Für einen neunfachen Weltmeister wie Valentino Rossi geht man schon einmal andere Wege als normal. Auch finanziell extrem anspruchsvolle Wege. Der Italiener erhält dieses Wochenende in Assen ein neues Motorrad: Die Ducati Desmosedici GP11.1 mit dem aktuellen 800er Motor aus diesem Jahr im Chassis für 2012.
Rossi fährt zum ersten Mal seit 2009 wieder in Assen. Im letzten Jahr musste er das Rennen aufgrund seines Beinbruchs von Mugello verpassen. "Ich muss daher noch die neue Kurve lernen, von der ich gehört habe, dass sie sehr schnell ist", so der Italiener. "Dafür werde ich aber nicht viel Zeit haben, darum werde ich das einfach nebenbei machen." Theoretisch aber glaubt er, dass er sich gut genug an die Piste erinnert. "Ich habe hier genügend Erfahrung", glaubt er.
Wie sich das neue Motorrad auf der Strecke verhalten wird, stimmt Rossi "neugierig", besonders weil man eben den 800er Motor in diesem Chassis noch nicht getestet hat. "Das wirft ein paar Fragen auf", ist sich der 32-Jährige bewusst. "Auf der GP12 habe ich mich gleich vom ersten Test an wohl gefühlt. Ich bin sie drei Mal gefahren, ein Mal in Jerez und zwei Mal in Mugello. Wir haben nicht viele Referenzen, gerade im Vergleich zu den anderen Teams." Daher bliebe das wirkliche Level der neuen Maschine noch abzuwarten.
"Ich weiß, dass Honda von Beginn an, gerade in Jerez, sehr schnell war", schielte Rossi auf die Tests der anderen Hersteller. "Aber wir müssen an diesem Motorrad weiter arbeiten und in Mugello haben wir ein paar ermutigende Änderungen vorgenommen." Für Rossi stünde vor allem das Gefühl auf dem Motorrad im Vordergrund. "Ich habe mich auf der GP12 vom Start weg wohl gefühlt und dann, mit jeder kleinen Änderung, wurde es besser und besser. Ich habe gehört, dass Stoner schneller als wir war, aber wir müssen noch abwarten, wie viel Wahrheit in dieser Information liegt."
Bei Ducati ist man sich in der Ingenieurs-Abteilung noch nicht hundertprozentig sicher, wie sich das Jahr 2012 gestalten wird. "Die Techniker streiten, dass die 1000er nicht viel schneller als die 800er sein werden, aber ich denke die GP12 ist schnell - ich denke der Unterschied ist da."
Rossi war sich schnell bewusst, dass man am Anfang der Saison viele Probleme hatte. "Und die Resultate waren nicht gut genug." Darum habe er Filippo Preziosi unter Druck gesetzt, Veränderungen für das Motorrad zu bringen. "Gerade für den hinteren Teil des Motorrades. Wir hatten ein Auge auf das Rennen in Mugello. Von da an hatte er eine Idee: Wir haben bereits ein neues Motorrad, warum versuchen wir da drin nicht den 800er-Motor?"
Nach dem Mugello-Test habe Preziosi Rossi dann gefragt, was er von diesem Vorschlag halte. "Ich dachte, dass es da Risiken gibt, aber ich war sofort mit ihm einverstanden, gerade weil sich die GP12 mehr wie mein Motorrad anfühlt, wohingegen die GP11 ein von anderen gemachtes Motorrad war." Rossi glaubt, dass man mit diesem Schritt viel konkurrenzfähiger sein wird und gleichzeitig für die kommende Saison nach vorn geht. "Persönlich sehe ich das nicht als letzten Ausweg. Wir haben die Entwicklungszeit reduziert und ich habe beim Testen gesehen, dass ich schneller sein kann. Jetzt ist die Frage, wie es mit dem 800ccm-Motor geht. Wir wissen nicht, ob wir Honda schlagen können, aber ich bin mir sicher, dass wir ein paar Schritte nach vorn gemacht haben."
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