Im Rahmen des China GP wollen sich die Teammitglieder mit den Chefs der Formel-1 treffen, um die Formel-1 zukunftsfähig zu machen. Einige Themen, die in Shanghai angesprochen werden, kamen aber schon beim Japan GP zum Vorschein. Fazit: Positiv ist, dass die F1-Teamchefs eingesehen haben, dass die Kosten erheblich sinken müssen. Negativ: Bei vielen Regelvorschlägen dürfte es einem langjährigen F1-Fan den Mageninhalt umdrehen. Denn schon die Ideen, die in Fuji zu hören waren, zeigen: Die Formel-1 soll womöglich schon ab 2010, spätestens aber bis 2013, komplett revolutioniert werden. Kein Baustein wird mehr über dem anderen sein, wie folgende Auflistung samt Kommentaren zeigt:
Das Freie Training am Freitag soll statt 2-mal 90 Minuten 2-mal 180 Minuten dauern. Dafür werden alle Testfahrten der Saison gestrichen! Nach der Saison darf 2-mal an 4 Tagen mit 2 Autos gestestet werden, vor der Saison 4-mal 4 Tage mit einem Auto.
Kommentar: Eine gute Idee, denn damit wird erheblich Geld eingespart und die Fans bekommen mehr zu sehen. Denn bei den Testtagen sind keine 200 Tausend Zuschauer vor Ort, wie an den Rennwochenenden. Die Idee benötigt allerdings eine genaue Ausarbeitung: Es sollte ein 3. Auto am Freitag erlaubt sein, um Nachwuchsfahrer ausreichend Testmöglichkeiten zu geben. Die Nachwuchsfahrer wären eh vor Ort, weil die GP2, aus der die meisten Nachwuchsfahrer kommen, im Rahmen der Formel-1 antritt. Doch genau darin liegt noch ein Knackpunkt: Auch der Wochenendablauf der Rahmenserien muss so komplett neu gestaltet werden, weil für die Rahmenserien der Freitag wichtig war.
Für das Qualifying soll es künftig Punkte geben, und zwar genauso viel wie für das Rennen! Der Sieg soll durch das Erhalten von 12 statt 10 Punkten aufgewertet werden. Die Startaufstellung könnte für das Rennen umgedreht werden.
Kommentar: Schlechte Idee, um nicht zu sagen, grottenschlechte Idee. Das einzig Gute daran: Die Idee die Pole Position aufzuwerten, ist nicht schlecht. Aber besser wäre nur mit einem oder 2 Punkte und vor allem müsste dann auch das 3. Qualidrittel wie Q1 und Q2 zuvor mit Benzin nur für eine Runde gefahren wird, damit die Pole Position auch wirklich der Schnellste erreicht und nicht der, der am wenigsten getankt hat, damit leichter, folglich schneller ist, im Rennen aber einen Nachteil hat. Ganz schlechte Ideen sind: a) Für das Qualifying gleich viele Punkte zu vergeben wie im Rennen. Die Grundidee des Qualis ist das Ausfahren der Startplatz für (Betonung für) das Rennen. Das Rennen sollte nach wie vor das Highlight des Wochenendes darstellen. Deswegen sollte es auch nur ein einziges Rennen am Wochenende geben, damit ein Grand Prix nicht an Wert verliert. b) Die Startaufstellung für das Rennen umdrehen bringt zu viel Lotterie in ein Formel-1-Rennen. Der Weltmeister soll nicht per Lotterie gewinnen, sondern dadurch, dass er über eine Saison hinweg die beste Leistung im besten Team bringt. Sonst könnte man die Startaufstellung auch auslosen. Die Saison 2008 zeigt, dass Rennverläufe durch bestimmte Umstände wie Regen, Unfälle oder Safety Cars eh schon Lotterie genug sind. Die beiden Siege von Fernando Alonso und jener zuvor von Sebastian Vettel sind die besten Beispiele.
Die Startzeiten eines F1-Rennens sollen komplett auf den Kopf gestellt werden. Um Familien das gewohnte Sonntagnachmittag-Kaffeekränzchen zu gestatten, sollen die Rennen in Europa schon zur Mittagszeit, oder eine Stunde zuvor. Der Australien GP soll um 10 Uhr morgens stattfinden, in Europa wäre es dann Mitternacht. Die Asienrennen würden auf den späten Nachmittag fallen.
Kommentar: Nette Idee, aber besser wäre es, sich um die wirklichen Probleme der Formel-1 zu kümmern, etwa die Aerodynamik so zu verändern, um Überholmanöver leichter zu machen, und vor allem die Kosten zu senken. Die Startzeiten sind jedenfalls kein Problem.
Die Kosten sollen dramatisch gesenkt werden. Manche sprechen von 50%, andere davon, dass nicht mehr als 60 Millionen Euro jährlich ausgegeben werden soll.
Kommentar: Die Kosten müssen runter, keine Frage. Schon alleine wegen der weltweiten Finanzkrise ist das ein Muss, aber auch, weil sonst die Anzahl der teilnehmenden Teams auf ein Rekordtief sinkt. Nur: Konkrete Vorschläge, wie das passieren soll, sind das nicht. Man sollte sich genau überlegen, welche Regeländerung wie viel spart und wie viel Kosten aufwirft.
Die Teams sollen mehr Gelder aus dem großen Einnahmetopf der Formel-1 erhalten. Die Gelder stammen aus Verträgen mit TV-Sendern oder Rennveranstaltern. Statt wie 50% bislang sollen aus dem Topf 80% an alle Teams ausgeschüttet werden – und das gleichmäßig.
Kommentar: F1-Boss Bernie Ecclestone wird dem nur schweren Herzens zustimmen, wohl eher gar nicht. Doch das wäre auch gar nicht nötig, wenn die Kosten für eine F1-Saison nicht mehr 400 Millionen Euro pro Saison betragen, sondern nur noch 60 bis 100 Millionen.
Vereinheitlichung: Die Idee der Einheitsmotoren ist vom Tisch, dafür sollen die Motoren künftig 10 Rennwochenenden halten. Andere Teile wie Getriebe oder Bremsanlagen könnten sehr wohl vereinheitlicht werden.
Kommentar: Sehr gute Idee. Teile, die teuer in der Entwicklung sind und nach außen kaum sichtbar sind, sollen vereinheitlicht werden, aber Einheitsmotoren würden den Geist der Formel-1 kaputt machen.
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