Hier jetzt in Zusammenfassung dessen, was die französische
Libération letzte Woche geschrieben hat.
Die Ausgangslage:
Magny-Cours liegt weit ab vom Schuss, die Zugangswege wurden über die Jahre nicht verbessert und auch die Rennen sind eher langweilig. Lang schon stand zur Debatte, dass man sich Paris annähern müsse, die Zentralisation grüßt.
Jetzt hat Ecclestone endgültig durchgegriffen und das Rennen für 2009 streichen lassen.
Schon vorher diskutierte man mehrere Alternativen, die vergangene Woche der Fédération française du sport automobile präsentiert wurden, welche wiederum Ende des Monats ihren Vorschlag der FOM von Ecclestone vorlegen soll.
Nicht unwichtig ist die Kostenfrage: Während Magny-Cours im Jahr zwischen 15 und 20 Millionen Euro kostet, schlüge die Etablierung einen neuen Grand Prix anderswo mit 100 bis 700 Millionen zu Buche, je nach den Ansprüchen der einzelnen Projekte. Daher müssen dringend Investoren gefunden werden, da der französische Staat keinesfalls die Erhaltung des Grand Prix von Frankreich unterstützen kann und will.
In der Diskussion befinden sich drei Projekte:
1) Der historische Grand Prix in Magny-Cours
Immer noch auf der Liste steht er, und es wäre das günstigste Projekt von allen. Die geplanten Erneuerungen dort: Der Kurs wird "renoviert", die Boxen vergrößert, das Paddock modernisiert und die Umgebung neu angelegt werden. Angefangen wird mit der Fertigstellung verbesserter Zufahrtswege und dem Bau eines Hotelparks.
2) Der politische Grand Prix in Disneyland
Die Strecke soll mitten im Disneyland Paris liegen, Hotels befänden sich praktisch mitten im Kurs. Namhafter Unterstützer des Projekts ist Alain Prost, laut dem die Schwierigkeiten nicht darin bestünden eine Strecke anzulegen, sondern einen Organisator und Promoter zu finden, der das finanzielle Risiko eingeht und den GP trägt. Die Gruppe Lagardère würde investieren, und so scheinen schon einige der größten Hindernisse diesbezüglich überwunden zu sein. Entscheidend ist nun die Unterstützung der Politik: Die regionalen Vertreter wüssten gerne um die Vorteile für die betreffenden Kommunen. Für Alain Prost steht somit fest, dass der Kampf um das Projekt auf politischer Ebene geführt wird. Bernie Ecclestone hat schon mehrfach signalisiert, dass er einen GP in Disneyland favorisiert.
3)Der umweltfreundliche Grand Prix
Das Projekt Val de France würde etwa 30km nördlich von Paris realisiert werden, ein halbes Dutzend Kommunen wären involviert.
Auch dieses Projekt wird von einem ehemaligen Rennfahrer unterstützt, Jean-Pierre Beltoise präsentiert das Konzept, dort verschiedene "Pole" zu errichten: einen pädagogischen, sozialen, technologischen und einen der über den Motorsport hinaus geht. So würde der neue, permanente und vielseitige Kurs einen hohen ökologischen und sozialen Wert haben. Man würde mehr als 10.000 Arbeitsplätze in der bis heute benachteiligten Region Frankreichs schaffen und die Automobilindustrie sich gut mit den umweltlichen Aspekten des Projekts vertragen. Die Flughäfen von Roissy und Bourget liegen in der Nähe und zahlreiche Zufahrtsachsen verlaufen ebenfalls nicht weit von der künftigen Strecke. Wichtiger Punkt für den "ökologischen Grand Prix" wäre die Umstrukturierung von Brachland.
4)Die utopischen Grand Prix
Eine Zusammenfassung aller utopischen Strecken:
- vor einiger Zeit träumten einige Industriellen in der Normandie davon, ein Formel 1-Rennen im Viertel der Docks von Rouen zu veranstalten. Diese Rechnung machten sie ohne den Bürgermeister, der nichts von diesen Plänen wusste.
- Ein Großer Preis von Versailles schien möglich, aber nach den Wahlen dort verflüchtigten sich die Pläne.
- Unterstützer aus der Politik gab es für einen Grand Prix in den Yvelines, und auch die Fabrik von Renault ist nahe. Allerdings waren die Grünen im Regionalrat gegen das Projekt.
- Ein Grand Prix, der den Anforderungen von Ecclestone am meisten entsprechen würde, wäre der im Wald von Boulogne, am westlichen Stadtrand von Paris. Dort hatte bereits 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg ein Autorennen stattgefunden. Es wäre ein nicht-permanenter Kurs geworden, der nur zu gute Vorraussetzungen bieten würde: Eine spannende Kulisse mit den zwei Seen, der Nähe zu Paris, mit guten Zufahrtswegen, Flughäfen nicht weit weg und zahlreichen Luxushotels. Doch: Sowohl Anwohner als auch Lokalpolitiker wehren sich mit Händen und Füßen dagegen, auch nur für vier Tage im Jahr dort Rummel zu haben.
In dieser Grafik ist der "utopische Grand Prix" in Boulogne" dargestellt.
Quelle der Infos und Grafiken: Libération von Mittwoch, dem 15.Oktober 2008. Seite 10-11. Artikel von Lionel Froissart