JohF hat geschrieben:
Mav, ich glaube du hast mich da falsch verstanden. Ich möchte es ja gerade, dass der ganze Technik-Wahnsinn nicht mehr so breitgetreten wird, sondern sich auf die wesentlichen Aspekte konzentriert wird in der allgemeinen Berichterstattung. Gelegentlich verstehen die Kommentatoren ja auch selber nicht was sie zu erklären versuchen und erzählen unverständlichen Müll. Davon ab ist es einfach für den Sport an sich nicht relevant, die Autos bis ins letzte Detail zu verstehen oder die Finessen des technischen Reglements zu verstehen. Das kommt nur daher, dass die Fernsehsender meinen, jede Sekunde mit Schwall füllen zu müssen, anstatt einfach mal nur das Rennfahren selber zu kommentieren, oder bei Gelegenheit mal 20 Sekunden den Mund zu halten. Da sind die Berichterstattungen aus den 90ern zb. aus England eine wahre Freude, das ist einfach nur Stimmung, so wie es sein sollte.
Für die Technik-Begeisterten, wie zum Beispiel mich, sollte es dann eben die Möglichkeit geben, die interessanten Informationen zu erhalten, im Zweifelsfall gerne auch per Bezahlfernsehen. Aber das sollte eben nicht jedem unter die Nase gerieben werden.
Ansonsten halte ich das ganze Gerede von dem ferngesteuerten Fahrer für absoluten Unfug. Telemetrie haben wir seit 1977 und Boxenfunk seit 1984, wenn ich das richtig recherchiert habe. Da fällt also quasi die gesamte vorherige Turbo-Ära rein.
Natürlich gibt es heutzutage viel viel mehr Daten, die analysiert werden. Das ist in meinen Augen aber auch etwas, was zur Formel 1 naturgemäß dazugehört. Die Königsklasse des Motorsports muss auch auf dem Bereich einfach mal richtig richtig gut sein.
Letztlich hat sich in meinen Augen in den letzten 30-40 Jahren einfach nur das Anforderungsprofil an einen Fahrer geändert. Er muss mit wesentlich mehr Informationen aus ganz anderen Quellen umgehen können als dies früher der Fall war. Nichtsdestotrotz ist das immer noch eine immense Anforderung an einen Fahrer, die dann auch wirklich nur ein paar wenige Menschen auf diesem Planeten wirklich gut umsetzen können. Man kann das Anforderungsprofil an die heutigen Fahrer einfach nicht mit dem zu Zeiten von Senna, Prost & Co gleichsetzen. Genausowenig konnte man deren Anforderungsprofil aber auch nicht mit dem zu Zeiten von Fangio vergleichen.
Es gibt auch ein schönes Interview mit Ross Brawn, wo er darüber erzählt, wie Michael Schumacher einer der ersten Fahrer war, die die Fitness so hoch getrieben haben, dass man sich über den Funk wirklich mit ihm unterhalten konnte während eines Rennens. Die werden mit Sicherheit nicht über Gott und die Welt gesprochen haben. Man hat es nur als Zuschauer nicht mitbekommen. Und zu der Zeit hat sicherlich keiner von ferngesteuerten Fahrern gesprochen. Selbst als es mal für ne Weile die two-way-telemetry gab, wurde diese maßgeblich wegen Sicherheitsbedenken abgeschafft, nicht weil die Zuschauer fanden, dass die Autos ferngesteuert waren (was sie zu der Zeit in gewissem Maße aber tatsächlich waren...).
Das Gerede vom ferngesteuerten Fahrer ist in meinen Augen genauso albern wie das Gerede von einer Spritsparformel. Zum Ende der letzten Turbo-Ära gab es ein Spritlimit von 150L, heute haben wir 130. Zu Zeiten wo BMW Motoren mit über 1300PS angegeben wurden waren es 195 Liter im Rennen. Auch heute werden die Autos ja bei deutlich mehr als der Hälfte der Rennen nicht vollgetankt. Die Funksprüche zum Spritsparen gab es auch in den letzten Jahren schon, sie wurden dann halt nicht übertragen, weil es uninteressant war. Im Rahmen der technischen Weiterentwicklung der Motorentechnik sind die Spriteinsparungen gegenüber der letzten Turbo-Ära übrigens garnicht so extrem besonders, da gab es halt Weiterentwicklungen, die die Motoren effizienter gemacht haben. Außerdem muss man bedenken, dass die Energierückgewinnung über ERS-K und ERS-H letztlich auch in Kraftstoffverbrauch umgerechnet werden kann. Ich müsste mich mal hinsetzen, aber ich denke über ein Rennen hat man da sicherlich das Äquivalent von 30-60 L. Damit ist das ganze einfach nur hinfällig.
Worüber man wirklich diskutieren kann ist der Sound. Zumindest da was ich am Fernseher höre ist wirklich kacke, da will ich garnicht erst anfangen etwas schönzureden. Wie das live ist, weiß ich nicht. Man hört ja gelegentlich, dass es besser sein soll.
Aber abgesehen davon ist das in meinen Augen einfach nur eine Form von "früher war alles besser" und die Medien helfen da auch einfach nicht mehr, weil sie in den letzten 10 Jahren festgestellt haben, dass das schlecht machen und dramatisieren von Sachen einfach mehr Zuschauer zieht als eine neutrale und objektive Berichterstattung. In der Hinsicht nähern wir uns mehr und mehr den USA an, grandiose Aussichten also.
Telemetrie der frühen 80er sind etwas vollkommen anderes als das was man heute darunter versteht , Damals wurde an den Boxen ein Stecker in eine "Datenübertragungsdose" gesteckt und Werte wie Drehzahlen ,Temperaturen u.ä. ausgelésen . Heute wird nahezu jeder Parameter des Fahrzeuges und des Fahrers zeitgleich im Boxenbereich ausgelesen und analysiert . Weil ein Ing. zur Auswertung der Datenflut eines einzigen Rennens 134 Arbeitsjahre
(Angaben von Lotus ) benötigen würde ,werden die Angaben über Rechner ausgewertet um am Ende mittels der
Software im Fahrzeug den Fahrer fernzusteuern . nichts anderes ist es ,wenn dem Fahrer gesagt wird " geb 4711 ein " oder "schalte auf 2,7 " . Es hat nichts mit Motorsport zu tun wenn ein Fahrer nach dem Rennen heult ,das er nicht ordentlich starten konnte ,weil die Telemetriedaten in der Einführungsrunde nicht übermittelt wurden und ihm somit nicht gesagt werden konnte ,ob er den Schleifpunkt ( wobei es den ja mittlerweile garnicht mehr gibt ) auf 4 oder 7 stellen soll .
Du willst das der ganze Technik Wahnsinn nicht mehr so breit getreten wird . Wenn ich das richtig verstehe heisst das ,
lassen wir die ähm... dumm sterben und verarschen sie heimlich . Ob das den Rest der Race Fans so begeistern wird ,
ich wage es zu bezweifeln . Und ich rede bewusst von den Race-Fans und nicht von den Jubel-Massen ,die ja zu großen Teilen nicht mal des Grundgerüst der Sportart verstehen ,für das sie sich Modebedingt gerade so interessieren .
Wenn ein Moderator in den neunzigern anders kommentierte als das aktuell der Fall ist ,dann hat das natürlich seine Gründe . In den neunzigern hatte der Fahrer das Gaspedal und das Turborad und wann er das drehte ,konnte ein Kommentator nur erahnen . Heute haben wir einen beweglichen Flügel , DRS ,den ganzen Elektromotoren -Blödsinn ,Zwangsreifenwechsel mit den dazugehörigen Strategiespielchen und und und ...
Was die F1 braucht ist Racing auf der Strecke und keine getrennten TV -Übertragungen fürs einfache Volk und für die Spezialisten .
Warum man nun ausgerechnet über den Sound diskutieren kann , bleibt mir ein Rätsel , Weils der einzige Aufhänger ist ,über den alle quatschen deren Zielpublikum mit DRS ,KERS , ERS .Power Unit und und und nichts anfangen können ? Ich hab jetzt 3 GPs live verfolgen können und der Sound ist der eines Rennfahrzeuges . Natürlich hat der nichts mit dem Sound eines Alfa V12 und Ferrari 12 Zyl. gemein aber das hatten die V10 und V8 der letzten Jahre auch nicht . Ich fand die kreischenden Zwiebacksägen vor wenigen Jahren da noch viel nerviger .
Das ein moderner f1 Motor weniger Sprit verbrennt als ein alter Alfa V12 dürfte jedem einleuchten . aber ein Vorschreiben der Spritdurchflußmenge hat mit Racing recht wenig zu tun . sowas nenne ich eine Spritsparformel .
Das in der Vergangenheit nicht alles Gold war ,was geglänzt hat , bestreitet keiner . Das optische Elend eines schiebenden Prost hätte ich mir gern erspart und diese vom Gas geh Orgien am Ende des Rennens waren einer
F1 unwürdig . Das heisst aber doch nicht das die aktuelle Sch.. e ,nur weil sie noch ein Stück komplizierter und undurchsichtiger geworden ist , nun besser wäre .
Über den Müslie-Wahn wil ich hier mal den Mantel des schweigens werfen . Mir war ein Nannini mit Kippe im Mundwinkel tausend mal lieber als ein aktueller Fahrer der ununterbrochen an seinem Zuckerwasser-strohhalm saugt aber das kann natürlich jeder sehen ,wie er mag . Der Ausspruch von Brawn stammt im übrigen von 1993 und nun recherchieren wir mal mit wem Brawn Schumacher da direkt vergleichen kann .also mit wem Brawn vorher schon über Funk im Rennen so geplaudert hat . . Auch wenns vollkommen
irreal ist , es soll auch andere durchaus austrainierte Fahrer gegeben haben . Brawn wollte uns auch mal erklären das sein Micha es sofort spürt ,wenn ihm nachts eine Katze auf den linken Vorderreifen gepinkelt habe .
Kein Mensch streitet ab ,das Schumacher ein überaus fites Kerlchen war ,aber solche Kommentare sind wohl mehr in der Rubrik "Unser Held" einzuordnen .
Das die Fahrer allgemein einen anderen Fitness-Standard haben als Fahrer der 50er , 60 er ,70er oder 80er Jahre ist logisch . Es werden auch ganz andere Anforderungen an sie gestellt. Was aber nicht bedeuten muss ,das ein Fangio in den 50ern weniger fit für seinen Job war . Wenn ich mir den einen oder anderen mehr oder weniger noch aktiven Fahrer so anschaue ,der nach 3 runden Nürburgring quasi auf allen vieren aus einem Mercedes W 196 kriecht , dann weiss ich wie fit ein Fangio ,Moss und Co. gewesen sein müssen ohne sie live fahren gesehen zu haben . ich möchte einen der Müsliegeneration zu gerne mal in einem Auto der 70er Jahre in Monaco erleben .wenn die nach dem Rennen aussteigen und die Hände blutige Knöchel haben weil sie beim Schalten 2000 mal an die Cockpitwand geknallt sind . Wahrscheinlich würden die vier Wochen in einer Spezialklinik verbringen . Jede Zeit hatte ihr Form von Fitness .
Das das mit dem dramatisieren und dem anziehen von Zuschauern nicht so fuinktioniert wie vielleicht gedacht ,haben wir doch in Hockenheim gesehen . Deutscher Fahrer im deutschen Auto in WM Führung und die miesesten Zuschauerzahlen in der Geschichte . .Scheinbar war da früher doch was besser