Sie wollen so harte Kerle sein. Sie springen nach Verletzungen und Knochenbrüchen so schnell es geht wieder aufs Motorrad. Sie fliegen auf die Schnauze, schütteln sich, und fahren im ersten Versuch nach dem Crash ihre persönlichen Bestzeiten. Aber dann sitzen sie in Presserunden und -konferenzen, in Gesprächen mit Fans, Medien und anderen Fahrer, und hacken, kratzen, beißen einander verbal.
Es ist doch irgendwie Kindergarten. Klar bringt es etwas Würze in die MotoGP-Suppe. Klar haben wir von Medienseite etwas zu berichten und die Fans haben, auch klar, etwas zu diskutieren. Dennoch wäre es mir lieber, wenn diese Streitigkeiten auf der Strecke ausgetragen würden. Wenn ein Lorenzo eben nicht immer mit dem Finger auf die anderen zeigen würde. Und warum er ausgerechnet jetzt auf Simoncelli herumhackt, verstehe ich auch nicht. Und schon gar nicht, was ihn am Manöver vom letzten Jahr aus Valencia stört, wo er fast runtergepurzelt wäre. Denn wenn ich in eine Lücke steche, die nicht da ist, geb ich vielleicht den Reifen, meinem Optiker oder dem Pinsel-Mann, der die Kerbs in komisch reflektierenden Farben angestrichen hat, vielleicht sogar mir selbst, die Schuld. Aber nicht dem, der vor mir auf einer ausgezeichneten Linie fährt.
Wie dem auch sei, der Verbal-Krieg in der MotoGP wird immer härter. Waren es mal Rossi und Biaggi, Rossi und Gibernau, dann Rossi und Stoner, mischen sich jetzt auch die Jung-Stars in die Wortgefechte. Lorenzo belegt Simoncelli, der schimpft auf Pedrosa und Lorenzo und Rossi sind natürlich weiter nicht die dicksten Freunde. Und auch Stoner und Rossi werden das nicht mehr. Und Rossi hat schon recht, wenn er sagt, dass heute teilweise zu viele Weicheier im Kreis fahren, die eben mit dem Finger auf andere deuten und sagen: 'Aber der hat…'
"Wir fahren bei um die 300 km/h und riskieren unser Leben", sagt Lorenzo. Natürlich stimmt das. Natürlich sind es Risiken, die die Stars der Szene da eingehen. Aber warum betonen das einige immer wieder mehr als andere? Jeder weiß was Phase ist, nur manche sind eben noch echte Racer der alten Schule. Auch die fahren bei den gleichen Geschwindigkeiten, nur beschweren sie sich eben nicht auf diese Art und Weise. Als sich letztes Jahr auf Phillip Island im letzten Moment Rossi an Nicky Hayden vorbeiquetschte, mokierte der US-Amerikaner in keiner Weise. "Wenn man so einem wie Valentino auch nur eine Lücke von einem Zentimeter lässt, ist man selbst schuld. Da presst er sich durch", sagte Hayden damals. Punkt. Aus. Kein "Das war gefährlich", kein "Der setzt unser Leben aufs Spiel", kein gar nichts. So soll es sein.
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