Der Vorfall Marco Simoncelli gegen Dani Pedrosa bestimmt weiter die Gespräche im Fahrerlager. In Le Mans waren die beiden Honda-Piloten aneinandergeraten, Pedrosa stürzte und brach sich das rechte Schlüsselbein, Simoncelli bekam eine Durchfahrtsstrafe. Aufgrund der vielen Diskussionen schon im Vorfeld jenes Rennens über die gefährlichen Fahrweisen Simoncellis, kochten anschließend die Emotionen weiter hoch.
Rennleiter Paul Butler steht allerdings zu seiner Entscheidung, Simoncelli eine Durchfahrtsstrafe aufzubrummen. "Unsere letztendliche Entscheidung basierte auf den zwei Dorna-Kameras, die nach vorn und hinten filmten", sagte er gegenüber Speed.com. "Wenn man sich bewusst ist, dass da ein Fahrer innen neben dir ist, muss man ihm Platz geben und Marco tat das klar nicht."
Roberts sr.: That's Racing!
500ccm-Ex-Weltmeister Kenny Roberts sr. sieht den Vorfall allerdings nicht ganz so kritisch: "So wie die Dinge waren, als ich Rennen fuhr, würde ich sagen: 'Nun, That's Racing'. Aber wenn man solche Regeln hat, dann muss man denjenigen bestrafen, der die Linie eines anderen Fahrers schneidet. Dani konnte nirgendwo hin und er klappte auf und rammte den anderen Typen. Zu meiner Zeit hatten wir auch so einen Typen, der dir deine Linie vor dir kreuzte. Wir gingen hin, hatten ein kleines Gespräch und klärten das mit ihm. Aber die Jungs heute sprechen nicht viel miteinander. Mit diesen Motorrädern ist es einfach nicht mehr nur Überholen, jedes Manöver ist eine richtig große Sache, einfach, weil die Motorräder so sind wie sie sind."
"Mit den 500er haben wir uns gefetzt und eine Weile überholt und versucht, eine Lücke aufzureißen und weg zu kommen", erinnerte sich Roberts sr. an seine aktiven Tage. "Aber wenn zwei oder drei Jungs sahen, dass sie nicht wegkamen, dann sind sie umeinander herum gefahren und es in den letzten paar Runden ausgemacht." Außerdem glaubt der Amerikaner, dass Pedrosa einfach hätte versuchen müssen, seine Linie zu halten. Dass er dabei aber auch zu Sturz hätte kommen können und dann Simoncelli mit abgeräumt hätte, ist laut Roberts aber auch ein Punkt. "Sie hätten es beide auf keinen Fall durch geschafft, wie ich denke."
Rainey: Mehr Platz lassen
Der dreifache Weltmeister Wayne Rainey, der zu seiner Zeit im Zweikampf alles andere als zimperlich galt, sieht es ähnlich: Simoncelli hätte mehr Platz lassen müssen. "Ich habe mir das ein paar mal angesehen und es gibt viele Dinge, die man dazu sagen kann, aber es gibt eine Hauptsache und die ist, dass Simoncelli Dani keinen Platz gelassen hat", so der 500ccm-Champion 1990, 1991 und 1992. "Wenn Dani das Motorrad nicht aufgerichtet hätte, wären sie vermutlich beide gestürzt. Ich mag hartes Racing und sicher gehe ich mit Butler mit, dass der Straßenrennsport ein Kontakt-Sport ist, aber ich weiß, was das bedeutet. Das heißt nämlich nicht, dass wir raus gehen und uns gegenseitig runterfahren. Es wird Kontakt geben. Du musst deinen Platz halten. Das ist unsere Männlichkeit."
Kevin Schwantz sieht den Vorfall einfach als Rennunfall. De Weltmeister von 1993 war zu seiner Zeit einer, der selbst sehr hart fuhr und mit seiner spektakulären Fahrweise Fans auf der ganzen Welt begeisterte. "Es war ein hartes Manöver, aber ich muss sagen, für mich, war das einfach Racing", meinte der Mann mit der Startnummer 34. "Es sah aus, als sei Dani etwas zu heiß gefahren und er war unten auf der Innenseite und Simoncelli sah seine Chance und wollte die ergreifen. Er ließ nicht viel Platz, aber ich denke, wenn Dani auf seiner Linie geblieben wäre, wäre Marco vorbei gekommen. Da das aber schon sicher war muss man sagen, dass Marco auf eine bessere Gelegenheit hätte warten sollen, aber er fährt gegen einen Typen, der das gleich Bike wie er hat, aber Dani wiegt viel weniger, darum wird Marco aus den langsamen Kurven heraus überrannt. Er sieht eine Chance vorbei zu kommen und entscheidet sich, dass wenn er die nicht nimmt, er weitere vier oder fünf Kurven oder gar eine ganze Runde warten muss. Marco hat vermutlich die Straße runter zu Stoner geschaut. Er fährt nicht für den zweiten Platz, auch wenn das vermutlich alles gewesen wäre, was er hätte bekommen können."
Auch Kenny Roberts Junior, der auf Suzuki im Jahr 2000 500ccm-Weltmeister wurde, findet, dass es ein Rennunfall war. Die Schuld sieht er bei Pedrosa. "Ich habe gesehen, was passiert ist und ganz sicher: Das war Racing. Wenn Dani ein Dirt Tracker wäre, hätte er gewusst, dass er das Motorrad nicht aufrichten darf. Solche Situationen wie die in der Dani war, passieren."
Wayne Gardner hingegen sieht den Vorfall mit zweierlei Augen. "Ich denke das Manöver war zu aggressiv. Ja, das ist Rennsport, aber man muss sich daran erinnern, dass dieser Sport extrem gefährlich ist und dass man nicht nur an sich selbst denken darf, sondern auch an die Sicherheit der anderen Fahrer", warf der Australier vor. "Simoncelli hat um Dani herum die Außenlinie genommen und die Tür zugeworfen. Diese Art von Manöver ist ok, wenn man dem anderen Fahrer viel Platz lässt. Marco hätte Dani mehr Platz lassen können, womit beide sicher durch die Kurve gekommen wären."
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