Bei einem Meeting am Rande des Bahrain-GP über die Zukunft der Formel-1 gab es weitgehende Einigkeit dahingehend, dass die Basis auch 2017 die aktuellen V6-Turbo-Hybridmotoren sein sollen. Angedacht sind nur kleine Änderungen. Was soll man davon halten?
Noch vor dem Großen Preis von Bahrain brachte F1-Zampano wieder sein Lieblingsthema auf die Agenda: Eine mögliche Rückkehr zu den V8-Motoren. Nach einem Teamchef-Meeting musste aber auch Ecclestone wieder zurückrudern. Dazu wird es aller Voraussicht nach nicht kommen. Und das ist auch gut so: Die V8-Motoren würden nur das Sound-Problem lösen, das vielen Fans am Herzen liegt. Natürlich wären sie auch billiger, aber die Tatsache, dass viele Mittelfeldteams schon seit Jahren um das Überleben kämpfen zeigt, dass nur die Rückkehr zu V8-Motoren das Problem der ungerechten Geldverteilung der horrenden Kosten nicht lösen wird.
Im Gegenzug rissen die V8-Motoren kaum einen Hersteller vom Hocker. Der Reihe nach stiegen Honda, BMW und Toyota unter dem V8-Reglement aus. Das hatte sicherlich auch wirtschaftliche Gründe (2008 und 2009 brach gerade eine Wirtschaftskrise aus, die vor allem die Automobilindustrie ordentlich durchrüttelte). Letztlich war das V8-Reglement aber so eng gestrickt, dass alle Motoren fast auf einem Leistungsstand waren. Die Aerodynamik trat in den Mittelpunkt – und das lockt die Hersteller nicht an. Da gehen sie lieber in die Sportwagen-WM, wo wirklich modernste Technologien zum Einsatz kommen.
V8-Motoren schrecken Hersteller ab
Die Formel-1 muss dem Zeitgeist zumindest etwas folgen. Downsizing, Spritverbrauch, Effizienz – das sind nun mal Schlagworte des 21. Jahrhunderts, mit denen sich die Hersteller rühmen wollen und vielleicht auch müssen. Da muss die Formel-1 mitziehen. Aus diesem Aspekt sind die aktuellen V6-Turbo-Hybrids sicherlich nicht schlecht.
Aber sie kommen bei den Fans nicht an. Sie sind zu leise, neben dem Reifenschonen kommt jetzt auch noch der Blick auf den Benzinverbrauch, das sind alles Schlagworte, die man eher zu Langstreckenrennen rechnen würde als zu einer Sprint-Weltmeisterschaft wie es die Formel-1 nun mal eine ist. Die V6-Turbos sind außerdem noch sündhaft teuer, das steigert die Existenznot von vielen Traditionsteams wie Sauber und Force India.
Das sind nur ein paar Gründe, wieso überhaupt über die Zukunft der Motoren diskutiert wird. Eigentlich sollte das aktuelle Reglement bis 2020 gelten. Jetzt wird schon darüber diskutiert, das Motorkonzept 2017 zu ändern. Weil die Fans weglaufen. Die strategischen Entscheidungen trifft aber die Strategiegruppe, die sich vor allem aus den Topteams zusammensetzt. Eine Einigung hier auf eine einheitliche Linie ist utopisch. Deshalb kam in Bahrain eigentlich nur ein Zugeständnis zum kleinsten gemeinsamen Kompromiss heraus: Die V6-Turbos sollen bleiben, sie sollen aber durch einen höheren Benzindurchfluss auf mehr Leistung getrimmt werden. Weiterhin ist von 1000 PS die Rede. Was aber gar nicht mal so viel mehr Pferdestärken wären, wie sie jetzt schon leisten.
Änderungen bei Chassis wichtiger als bei Motoren?
Ein Argumentationspunkt, wieso die große F1-Revolution ausbleibt, sind mögliche anfallende Kosten. Die Regeländerung 2014 hat Unsummen verschlungen. Man fürchtet dasselbe wieder, wenn man nach drei Jahren schon wieder das Reglement ändert. Bleibt man bei den aktuellen Motoren, so werden die Kosten durch das Effizienzreglement und die eingeschränkte Weiterentwicklung Jahr für Jahr etwas gedrückt. Doch die Argumentation ist eine Verschleierung der Tatsachen. Würde man eine Revolution zu einem günstigen technischen Reglement vollziehen, dann könnten selbst mit einem erneuten Auf-dem-Kopfstellen der Regeln Kosten gespart werden.
Der Verbleib bei den V6-Turbos wird teuer bleiben. Zwar plant man eventuell kleinere Vereinfachung oder eine Maximalkostengrenze für Kundenteams. Aber die wird nicht so niedrig ausfallen wie etwa die V8-Motoren kosten würden. Das Problem löst man damit nicht. Vor allem weil die Anhebung des Benzindurchflusses sicherlich die Neukonstruktion einiger Teile erfordert, die dem nicht gewachsen wären.
Vielleicht ist der Verbleib beim aktuellen Motorkonzept trotzdem gut. Wenn man stattdessen versucht, die technischen Regeln in Hinblick auf die Chassis verändert. Auch hier gibt es großes Einsparpotenzial, wenn beispielsweise nur vier Entwicklungsschritte pro Saison erlaubt werden. Von jedem Teil wie etwa dem Frontflügel dürfte ein Rennstall dann nur vier Elemente konstruieren, die einzelnen Teile aber beliebig miteinander kombinieren. Heute legen Topteams mehr als 30 verschiedene Frontflügel pro Jahr auf Kiel.
Aber das technische Reglement müsste nicht nur billiger werden, sondern sich auch dahingehend ändern, dass die F1-Boliden wieder kniffliger zum Fahren werden. Verschiedene Konzepte geistern durchs Internet, aber auch hier können sich die Topteams auf keine gemeinsame Linie einigen. So wird wohl auch die große Chassisrevolution ausbleiben und das Gesicht der Formel-1 wird sich 2017 kaum ändern. Sehr zum Leidwesen vieler Fans.