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F1-WM für Frauen

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Beitrag Samstag, 04. April 2015

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Ecclestones Idee einer F1-Meisterschaft für Frauen hat auch mich beschäftigt. Ich find die Idee gut, warum hab ich hier mit ausführlichen Details niedergeschrieben. Wie seht ihr das?

F1-Boss Bernie Ecclestone strotzt auch mit 84 Jahren noch an Einfallsreichtum. Nun würde Ecclestone gerne eine eigene F1-Weltmeisterschaft für Frauen haben. Wie so viele seiner Ideen stößt auch diese auf Kritik – aber ist sie wirklich so schlecht?

Es gibt nicht viele Sportarten, in denen Frauen im Profibereich gegen Männer antreten können. Meistens gibt es eigene Damenmannschaften, weil Frauen körperlich nicht die gleichen Voraussetzungen haben wie Männer und daher auch selten in der Lage sind, die gleichen Leistungen zu bringen. Im Rennsport ist das anders. Zwar braucht es eine gewisse körperliche Fitness, um Formel-1 fahren zu können und auch eine gestärkte Nackenmuskulatur ist beispielsweise Pflicht, aber darüber hinaus ist Rennfahren vor allem eine Sache des Instinkts, des Feingefühls, vielleicht auch des Muts zum Risiko. Das ist von Frauen wie Männer gleichsam bewältigbar.

Und trotzdem ist die Formel-1 von Männern dominiert. Die letzte Frau, die sich (vergeblich) versuchte, zu einem F1-Rennen zu qualifizieren, war Giovanna Amati 1992 beim Brasilien-GP im Brabham Judd, der passenderweise dazu auch in einer pinken Lackierung aufwartete. Eine Frau in der Formel-1, das wäre aber freilich eine große Chance für die Königsklasse des Rennsports, weil sich dadurch auch ein möglicher neuer Zuschauerstamm generieren lässt.

Zu wenige Frauen im Nachwuchssport


Daher wird nach Möglichkeiten gesucht, mehr Frauen in den Rennsport zu bekommen. Der Automobilweltverband FIA hat unter Präsident Jean Todt sogar eine Kommission dafür eingerichtet und Ecclestone glaubt: Eine F1-WM für Frauen könnte ebenfalls helfen. Aber sogar bei vielen Rennfahrerinnen eckte er damit nur an. Der Tenor der Stimmen: „Wir sind stolz darauf, gegen Männer zu fahren, tun das schon seit Jahren und wollen das auch weiterhin tun.“

Eine eigene Meisterschaft für Frauen – das ist in der Tat gar nicht neu. 2004 wurde die Formula Women ins Leben gerufen, in der nur Frauen antreten durften. Meisterin wurde damals Natasha Firman, die Schwester von Ralph Firman, der 2003 für Jordan in der Formel-1 unterwegs war. Nach einem Jahr wurde die Meisterschaft wieder eingestampft. Gerade im Rallye-Bereich gab es auch schon viele Veranstaltungen, die nur für Frauen ausgeschrieben waren.

Das Scheitern der Formula Women ist für viele ein Beleg, dass es keine eigene F1-Meisterschaft für Frauen braucht. Sie gar keine Fanbasis hätte. Aber das stimmt nicht. Eine Meisterschaft für Frauen macht nur dann Sinn, wenn sie auch gut vermarktet wird – und wenn sie auch vermarktet werden kann. Das war mit den Mazda-Wagen, die 2004 eingesetzt wurden kaum machbar. Das wäre es aber, wenn es plötzlich eine Meisterschaft mit F1-Fahrzeugen nur für Frauen gibt – möglicherweise sogar noch im Rahmenprogramm der F1-WM.

Wieso gibt es denn keine Frauen im F1-Cockpit? Weil es schon in den Nachwuchsserien zu wenig Rennfahrerinnen gibt. Dass Buben mit Autos und Mädchen mit Pupen spielen mag in den Augen vielen ein Klischee sein, aber es trifft zumindest in dem Maße zu, dass zu wenig junge Frauen sich für Autos und den Rennsport begeistern können. In den Nachwuchsserien gibt es oft keine, manchmal eine, nur selten mehr als eine weibliche Fahrerin. Und das meistens in einem Feld von mehr als 20 Fahrern. Da stehen die Chancen schlechter als 1:20, dass diese Fahrerin in die Formel-1 aufsteigt. Je weniger Frauen es gibt, desto geringer ist auch die Chance, dass darunter eine zu finden ist, die auch sportlich wirklich das Zeug zur Formel-1 haben, oder gar zu etwas ganz Großem.

Löst eine F1-Meisterin einen Boom aus?


Derzeit drängt sich auch keine Dame so wirklich für ein F1-Cockpit auf. Am ehesten noch Simona de Silvestro, die letztes Jahr bei Sauber Testfahrerin war, jetzt aber wieder in die IndyCar zurückkehrte. Susie Wolff ist bei Williams Testfahrerin, aber weil Valtteri Bottas Rückenschmerzen hat, verpflichtete das Traditionsteam mit Adrian Sutil lieber einen weiteren Fahrer als Reservepilot – so viel hält man also offenbar von Wolffs Rennfahrertalent.

Vielleicht – und da kommt jetzt Ecclestones Idee ins Spiel – braucht es aber auch nur ein Vorbild. Als Michael Schumacher als erster Deutscher F1-Weltmeister wurde, löste das einen Boom im deutschen Kartsport aus. Die Folge war, dass ein paar Jahre später das F1-Feld aus bis zu sieben Deutschen bestand. Ein ähnliches Phänomen gab es in Spanien nach dem Titel von Fernando Alonso. Und einen ähnlichen Effekt würde auch eine Frau haben, wenn sie in der Formel-1 Erfolg hätte. Es braucht also eine Pionierin.

Die zu finden ist aber schwer. Wieso daher also nicht eine eigene Meisterschaft nur für Frauen? Wenn die Meisterin gut vermarktet und damit zum Vorbild für junge Frauen oder Mädels wird, dann kann das Konzept funktionieren. Dann könnte es langfristig dazu kommen, dass der Einstieg in die F1-WM für Frauen einfacher wird. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man die weibliche F1-Meisterschaft nicht separiert. Die Meisterin muss mindestens einen F1-Test bei einem WM-Team bekommen, vielleicht sogar einen garantierten Gaststart.

Alte Autos auf die Strecke statt ins Museum

Natürlich gibt es viele Einwände, die sich nicht prinzipiell gegen die Idee richten, sondern beispielsweise logistischer Natur sind. Wer soll die Autos einsetzen? Wer soll die Kosten tagen? Wie passt eine weibliche F1-Serie ins eh schon vollbepackte Rahmenprogramm? Doch für all solche Fragen kann es Antworten geben, wenn man wirklich will. Bis in den 80er Jahren wurden ausrangierte F1-Boliden beispielsweise in England in nationale F1-Serien eingesetzt. Heute stehen die Wagen nur noch im Museum. Dafür sind sie eigentlich zu schade.

Keine Frau muss sich außerdem gezwungen fühlen, in dieser weiblichen F1-Serie mitzumischen. Sie kann es auch auf anderen Wegen versuchen, in die F1-WM zu schaffen. So wie jetzt. Aber es wäre ein zusätzliches Angebot, eines, das helfen könnte.

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