Mittlerweile stellt sich die Frage, warum die F1 immer wieder die sogenannten Fans an die Strecke bzw. Vor den Fernseher locken kann. Es ist nur noch die Rede von Sch ... Rennen und Langeweile. Wenn Ihr da draußen das alle so seht, verzichtet doch auf die Rennen. Macht selber Sport, geht Trinken oder Häkeln oder sonst irgendetwas. Dann muss ich nicht jeden zweiten Sonntag miterleben, wie der Sport von den so genannten Fans kaputtgeredet wird.
Das Problem ist doch nicht der Rennbetrieb, sondern das es kaum echte Fans gibt. Spannend wird im Moment doch nur darüber definiert, dass jemand anders gewinnen soll, als ein Ferrari ... Egal wie „langweilig“ auch dieses Rennen dann sein mag. Natürlich gibt es zur Zeit nur einen Sieger, aber das Feld ist sehr eng zusammen und die Kämpfe durchaus spannend. Viele rühmen immer die guten alten Zeiten, die sicherlich toll waren, aber warum kann man die F1 nicht nehmen, wie sie jetzt ist?
Auch damals gab es rundenlange Prozessionen mit Attacken ohne Überholmanöver. Trotzdem möchte ich z.B. solche Rennen wie Monaco 1992 nicht langweilig nennen. Wer Ahnung hat, weiß jetzt ohnehin, welchen Kampf ich meine ...
Und ein Rennen wie Imola, in dem bis zum Ende um Rang 3, 5 und 8 gekämpft wird ist nicht langweilig. Die 1. Runde war äußerst unterhaltsam. Die Gruppe um Barichello, Trulli, Alonso und zeitweilig Sato lagen weite Teile des Rennens im Clinch und haben auch Positionen getauscht. Auch der Kampf zwischen Räikkönen und Fisichella über das gesamte Rennen war sehenswert.
Die Einstufung von Jaques Schulz des Imola Kurses zeigt wieder einmal (siehe einsilbiger Tenor vor dem Sasionstart), dass es mit seiner Ahnung auch nicht weit her ist. Natürlich wurde Imola nach 94 beschnitten. Dennoch gehört der Kurs nach wie vor zu einem der anspruchvollsten Strecken im Kalender. Mit viel Spaß für die Fahrer, da man aggressiv und über die Kurbs fahren muss. Auch die Kurven, die auf einer Gefällstrecke angebremst werden müssen sind eine Herausforderung. Leider fehlt durch die beiden („neuen“) Schikanen hinter Start-und-Ziel die beste Überholmöglichkeit.
Ich für meinen Teil kann den modernen eintönigen (Tilke) Rennstrecken nicht viel abgewinnen. Keine Steigungen, kein Gefälle, keine extremen Kurven und 500 m breit ... Das kann doch nicht auf Dauer dem Anspruch der Fahrer genügen. Eine Lösung wäre (und die hat man z.B. in Bahrain schon wieder versäumt – hier ist Platz und Geld nicht die Frage) die Strecken länger zu machen. Bei einem z.B. 10 km langen Kurs gibt es mehr Überholmöglichkeiten und bei der Abstimmung müssten mehr Kompromisse eingegangen werden. Ergo größere Differenzen zwischen den Autos auf verschiedenen Abschnitten. Nur soviel dazu.
Die meisten Fans die sich so nennen, sind eben keine echten Fans, die den Sport lieben. Sonst würde nicht ständig Langeweile propagandiert werden, selbst wenn es keine gibt. Wenn man die Spannung alleine über den Sieger definiert waren mindestens 80% aller Rennen seit 1950 langweilig. Denn Überraschungssiege gab es wenige. Und wen man ehrlich ist, ist das in jeder Sportart so. Wenn man z.B. auf die Tour de France der letzten Jahre blickt, wusste man auch vor dem Start, das nur eine Handvoll Fahrer als Sieger in Frage kommt – wenn überhaupt.
In der F1 war es die letzten Jahre so, dass man vor dem Saisonstart wusste, dass einzig Ferrari, McLaren und Williams (+ zwischenzeitlich Benetton / Renault) konkurrenzfähig sein werden. Und das meine ich motorenunabhängig. 1978 ! gab es zum letzten mal einen anderen Konstrukteursweltmeister als einen dieser vier. Ganz schön langweilig ... oder? Insofern dürfen wir doch einen Spannungsbonus verzeichnen, der im Laufe der Saison BAR, Renault, Ferrari und Williams siegen sehen wird. Immerhin vier Teams.
Dauersieger gab es immer, nur ist es komischerweise immer nur dann langweilig, wenn die Autos rot sind ... Als ich 1998 das Auftaktrennen mit gleichzeitiger Prozessionsfahrt der McLarens sah, gab es nie ein Wort von Langeweile. (selbst wenn ich mich damals auch nicht gelangweilt habe, weil ich neben der Tatsache, auf welcher Seite ich stehe auch Motorsportfan bin) Warum gab es da diese montagmorgendliche Verunglimpfung in den mafiösen DPA Meldungen der Tageszeitungen nicht? Nur so aus Gerechtigkeit? Warum gab es das nicht bei McLaren Honda, die auch noch die stärkste Fahrerpaarung aller Zeiten hatten? Warum nicht bei McLaren Tag oder Williams Renault etc. etc.
Für mich war die F1 nie langweilig, wenn auch nicht immer die gewannen, denen ich es gewünscht hätte.
Auch der gesamte neue Modus ist nicht so schlimm, wie man tut. (Mir hat das alte System natürlich auch besser gefallen – 2. Qualiys – die beste Zeit zählt.) Man kann schon sehr gut Schlüsse aus den freien Trainings und auch dem 1. Qualy ziehen. Das ganze Wochenende hat sich gezeigt, dass Schumacher und Button (und BAR gesamt) stark sein würden. Man hat gesehen, dass Barichello (auf einer Strecke, die ihm immer lag) Probleme mit dem Auto / Abstimmung hatte – welcher Art auch immer. Ein leichter Aufwärtstrend der McLaren war schon Do klar. Die Renaults waren von Anfang an schwächer, als erwartet ... Williams hat sich nicht verbessert ... etc. etc. Auch die Strategien im 1. Qualy waren nicht uninteressant. (warum war Head eigentlich so dumm, die Strategie vor dem 2. Qualy zu verraten?). Es war ziemlich klar, dass die Williams im 1. leicht waren, ebenso wie die, die im Verhältnis zu den freien Trainings deutlich besser waren. Das ist nämlich das Geheimnis. Viel wichtiger sind für solche Einschätzungen z.Zt. die Verhältnisse denn die absoluten Zeiten ...
Naja egal. Mir hat die Saison bisher ganz gut gefallen. Wem nicht, der sollte abschalten und nicht den Sport kaputtreden – gilt im Übrigen auch für die sogenannten Experten ...
p.s.: Im Übrigen gibt es auch genug andere sehenswerte Rennserien, die z.Zt. (vielleicht) mehr Spannung bieten (ich meine nicht DTM). Aber die will ja auch keiner sehen – ochda? (vgl. Brunner)
Gruß,
Sebastian