Gerade mal sechs Rennen sind in der MotoGP bisher über die Bühne gegangen. Doch die Gerüchteküche über mögliche Fahrerwechsel brodelt nicht nur, sie kocht. Der angekündigte Rücktritt von Casey Stoner diente dabei sozusagen als Startschuss für unzählige Spekulationen von Medien und Fans. Denn Fakt ist: Die Verträge der Top-Piloten laufen aus, alles ist daher möglich.
Einer, der sich auf die Diskussionen nicht einlassen wollte ist der WM-Führende Jorge Lorenzo. Er halt als eine der wichtigsten Personalien - und ist schon früh vom Markt, denn bereits vor dem Silverstone-Rennen gaben Fahrer und Team bekannt, dass der Vertrag zwischen beiden Seiten bis Ende 2014 verlängert worden ist - das bringt Ruhe für Lorenzo und auch für sein Yamaha Team. "Jorges Vertragsverlängerung erlaubt es Yamaha und ihm, sich zu 100 Prozent und ohne Ablenkungen auf die WM in diesem Jahr zu konzentrieren", sagt Yamaha Motor Racing Managing Direktor Lin Jarvis.
Alles andere als ruhig ist es zur Zeit um Valentino Rossi. Nach dem Rennen in Silverstone merkte der neunfache Weltmeister an, dass nur die Leistung seiner Maschine ihn noch vor einer Vertragsunterschrift abhalte. "Das ist das Einzige, das zählt. Ginge es um alles andere, könnte ich sofort unterschreiben", sagte Rossi. Dass Ducati wirtschaftlich die besten Rahmenbedingungen bereitet, scheint unumstritten - aber kann und will Rossi weiterhin auf Kämpfe mit den Spitzenfahrern verzichten? Viele glauben das nicht. Egal ob sein ehemaliger Team-Manager Davide Brivio, Manager-Legende Carlo Pernat oder der frühere Weltmeister Luca Cadalora: Alle sind sich einig, dass es für Rossi bei Ducati keine Zukunft gibt. Doch wo gibt es sie dann? Denn auch eine Rückkehr zu Honda scheint momentan nicht zur Debatte zu stehen.
Kein spanisches Duo bei Honda
Beim japanischen Hersteller will man zunächst mit Dani Pedrosa über eine Vertragsverlängerung sprechen, doch auch der Spanier will seiner Liebe zu Honda nicht unendlich frönen und äußerte unlängst, dass auch er andere Optionen prüfe. Fakt ist, dass HCR-Teamchef Shuhei Nakamoto keinesfalls ein rein spanisches Duo a la Pedrosa und Marc Marquez in die Saison schicken will. Stefan Bradl besitzt auch für das Jahr 2013 noch einen Vertrag beim LCR-Team und kommt nicht in Frage. Doch auf Marquez verzichten will man in Repsol-Honda-Kreisen scheinbar auch nicht - erst recht nicht jetzt, wo die sogenannte Rookie-Regel wieder abgeschafft werden soll und so ideal den Weg für den Aufstieg des talentierten Spaniers in ein Werksteam ebnen könnte. Deshalb denkt man bei Honda über eine Erweiterung des Teams auf drei Fahrer nach. "Warum nicht?", sagt Nakamoto.
Gar nicht einverstanden mit der Abschaffung der Rookie-Regel scheint Ben Spies zu sein: "Manchmal sollte man einen anderen Pass haben. Ich meine nicht nur Marquez, der Junge ist schnell. Ich stelle nur die Tatsache fest, dass er weder hinderlich noch hilfreich sein sollte, woher man kommt", sagte der Amerikaner, dessen Platz nach durchwachsenen Saisonleistungen mehr als vakant scheint. Ins Spiel kommt an dieser Stelle der Italiener Andrea Dovizioso, der mit seinem Tech 3 Team und dem Satelliten-Bike überraschen konnte und gern selbst wieder mit einem Werksteam arbeiten möchte. Doch Dovizioso hält auch eine Rückkehr von Valentino Rossi zu Yamaha für möglich. Dann wiederum gebe es auch bei Ducati einen Platz zu besetzen, für den zuletzt auch Doviziosos Teamkollege Cal Crutchlow ins Spiel gebracht wurde.
Dass es bei Tech 3 Veränderungen geben wird, ist absolut sicher. Denn dem Moto2-Piloten Bradley Smith wurde der Platz im MotoGP-Team vertraglich zugesichert, er richtet sein Training schon jetzt auf die Königsklasse aus. Dovizioso oder Crutchlow - einer von beiden wird definitiv weichen müssen. Fahrer wie Karel Abraham, der in diesem Jahr einzig Rückschläge hinnehmen musste, werden sich sich mit der Frage beschäftigen müssen, ob es besser ist eine Kunden-Ducati zu fahren oder mit einem CRT-Bike anzutreten. Fazit: Noch stehen viele Türen offen. Doch wie man im Fall von Lorenzo sieht, können sie sich auch schnell wieder schließen. Kluges Handeln und Taktieren ist jetzt also gefragt!
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