Motoren durchdrücken. Die werden aber von den meisten Herstellern abgelehnt. Nicht nur von Mercedes und Honda, auch Renault wollte die neuen Turbomotoren unbedingt haben.
2016 sollen die Motoren unter anderem leistungsstärker werden. 1000 PS sind das Ziel. Erreicht werden könnte das schon alleine durch das Aufheben der Benzindurchflussmengenbegrenzung. Die wurde von den Teams unbedingt gewollt, weil man sonst Angst hatte, nicht ansatzweise mit den fünf Antriebseinheiten pro Fahrer und Jahr über die Runden zu kommen. Das will man aber aus zwei Gründen: Wegen der Effizienz und wegen der Kosten. Mehr Motoren kosten mehr Geld, andere Argumentieren, dass auch die Entwicklung von Effizienz horrende Kosten versursacht, die die Motoren letztlich teurer macht.
Billiger, einfacher, stärker
Durch standardisierte Teile (möglicherweise wird das Mercedes-Hybrid zum Einheitsteil, oder die Batterien) sollen die Kosten gesenkt werden. Die FIA fordert, dass die Kundenteams nicht mehr als zehn Millionen Euro pro Jahr zahlen müssen. Letztlich ist das aber ein weiterer Schritt in Richtung Einheitsmotor. Für die Königsklasse des Motorsports ist das auch nicht unbedingt optimal.
Schließlich soll auch der eingeschränkte Entwicklungsfahrplan bis 2020 fallen gelassen werden. Die Hersteller dürfen also wieder viel an den neuen Motoren entwickeln. Das dürfte die Kosten andererseits wieder in die Höhe treiben. Doch dieser Schritt ist zwingend nötig, wenn die Formel-1 neue Hersteller anlocken will.