2017 soll sich das Gesicht der Formel-1 verändern. Wie, sowie einige Gedanken und Vorschläge dazu, habe ich hier zusammengetragen. Was ist eure Meinung?
Der Zuschauerschwund und die Finanzkrise scheinen die Verantwortlichen wachgerüttelt zu haben. Für 2017 werden einige Änderungen durchdiskutiert, wenngleich es noch unklar ist, wie tiefgreifend die F1-Revolution wirklich sein wird. Denn noch ist die Brisanz der Krise nicht beim Hinterletzten angekommen, außerdem könnten umfassende Änderungen auch die Kosten zusätzlich hochtreiben, zumindest kurzfristig.
Die Forderung für 2017: Die Formel-1 soll leistungstechnisch die magische 1000 PS-Grenze überschreiten. Die Rede ist von rund 1200 Pferdestärken. Die F1-Autos sollen aber auch optisch wieder einen „Wow-Effekt“ bei Fans auslösen. Weg mit den Diskussionen über hässliche Nasen, verunstaltete Aerodynamik und kastrierte Optik. Die F1-Boliden sollen sich untereinander auch nicht mehr gleichen wie ein Ei dem anderen. Und sie sollen schwieriger zu bändigen sein. Die Königsklasse des Rennsports soll fahrerisch wieder eine Herausforderung werden. Der Vorstandsvorsitzende des Mercedes-F1-Teams, Niki Lauda, war in den 70er Jahren zwei Mal F1-Champion und sagt heute: „Damals haben wir uns beim ersten Mal F1-fahren beinahe in die Hosen gemacht.“
Wieder fette Walzen?
Konkrete Ideen zur Umsetzung der Ideologien gibt es bislang kaum. Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery schlägt aber vor, dass die Hinterreifen wie einst in den glorreichen alten Tagen wieder 40 statt wie aktuell 32,5 Zentimeter breit sein sollten. Das würde auch wieder mehr mechanischen Grip erzeugen, was die natürlichen Überholchancen ganz ohne künstliche Elemente wie DRS oder schnell abbauende Reifen erhöhen dürfte.
Präziser sind schon die Ideen, was die Motorenformel für 2017 betrifft. Mindestens drei Vorschläge liegen dabei gemäß „Auto, Motor und Sport“ auf dem Tisch: Mercedes will die Leistungssteigerung auf über 1000 PS durch eine Anhebung des Benzinlimits und die Aufhebung der Benzindurchflussmenge, aber ansonsten mit dem aktuellen Konzept erreichen. Honda schlägt den Einsatz von vier elektrisch betriebenen Radnaben-Motoren zur Unterstützung der Antriebsquelle vor. Also einen Allradantrieb. Ferrari und Red Bull wollen wieder 2,2-Liter-V8-Biturbomotoren, ohne die komplexe Energierückgewinnung aus Wärme, dafür aber mit einem standardisierten KERS-System und einheitlichen Einheitsturboladern.
Aber genau am Schachern um die Motorenzukunft sieht man das eigentliche Problem der Formel-1: Es reden zu viele mit, es wird zu viel Politik betrieben, zu viel Macht ausgespielt. Zu viele Köche haben schon immer den Brei verdorben – und in der Formel-1 bremsen sie vor allem den Mut zu den Veränderungen. Die einen wollen dies, die anderen das – und raus kommen meistens faule Kompromisse. An denen dann meistens auch wieder rumgedoktert und nachgebessert werden muss.
Der erste Schritt zu einer besseren Formel-1 wäre also: Der Automobilweltverband FIA schreibt das Reglement und alle, die dann daran teilnehmen wollen, dürfen das und alle, die daran keine Freude mehr empfinden, die sollen sich eben andere Betätigungsfelder suchen. Sinnvoll wäre ein Reglement, das vor allem Privatteams anspricht, denn sie sind das Fundament des Sports. Hersteller, Konzerne und Investoren kommen und gehen, aber Racer wie Frank Williams oder Peter Sauber bleiben – zumindest bis ihnen das Wasser wegen des finanziellen Drucks bis zum Hals steht.
FIA muss Regeln alleine vorgeben
Die FIA sollte sich also genau überlegen, wie teuer die Formel-1 sein sollte und wie dieses ideale Budget am sinnvollsten erreicht werden kann. Wo kann also Geld gespart werden, wo sollte aber freier, technischer Wettbewerb stattfinden? Ein technisches Reglement aufzustellen nach Wunsch von temporär teilnehmenden Autokonzernen ist grundfalsch. Das Reglement muss für die Fans gestaltet werden, denn wenn die Formel-1 viele Fans in den Bann reißt und es noch dazu relativ kostengünstig ist, dann kommen die Konzerne automatisch, egal unter welchem Reglement. Diese Bühne zur Werbung würden nur wenige Hersteller ablehnen.
Die FIA muss sich also genau überlegen, was die Fans wollen, was die Zuschauer am Rennsport fasziniert, was die Begeisterung entfacht und was sie eher dämpft. Und zwar von A bis Z, Regeländerungen dürfen nicht ein bisschen hier rumbasteln und ein bisschen da ein Problem ausmerzen, sondern man muss sich überlegen, was man will und wie man es umsetzt.
Was sollte gemacht werden? Weg mit den asphaltierten Auslaufflächen: Fehler müssen wieder bestraft werden und nicht wie heute, oftmals sogar mit einem Zeitgewinn einhergehen. Weg mit dem Boxenfunk, der die Fahrer zu Marionetten der Ingenieure macht. Die Fans müssen wieder das Gefühl haben, dass hier Lenkradzauberer am Werk sind. Dazu müssen die F1-Flitzer auch wieder schwieriger zu bändigen sein. Wie wäre es zum Beispiel mit einer manuellen Handschaltung? Oder mit richtigen Rennreifen statt der aktuellen Pneus, die nach zwei, drei Kurven Rad-an-Rad-Duell im Eimer sind. Der hohe Reifenverschleiß führt zu Zeitunterschieden und mehr Überholmanövern, aber sie wirken künstlich, oftmals verstärkt durch DRS. Würde man die Aerodynamik beschneiden und die Mechanik wieder in den Fokus rücken, dazu die Bremswege verlängern, würde es auch wieder auf natürlichem Wege Überholmanöver geben. Und das ist genau das, was die meisten Fans begeistert.
Und die Formel-1 muss wieder ein Reglement schaffen, bei dem Entwicklung nicht nur im Detail stattfindet (das ist teuer und sieht der Fan in der Regel nicht), sondern das Raum für mehr Innovationen schafft. Fahrzeuge wie der 6-Rad-Tyrrell 1976 oder der Staubsauger-Brabham 1978 haben heute wie damals Legendenstatus.