Mick Schumacher hat beim WEC-Rennen in Spa-Francorchamps seine ersten Punkte in der Langstrecken-WM aufgrund einer ganzen Portion Pech verpasst. Der frühere Formel-1-Fahrer belegte im #36 Alpine A424 mit seinen französischen Teamkollegen Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere den zwölften Platz im Starterfeld der 19 Hypercars.
Es hätte für Schumacher und Co. ganz anders ausgehen können, denn: Zum Zeitpunkt des Rot-Abbruchs in Folge des schweren Cadillac-BMW-Unfalls war der #36 Alpine eines von nur drei Autos, die soeben ihren Boxenstopp eingelegt hatten. Die anderen Vertreter an der Box waren der #12 Jota-Porsche (Stevens, Ilott) und der #6 Penske-Porsche (Estre, Lotterer, Vanthoor), die das um 1:44 Stunden verlängerte Rennen auf den Plätzen eins und zwei abschlossen.
Mick Schumacher im Pech: In Box überrundet
Während die beiden Porsche 963 durch ihre Boxenstopps beim Re-Start hinter dem Safety Car den uneinholbaren Vorsprung von mehr als einer Minute auf die Konkurrenz gewannen, konnte der Alpine nicht vom zusammengerückten Feld profitieren. Grund: Als Schumacher, der zur 69. Runde von Startfahrer Lapierre übernommen hatte, in Runde 94 seinen Boxenstopp einlegte, wurde er noch in der Box durch den führenden #51 Ferrari überrundet.
Als es in Runde 95 zwischen dem LMDh-Cadillac und dem GT3-BMW kolossal krachte, befand sich Schumacher somit nicht mehr in der Führungsrunde. Einen Wave-By des Alpine sowie des bereits mehrfach überrundeten Isotta Fraschini nach dem Re-Start erlaubte die Rennleitung nicht. Das kostete Schumacher, Lapierre und Vaxiviere am Ende rund zwei Minuten Zeitverlust. Das Schwesterauto mit der Startnummer #39 (Gounon, Milesi, Chatin) erreichte den neunten Platz und fuhr zum zweiten Mal in die Punkteränge.
Schumacher: "So läuft es im Motorsport"
"Mit einem sauberen Rennen haben wir unsere Ziele erreicht", wurde Schumacher in einer Alpine-Pressemitteilung zitiert. "Leider hat die rote Flagge unsere Chancen auf ein besseres Ergebnis beeinträchtigt. Andernfalls wären Punkte in Reichweite gewesen. Uns fehlte etwas Glück, aber so läuft es im Motorsport." Teamchef Philippe Sinault vom Alpine-Einsatzteam Signatech stimmte zu: "Die #36 hatte etwas Pech mit der roten Flagge, aber insgesamt war es zufriedenstellend."
Alpine meldete sich nach einem schwachen Wochenende zuletzt in Imola stark zurück und war hinter Porsche, Ferrari und Toyota viertstärkste Kraft. Die Franzosen konnten Schwergewichte wie Peugeot und BMW distanzieren, was Mut machen dürfte für das bevorstehende Heimspiel bei den 24 Stunden von Le Mans (15.-16. Juni 2024). Auf der #35 kehrt außerdem der Österreicher Ferdinand Habsburg nach seiner Verletzung zurück und übernimmt wieder von Ersatzfahrer Jules Gounon.
Erstes WEC-Qualifying für Schumacher im Alpine
WEC-Debütant Schumacher saß in Spa insgesamt 45 Runden am Steuer des rund 680 PS starken Hybrid-Prototypen, unter anderem beim Schluss-Stint von der 122. bis zur 140. Runde. Im Mittel zählte er zu den Top-15 der schnellsten Piloten im Feld der 48 Hypercar-Fahrer, wie aus einer Analyse von 'The B-Pillar' hervorgeht.
Sein Lernprozess auf der Langstrecke setzt sich fort, und in Spa erlebte der 25-Jährige zudem eine Premiere: Erstmals durfte Schumacher ein Qualifying bestreiten, nachdem in Katar und Imola der erfahrene Teamkollege Lapierre auf Zeitenjagd gegangen war.
"Das war eine Entscheidung des Teams", sagte Schumacher nach dem Qualifying zu Motorsport-Magazin.com. "Sie haben mich gefragt, ob ich fahren möchte. 'Na klar', habe ich geantwortet. Es ist wichtig, solche Erfahrungen zu sammeln. Jetzt weiß ich, wie sich das Auto mit wenig Benzin im Tank anfühlt. Und wenn ich in Zukunft noch mal ein Qualifying fahren sollte, weiß ich, was auf mich zukommt. "
"Abstand zum Schwesterauto ein bisschen größer als geplant"
Schumacher beendete sein erstes WEC-Qualifying auf dem zwölften Platz - das beste Saisonergebnis für die #36 - und rückte eine Position nach der Disqualifikation des Polesetter-Ferrari nach vorne. Im #35 Schwesterauto gelang Charles Milesi unterdessen erstmals der Einzug eines Alpine in die Hyperpole (Shootout der Top-10) und schlussendlich der siebte Startplatz. Der Franzose war in der Gruppenphase 0,288 Sekunden schneller als Schumacher.
"Ich hatte ein stehendes Rad in Kurve 8, was natürlich nicht geholfen hat", erklärte Schumacher. "Danach hatte ich einen kleinen Bremsplatten. Das war nicht optimal. Da der Reifen nur für eine Runde hält, war's das. Ich habe nicht alles zusammengebracht, dadurch war der Abstand zum Schwesterauto ein bisschen größer als geplant. Ich habe zum ersten Mal einen Prototyp mit wenig Benzin im Tank wirklich am Limit bewegt, dafür war es relativ positiv."
Schumacher in Le Mans: Werde Vettel sagen, ob es sich lohnt
Alpine machte sich nach dem Spa-Wochenende direkt auf nach Paul Ricard, wo die nächsten Testfahrten vor dem Langstrecken-Klassiker in Le Mans in vier Wochen anstehen. Schumacher startet erstmals an der Sarthe und hätte sich sicherlich nicht beschwert, wenn er in Le Mans auf seinen Kumpel Sebastian Vettel getroffen wäre. Der vierfache Formel-1-Weltmeister testete zuletzt einen Porsche 963, zu einem Deal für Le Mans 2024 kam es allerdings nicht.
"Ich sehe Sebastian immer gerne, egal, wo! Ich habe die 24 Stunden von Le Mans selbst ja noch nie erlebt. Nach dem Rennen werde ich ihm vermutlich sagen, ob es sich lohnt, oder nicht", sagte Schumacher jüngst im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com. Das komplette Gespräch aus Spa könnt ihr hier nachlesen:
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