MichaelZ hat geschrieben:
Aber man hat es eben verboten, weil es dem Grundgedanken des Rennsports widerspricht. Und das ist mit dem aktuellen Reglement meines Erachtens eben auch der Fall. Warum also es da nicht auch so machen, wie in anderen Bereichen, wo die Serienentwicklung heute viel weiter ist als die Formel 1?
Naja was genau widerspricht denn deiner Meinung nach dem Grundgedanken des Rennsports?
Wenn du das Spritsparen und Reifenschonen meinst, dann stimme ich da durchaus zu.
Aber hier ging es ja gerade um technische Innovation, um Fortschritt und darum die F1 auch bei dem einen oder anderen Thema als Wegweiser für Serien-PKW zu nutzen. Und Mav ist ja offenbar der Meinung, dass die F1 ruhig mit veralteter Technik fahren solle, so lange sie spannende Rennen bietet. Und das sehe ich nunmal nicht so. Klar will ich auch spannende Rennen. Aber eben auch innovative Technik, das was machbar ist.
Dann muss Mav sich halt die Boss GP anschauen, da ist er vermutlich besser aufgehoben. Aber dann muss er sich halt auch damit abfinden, dass dort nicht die weltbesten Fahrer unterwegs sind.
MichaelZ hat geschrieben:
Es war dazu gekommen, weil sie die Traktionskontrolle eingebaut hatten, angeblich nur nicht abgerufen wurde. Und weil Briatore den Sicherheitscode über Monate nicht rausrückte, sondern erst, als die FIA androhte, dass Benetton gesperrt wurde.
Wenn du mal damals Anfang der 2000er bei einem Rennen gewesen wärst, dann wüsstest du dass der Einsatz einer Traktionskontrolle in der F1 nicht zu überhören ist.
Heißt also dass man einen solchen Einsatz 1994, wo die Technik noch nichtmal so weit war wie 2000, nicht hätte vertuschen können. Jeder D.epp hätte es gehört. Aber der mehr oder weniger Einzige der sich da klar geäußert war, war ein Ayrton Senna der nach seinen Ausfällen in den ersten zwei Rennen extrem frustriert gewesen ist.
Dass am Benetton in der Software noch sowas wie ein Menüpunkt für eine Traktionskontrolle existierte, lag daran dass man vom 1993er Auto logischerweise einiges übernommen hat. Schließlich war Benetton kein sonderlich reiches Team.
By the way: auch bei McLaren soll das damals ein Thema gewesen sein und neben Benetton weigerte sich zunächst auch McLaren, den Quellcode rauszugeben.
Quelle:
https://www.motorsport-total.com/formel ... h-16092004Und hier nochmal die Aussagen von Brawn:
Brawn: Als ich zu Ferrari ging, wollte Jean Todt von mir wissen, was an den 1994er Vorwürfen am Benetton dran war. Er war ja damals unser Gegner. Er sagte mir, dass alle seine Kontakte ihm versichert hätten, dass wir mit dem Auto betrogen haben. Als er Rory Byrne und mich besser kennengelernt hat und unsere Version der Geschichte erfuhr, hat er verstanden, dass es der typische Verfolgungswahn war, der dieses Geschäft befällt, sobald ein Auto schneller ist als die anderen. Zum Beispiel die Startautomatik und Traktionskontrolle. Unser Elektronikchef Tad Czapski hatte im Menü einige Unterprogramme gelassen, die diese beiden Systeme unterstützt hätten. Doch die waren sehr schwer in dem Menü-Baum zu finden. Deshalb wurden sie auch beim Löschen vergessen. Es waren allerdings nur die Verweise auf derartige Programme.
Die eigentliche Software, die unter den Menüpunkten aufgerufen hätte werden sollen, existierte gar nicht mehr. Man hätte also überhaupt nicht auf diese Programme zugreifen können, selbst wenn man es gewollt hätte. Das konnten wir den FIA-Inspektoren klar demonstrieren. Die Konkurrenz hat das nicht geglaubt. Sie schürte den Verdacht, dass da was gewesen sein musste, weil sie sich anders den Erfolg des Autos nicht erklären konnte. Das ganze passierte in einer hochpolitischen Atmosphäre. Ich kann in den Spiegel schauen und Ihnen versichern, dass da nichts war. Denken sie nur einmal logisch. Hätten wir eine Traktionskontrolle eingesetzt, dann hätten sehr viele Leute im Team davon Bescheid wissen müssen. Auch die Leute von Ford. Der damalige Motorenchef Martin Walters steht mit Sicherheit außer Verdacht, irgendetwas mit getragen zu haben, dass nur entfernt in einer Grauzone des Reglements liegt. Irgendeiner von den ganzen Mitwissern hätte in der Zwischenzeit gequatscht.
Trotzdem blieb der Verdacht hängen. Warum hat ihn die FIA nie energisch dementiert?
Brawn: Die Elektronikboxen wurden in Imola konfisziert. Sie wurden ohne Beanstandung zurückgegeben. Dann haben die FIA-Inspektoren sechs Wochen später die Steuergeräte ein zweites Mal eingesammelt. Wir hätten also in der Zwischenzeit alles löschen können, was den Verdacht erweckt hätte, dass da illegale Systeme einprogrammiert sind. Die Tatsache, dass wir es nicht getan haben beweist, dass wir selbst nicht wussten, welche Menüpunkte da noch in der Software versteckt waren. Wir waren einfach das Opfer der großen Formel 1-Politik. Da war der kleine T-Shirt-Hersteller Benetton, der Ferrari, McLaren und Williams herausforderte. Diese Leute mussten sich rechtfertigen, warum wir sie schlagen konnten. Die einfachste Erklärung war, dass wir betrogen haben.