Drei Wochen Pause waren offensichtlich genug, um die hochgekochten Emotionen um den MotoGP-Lauf in Japan etwas herunterzubringen. Noch am Sachsenring hatten sowohl Weltmeister Jorge Lorenzo als auch WM-Leader Casey Stoner gesagt, dass sie unter keinen Umständen beim Motegi-Rennen in Japan, in der Nähe vom Unglücksreaktor Fukushima, antreten werden. Jetzt klingen sie schon etwas anders.

"Es ist ziemlich schwierig, um ehrlich zu sein", sagte Stoner in Brünn zu seinem aktuellen Standpunkt zum Thema Japan GP. "Es war eine sehr hitzige Debatte, die da seit Silverstone abging und ich war der felsenfesten Überzeugung, dass ich, nach dem was ich gesehen und gehört habe, nicht nach Japan gehen würde. Aber das kam aus einer sehr starken Emotion heraus, denn wir hatten gerade herausgefunden, dass Adriana schwanger ist."

Casey Stoner bat in Brünn um Verständnis, Foto: Milagro
Casey Stoner bat in Brünn um Verständnis, Foto: Milagro

"Wir haben seit dem viel diskutiert und das [mit der Schwangerschaft] ist eine wichtige Sache in meinem Leben, vielleicht die wichtigste bisher", so Stoner weiter. "Darum fühlte ich zu der Zeit, dass ich auf keinen Fall da hin gehen will, dass ich auf keinen Fall das Leben meiner Frau und meiner Familie gefährden will. Das war sehr hart. Aber in den letzten Wochen habe ich viele Daten aus Australien bekommen und ich bin jetzt etwas offener zu dem Thema, als zuvor. Ich hoffe, dass die Leute mich verstehen, wenn ich aufgrund meiner Familie da Bedenken hatte. Wir werden in den nächsten Wochen weiter sprechen und dann entscheiden. Ich sage nicht, dass ich nicht gehen werde, aber ich sage auch nicht, dass ich gehen werde."

Während Stoner starke Gründe zu seinen Bedenken hervorbrachte, sah das bei Lorenzo etwas anders aus. Der Spanier antwortet fast kleinlaut und versuchte sich mit ähnlichen Argumenten aus der Affäre zu ziehen. "Wir hatten in den letzten Wochen etwas Urlaub und ich war komplett aus meiner Welt, meiner Karriere, meinem Job heraus", so der Spanier. "Jetzt bin ich wieder hier und werde mich jetzt erst einmal auf das Rennen hier konzentrieren und dann werde ich mit meinem Manager die Entscheidung in ein paar Wochen treffen." Auf dem Sachsenring noch wollte Lorenzo unter keinen Umständen in Japan fahren.

Abgesehen von den beiden Hauptakteuren der diesjährigen WM sind sich aber auch die anderen Piloten nicht ganz einig, viele haben noch Bedenken, ob das unabhängige Gutachten der FIM von Japan wirklich Sicherheit verspricht. "Zuerst einmal geht es um den Report", so Valentino Rossi. "Morgen werden wir in der Sitzung der Safety Commission darüber mit Carmelo [Ezpeleta] sprechen und zu allererst hoffen wir, dass der Bericht wahr ist. Ich denke, dass wir mit der Entscheidung noch ein wenig warten müssen. Es geht ja nicht nur um die Fahrer, sondern auch um die anderen Leute im Fahrerlager, wie die Mechaniker, die Journalisten, die Fernsehteams und so weiter. Ich habe mich noch nicht entschieden."

Karel Abraham machte es ganz diplomatisch. Er meint, dass er zwar auch nicht unbedingt sicher ist, ob man wirklich fahren soll, aber er will sich der Allgemeinheit anschließen. "Wir haben viel darüber gesprochen", sagte der Tscheche vor seinem Heim-Grand Prix. "Aber ich denke, dass wir Fahrer ein Team bilden sollten. Wenn alle entscheiden, dass wir nicht fahren, dann bleibe ich auch zu Hause. Die News sehen aber gut aus und ich würde gern fahren, aber wir sollten da als Fahrer zusammenstehen."

Der einzige Suzuki-Fahrer im Feld, Alvaro Bautista, gab als Einziger offen zu, dass er "Druck von Suzuki" bekommt. Vom neunfachen Weltmeister Rossi erntete er ein anerkennendes Nicken. "Es ist ihr Heimrennen und natürlich wollen sie fahren. Aber ich denke wie Karel, wir sollten das alle gemeinsam entscheiden."