Die Formel-1 ist in den amerikanischen Tageszeitungen meistens nur eine Randspalten-Meldung wert. Doch der GP-Sport nimmt einen neuen Anlauf: Seit 2012 gibt es im texanischen Austin wieder einen USA-GP, mit Alexander Rossi fuhr zuletzt erstmals seit Scott Speed 2007 wieder ein einheimischer Fahrer und nächstes Jahr gibt es erstmals seit 30 Jahren wieder einen US-amerikanischen Rennstall. Aber kommt die Formel-1 wirklich in Amerika an?
Die Formel-1 braucht Amerika, aber Amerika braucht die Formel-1 nicht. Man hat eigene Sportarten – und eigene Rennserien. An der NASCAR beißen sich sogar landesweit alle andere Rennserien die Zähne aus. Selbst die IndyCar, in den 90er Jahren quasi eine amerikanische Ausgabe der Formel-1 und fast schon eine Konkurrenzserie, kommt trotz des Zusammenschlusses 2008 noch nicht wirklich auf die Beine. Die Formel-1 erst Recht nicht.
Der moderne F1-Streckenarchitekt Hermann Tilke hat in Texas eine Rennbahn gebaut, auf der seit 2012 der Große Preis der USA ausgetragen wird – und die gut ankommt. Zwar trägt auch dieser Kurs die unverwechselbare Handschrift des Deutschen, aber doch versuchte er auch die amerikanische Rennkultur in den Streckenverlauf einzubauen.
Texas-GP wackelt
Ob sich das Rennen aber etablieren wird, darüber gibt es Zweifel: Das angrenzende Mexiko hat selber wieder einen Grand Prix, das kostet Austin Zuschauer. Das schlechte Wetter hat 2015 zusätzlich Tribünenplätze unbesetzt gelassen – und damit den Veranstaltern auf ihren Kosten sitzen lassen. Die texanische Regierung will nun offenbar die Subventionen für das F1-Rennen kürzen – damit wackelt das Rennen bereits wieder.
Tavo Hellmund brachte als Promoter die Formel-1 nach Texas. Nun arbeitet er an einem neuen Projekt, wahrscheinlich an der Westküste. F1-Boss Bernie Ecclestone will die Formel-1 in Kalifornien sehen. Hellmund, der 1995 und '96 selbst als aktiver Fahrer in der britischen Formel-3 unterwegs war, geht aber weiter: Er plant auch ein Investment in einem F1-Rennstall, möglicherweise dem Manor-Team.
Das würde auch die Position von Alexander Rossi festigen. Fünf Rennen bestritt er 2015 für Manor, für das kommende Jahr hat er allerdings noch keinen Kontrakt. Rossi ist der erste US-Amerikaner in der Formel-1 seit Scott Speed 2007 – aber Rossi ist auch kein amerikanisches Aushängeschild. Es bräuchte schon einen Fahrer, der in Amerika äußerst populär ist. Hellmund träumt von Dale Earnhardt jr., aber der NASCAR-Fahrer ist mit seinen 41 Jahren schon zu alt für eine F1-Karriere. Oder es bräuchte einen Fahrer, der das Talent hat, eines Tages Weltmeister zu werden. In den Nachwuchsserien schlug sich Rossi zwar durchaus beachtlich, aber ob er aus einem Holz geschnitzt ist, mit dem er sich künftig in Siegerlisten eintragen kann, ist eher zu bezweifeln. Das bräuchte es aber, um amerikanische Fans in größeren Mengen an die Formel-1 heranzuführen.
Haas-Team langfristig der Schlüssel?
Kurzfristig wird auch der Einstieg des Haas-Teams kaum helfen. Zwar steigt damit einer der größten NASCAR-Rennställe in den GP-Sport ein, aber ein Rennteam hat nicht die Strahlkraft eines Spitzenfahrers oder wie ein berühmter Name à la Ferrari oder Red Bull. Und Haas wird sich selbst keine Illusionen machen: Es wird ein paar Jahre dauern, bis man vorne mitfahren kann – wenn überhaupt.
Aber mittel- und langfristig könnte das Haas-Team ein Segen sein. Die NASCAR begeistert die Fans in Massen. Haas ist in der NASCAR involviert und kennt das Erfolgsrezept. Noch werden nur manche Teams in den Regelgebungsprozess entscheidend eingebunden, aber es wird die Zeit kommen, da wird man auch auf Ratschläge von Gene Haas zurückgreifen. Er könnte Impulse geben, die die Formel-1 wieder näher an den Zuschauer und den Fan heranbringt.
Und das Haas-Team könnte langfristig dafür sorgen, dass es auch NASCAR-Topfahrer wagen, in die Formel-1 zu wechseln. Dann hat die Formel-1 plötzlich alle Chancen, auch in Amerika endlich die Anerkennung zu finden, die es braucht.