Was sagt ihr dazu?
Es wird diskutiert, debatiert und kritisiert: Es geht um die Formel-1 und deren Zukunft. Vor allem, was sie auf der Strecke zeigen soll. Natürlich sollte man die Formel-1 nicht schlechtreden, aber man darf sich vor dem steigenden Desinteresse der Fans nicht verschließen. Die Show auf der Strecke stimmt, aber offenbar wollen die Fans eben mehr Sport sehen.
Analaysiert man die Überholmanöver in den vergangenen 30 Jahren, so fällt zunächst auf, dass es bis 1985 pro GP-Rennen rund 40 Überholmanöver gab. Die Zahl sank dann stetig. 1990 waren es nur noch rund 30, 1995 sogar nur noch deren 18! Zwischen 1996 und 2009 wurde pro F1-Lauf durchschnittlich zwischen elf und 19 Mal überholt. Es war die Zeit, in der die F1-Rennen zu Prozessionsfahrten verschrien wurden.
Man reagierte mit künstlichen Spannungselementen wie DRS-Flügel, Zangsreifenwechsel und andere Elemente. Als Pirelli 2010 Reifenausrüster wurde, gab es schon 29 Überholmanöver, 2011 mit der Einführung der DRS-Überholhilfe für den Hintermann gab es dann mehr als 60 Manöver pro Grand Prix! Das ist eine beeindruckende Inflation auch im Vergleich zu den Jahren mit der 80er. Inzwischen hat Pirelli die Reifen etwas konservativer gemischt und der Einsatz der DRS-Flügel ist besonders mit den neuen Motoren nicht mehr ganz so vorteilhaft, so dass die Überholmanöver auf knapp über 40 pro Rennen gesunken sind.
Damit haben wir wieder den Stand der frühen 80er Jahre erreicht. Aber die Art und Weise des Überholens hat sich verändert. Sie lebt nun von künstlichen Elementen, also von der Show. Die F1-Organisatoren sollten sich stattdessen anschauen, wieso die Anzahl an Überholmanöver zwischen 1985 und 1995 derart gesunken ist und die Ursachen dafür beheben. Am Wechsel von Stahl- auf Carbon-Bremsen liegt es nicht. Zwar gibt es mit Stahlbremsen deutlich längere Bremswege, was das Überholen vereinfacht, aber die Carbon-Bremsen wurden schon 1978 von Brabham in die Formel-1 gebracht.
Am deutlichsten wirkte sich die immer stärkere Fokussierung auf die Aerodynamik negativ auf die Überholmanöver aus. Genau hier muss die Formel-1 ansetzen: Radikale Beschneidung der Aerodynamik, dafür wieder das Zulassen verschiedener Technikkonzepte und mehr mechanischem Grip.