Ducatis Hauptgeschäftsführer Filippo Preziosi wird immer als 'der Kopf' hinter der Desmosedici bezeichnet. Er ist es auch, der die neue GP12 für die kommende Saison entwickelt. In Übereinstimmung mit den Vorgaben verriet er der GPWeek jedoch, dass die neue Ducati zwar über 800ccm, aber weniger als 1000ccm haben wird. "Es ist ein Kompromiss zwischen Leistung und Spritverbrauch", erklärte Preziosi, der zuvor verschiedene Möglichkeiten ausprobiert und durchdacht hatte.
Bei den größeren Maschinen sind jedoch die Drehzahlen niedriger als im Moment. Preziosi meint, dass Ducati damit den Vorteil des desmodromischen Systems verlieren könnte. "Wir arbeiten aber trotzdem an desmodromischer Geometrie, um wieder einen maximalen Vorteil herauszuholen." Von pneumatischen Ventilen hält der Italiener jedoch weniger: "Wenn man ein desmosdromisches System haben kann, sehe ich keinen Vorteil in den pneumatischen Ventilen. Es ist viel einfacher hinter das Wissen dieser zu steigen. Mit dem desmodromischen System ist es weitaus komplizierter, du startest bei Null und es dauert Jahre."
Preziosi schätzt zudem den Wechsel von Zwei- auf Vier-Zylinder-Maschinen weniger, doch nahm die Herausforderung an: "Ich bin fest überzeugt, dass Zwei-Zylinder allgemein den besseren Motor eines Motorrads ausmachen, Aber wir mussten einen Vier-Zylinder bauen." Was die Vorschriften in der MotoGP betrifft behauptet er, dass die Kraftstoffbeschränkung am meisten beeinträchtigt. "Die Regel der Motorenbegrenzung ist mehr oder weniger zu bewältigen, herausfordernd, aber nicht unmöglich." Beide Vorschriften erachtet Preziosi dennoch für nützlich: "Unsere Mission ist es, Technologien zu entwickeln und diese in die Produktion zu bringen. Viele der Dinge, die wir entwickeln sind sehr nützlich."
Ducati nutzt außerdem ein Kohlefaser-Chassis. Preziosi verrät, dass es einfacher zu handhaben ist, als ein Aluminiumrahmen. "Mit dem Kohlefaser-Chassis kannst du die Stärke ändern, verschiedene Fasern verwenden und die Orientierung dieser verändern. Also hast du drei Dinge, über die du bestimmen kannst. Es ist kein Problem die nötige Steifheit hinein zu bringen, mit Valentino [Rossi] versuchen wir aber gerade zu verstehen, ob das auch die richtige Lösung ist. Wir haben in den letzten Monaten komplett umgedacht, Valentino gibt uns eine neue Richtung vor", womit Preziosi die steigende Beweglichkeit des Chassis meint, bei der das Werk aus Bologna einen Schritt nach vorn gegangen sei.
Zu Valentino Rossis Einstieg ergänzte er: "Valentino ist ganz anders als Casey [Stoner], aber ich denke, dass Casey mit dem Bike, das wir gerade entwickeln schneller wäre oder zumindest sicherer fahren würde." Was die Zusammenarbeit mit dem neunfachen Weltmeister fördert ist zudem die Sprache, alles spricht Italienisch. Darin sieht Preziosi einen großen Vorteil. "Rossi ist sehr deutlich, wenn er das Verhalten des Motorrads beschreibt, aber du musst deinem Fahrer so oder so immer glauben."
Preziosi freue sich bisher nicht sehr über die Ergebnisse, jedoch über den Fortschritt, den die Roten in diesem Jahr gemacht haben. Der Hauptgeschäftsführer ist nach einem Motorradunfall zudem an seinen Rollstuhl gefesselt, was es ihm nicht immer leicht macht, bei allen Rennen vor Ort zu sein. "Da ich aber nicht Motorrad fahren kann, habe ich mehr Zeit, um mir die Daten anzuschauen", nimmt er es optimistisch. Gäbe es für Preziosi jedoch die Möglichkeit die Ducati selbst einmal zu fahren, würde er nicht lange zögern.
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