Ich hab mich dazu entschlossen eine Serie über die größten Baustellen der Formel-1 zu schreiben. Ich hab inzwischen schon zehn Punkte. Zunächst aber mal eine Einleitung:
Es ist immer leichter zu kritisieren, was falsch läuft, als Vorschläge zu machen, wie es besser geht. Aber der erste Schritt, bevor man es besser machen will, ist es nun mal zu analysieren, was gut und was eher nicht so gut läuft. Der Zuschauerschwund in der Formel-1 zwingt die Beteiligten zu Diskussionen über die Zukunft des GP-Sports. Aber die meisten Vorschläge gehen am Kern des Problems vorbei.
Früher war alles besser. Der Spruch kommt nicht von ungefähr. Das Gehirn vergisst Unwesentliches und behält die Highlights in den Erinnerungen. Wer sich an die früheren Tage des Rennsports erinnert, bei dem läuft ein Kurzfilm mit zusammengestellten Höhepunkten ab. Langweilige Rennen gab es auch damals schon. Aber man erinnert sich nicht daran. Man schwärmt vom sensationellen Zweikampf zwischen Gilles Villeneuve und René Arnoux 1979 beim Großen Preis von Frankreich. Man vergisst, dass die Runden bis zu diesem Finale eher von großer Langweile geprägt waren. Man erinnert sich außerdem an das sensationelle Überholmanöver von Mika Häkkinen an Michael Schumacher 2000 in Belgien. Aber man vergisst, dass zwischen Frankreich 1979 und Belgien 2000 mehr als 20 Jahre liegen. Nicht jedes dieser Rennen war in dieser Phase gespickt mit solchen historischen Sportereignissen.
Früher war alles besser – ist der Spruch also nur ein Klischee? Nein. Früher war natürlich nicht alles besser, aber es war vieles anders. Und vieles davon vielleicht auch wirklich besser. Je nach Auge des Betrachters natürlich. Es war auch einiges schlechter. Heute müssen die F1-Fahrer neben dem eigentlichen Beruf es Rennfahrens auch zahlreiche Medientermine wahrnehmen. Damals waren es Beerdigungstermine oder Krankenhausbesuche. Was soll daran bitteschön besser sein als heute? Die Sicherheitsstandards sind inzwischen so hoch, dass glückerweise selten etwas passiert.
Natürlich hat aber auch der Aspekt des Risikos einen anderen, ganz eigenen Reiz ausgestrahlt. F1-Rennen waren bis vor wenigen Jahrzehnten Ritterkämpfe. Vor den Fahrern hatte man Respekt, auch weil sie das Risiko in Kauf genommen und trotzdem die Autos ans Limit gebracht haben.
Der GP-Sport hat sein Gesicht definitiv geändert. Mehr als jede andere Sportart. Nicht jede Veränderung war richtig, andere hätten dafür kommen müssen. Das Resultat ist eine Krise der Top-Rennsport-Meisterschaft, aus der nun ein Weg herausgefunden werden muss. Dazu muss aber zunächst analysiert werden, was eigentlich falsch läuft. In einer mehrteiligen Serie sollen daher die größten Baustellen der Formel-1 vorgestellt werden.