Saisonlauf Nummer vier ist passe und zu erzählen gibt es genug. Am kürzesten ist noch zusammengefasst: Casey Stoner gewinnt souverän in Le Mans. Am Anfang die Ruhe bewahrt, dann den Turbo gezündet und so schnell gefahren, dass er den Kameras entschwand. Gab ja auch wenig Grund auf ihm drauf zu bleiben, so viel Action wie da dahinter abging.
Insgesamt war es aber schon ein Rennen der harten Manöver. Und irgendwie waren da auch all diejenigen Fahrer mit verstrickt, die in den letzten Wochen ihre Mäulchen am weitesten aufgerissen hatten, dass der oder jener zu aggressiv fährt und so weiter. Dieses Mal aber lieferten sie sich keine verbalen Kämpfe, sondern fighteten auf der Strecke. Hart und so wie es sein soll.
Einer wird bestraft, der andere nicht
Zwei große Szenen, die in den nächsten Wochen sicher noch die Schlagzeilen bestimmen werden, gab es in diesem Rennen. Zuerst das Überholmanöver von Jorge Lorenzo gegen Andrea Dovizioso. Sagen wir mal so: Beide hatten Schwein, dass sie sitzen blieben. Lorenzo presste sich in eine Lücke, die eigentlich keine war, Dovizioso musste aufklappen. Aber auch der amtierende Weltmeister geriet kurz ins Rutschen. Das konnte er aber abfangen und vorn bleiben.
Sicherlich war es ein hartes Manöver, aber genau das macht den Rennfahrer insgesamt aus: Sehe ich eine Lücke, und sei sie noch so klein, dort steche ich rein. Die Jungs fahren ja nicht zu ihrem Vergnügen dort herum, sondern wollen alle Rennen gewinnen. Etwas seltsam ist halt nur, dass derjenige Lorenzo ein solches Manöver reitet, wo er zuletzt noch so gegen Marco Simoncelli - zu dem kommen wir gleich noch - gewettert hatte, dass der gefährlich fahre. Aber dies soll jetzt keine Kritik an Lorenzo sein. Das Manöver war hart an der Grenze, aber spektakulär. Es ging alles gut und am Ende zeigte Dovizioso dem Spanier ja noch, wer in Frankreich der Schnellere von beiden ist.
Die zweite große Szene war der Vorfall mit Dani Pedrosa und Simoncelli, der in der Folge dessen mit einer Durchfahrtsstrafe belegt wurde. Hier muss man genauer hinschauen. Sicher war auch das wieder ein hartes Manöver, aber Simoncelli dafür zu bestrafen halte ich für ungerecht. Beide kämpfen auf der letzten Rille - und Pedrosa mag auf der Strecke vielleicht die Nase in der Anfahrt der Kurve etwas vorn gehabt haben, aber warum zieht er dann nicht vor dem Einbiegen nach rechts auf die Ideallinie für die Linkskurve?
Richtig. Der Spanier wusste, dass der Italiener neben ihm liegt. Pedrosa war einfach zu spät auf der Bremse. Nun wird Simoncelli vorgeworfen, dass er dem Honda-Markenkollegen brutalst vor das Vorderrad gefahren sei. Fakt aber ist, dass Pedrosa in der Kurve merkte, dass er zu schnell ist. Er klappte mit seiner Maschine auf und auf einmal war da Simoncelli, den er am Hinterreifen touchierte. Letzterer musste ebenfalls durch das Kiesbett räubern.
Schuldzuweisungen hin oder her, das bringt nun eh nichts mehr. In meinen Augen war es ein normaler Rennunfall und weiter nichts, die Durchfahrtsstrafe war an den Haaren herbeigezogen. Ich bin mir sicher, dass Simoncelli mächtig auf die Palme gehen wird. Es werden Sätze kommen wie: "Wäre ich Spanier, hätte mich niemand bestraft." Und das Gefühl habe auch ich. Ach ja. Valentino Rossi hätte sich so ein Manöver sicher auch erlauben dürfen - ohne Durchfahrtsstrafe, aber mit viel Applaus.
Armer Pedrosa
Leid tun kann einem vor allem Pedrosa. Schon in dem Moment, als er aus dem Sattel flog und auf die Strecke aufschlug war mir klar, dass das bei seinen "Glasknochen" nicht gut gehen kann. Schon im Kiesbett hielt er sich die Schulter, noch vor Rennende kam die Diagnose des gebrochenen rechten Schlüsselbeins. Das war's dann mal wieder. Pedrosa ist und bleibt ein Pechvogel, wieder eine Saison gelaufen - gerade jetzt, wo die heiße Phase mit Schlag-auf-Schlag-Rennen beginnt. Das sind die unschönen Aspekte dieses Sports.
Toll war hingegen der Fight zwischen Rossi und Dovizioso. Fair durch und durch, immer mit genügend Platz und trotzdem auf der letzten Rille. Die beiden Italiener beobachteten und studierten sich gegenseitig und Dovizioso bewies für mich eine ungeahnte Reife. Zum zweiten Mal in Folge schlug er seinen italienischen Landsmann um Haaresbreite, nachdem er sich eine akkurate Taktik zurecht gelegt hatte. Dennoch sind mehr Augen auf Rossi gerichtet, schließlich holte der sein erstes Podest für Ducati.
Ein abschließender Satz zu diesem Frankreich Grand Prix geht an Sandro Cortese: Gesehen? Der Nicolas Terol ist eben doch zu schlagen.
diese MotoGP Redaktion