Dank der Ankündigung von Casey Stoner am Jahresende zurück zu treten, wurde die Silly Season in diesem Jahr vorverlegt. Das Sommerloch könnte damit glatt zum Schwarzen Loch von unendlichen Außmaßen mutieren, besonders wenn Yamaha und Ducati nun schon früher mit ihren Fahrergesprächen beginnen.
Die spontane 'Entschlossenheit' des Australiers verkürzt die Liste der Fahrer deren Verträge am Jahresende auslaufen nicht wirklich, erweitert aber die Kombinationsmöglichkeiten - außer es entscheiden sich noch mehr Fahrer nach den Reglementsplänen der Dorna aus der MotoGP davon zu laufen.
Fahrerkombinationen 2013
Yamaha: Lorenzo/ ??? Spies, Rossi, Dovizioso, Crutchlow
Honda: Pedrosa/ ??? Marquez (sollte Rookie Regel aufgehoben werden), Bradl, Bautista, Spies;
unwahrscheinlicher: Rossi, Lorenzo
Ducati: Hayden/ ??? Rossi
Tech 3: Smith/ ??? Dovizioso, Crutchlow, Spies
Gresini: Bautista/ CRT Pirro
Pramac: Barbera
Cardion: Abraham
LCR: Bradl, de Puniet, Marquez
Auch wenn es für Ausenstehende vielleicht nicht so aussieht und einige Experten ankündigen, dass Casey Stoner es sich noch anders überlegen könnte, die Beweggründe für den Rücktritt mit dann 27, sprechen dagegen. Der Weltmeister betont seit Jahren, dass er in der MotoGP aufgrund des Racings startet. Nicht wegen der Show, den Medien, Sponsoren oder um berühmt zu werden, allein das Racing mit Prototypen lockt ihn. Die Dorna drängt aber zu mehr CRT-Charakter in der Königsklasse, wenige halten dies für eine super Idee, doch bislang ergriff nur Stoner die Extremmaßnahme: Rücktritt. Der Vorteil? Der Australier kann weiter offen seine Meinung sagen, ohne etwas beschönigen zu müssen, um seinen Platz zu behalten.
"Casey hört auf, also kann er offen sprechen. Wir anderen wollen nächstes Jahr einen Platz haben und deshalb können wir nichts sagen", sagt ein frustrierter Crutchlow zum Thema CRT-Character in der MotoGP - und dafür, dass er nichts sagt, sagt er viel: "Das ist extrem schwer, es ist eine scheiß Lage, ich denke noch mehr sind nicht glücklich, aber wir müssen den Mund halten. Ich gebe Casey vollkommen recht und ich denke auch andere Fahrer stimmen ihm zu, aber sie werden nichts sagen."
Lorenzo ist He-Man
Vor dem Rennen von Le Mans sah das Fahrerlager einen ganz anderen Piloten am See sitzen und angeln. Valentino Rossi wurde von einigen Medien in die Rente geschickt, doch der Italiener erklärte, dass er dies nicht vorhabe. Bislang. Nach Le Mans korrigierte er, es sei zu früh sich festzulegen. Für Rossi gibt es drei offensichtliche Möglichkeiten:
- bei Ducati bleiben und darauf hoffen, dass die Arbeit von 2012 spätestens 2013 belohnt wird
- zu Yamaha zurück und mit Jorge Lorenzo ein friedliches Nebeneinander führen, denn der Spanier will Yamaha gern treu bleiben
- sich mit Casey Stoner dem Jagdvergnügen der ganz anderen Art hingeben
"Alles hängt von den kommenden Monaten ab", stellt der Italiener klar. "Alle Fahrerverträge laufen diese Saison aus, es wird sich noch viel ändern. Dadurch, dass Casey aufhört wird es aber natürlich noch turbulenter zugehen. Es ist aber einfach noch zu früh, um zu versuchen erste Schlüsse zu ziehen und zu sagen, was passieren wird."
Neben Rossi und Stoner gibt es aber noch eine dritte Schlüsselfigur für die Verhandlungen 2013: Jorge Lorenzo. So wie Stoner mit seinem Rücktritt für einen ordentlichen Mix sorgen konnte, kann der Spanier auf der anderen Seite die Ruhe herstellen. Trifft er eine Entscheidung, fallen automatisch einige Puzzleteile an ihren Platz oder er sorgt für mehr Verschiebungen.
Grundsätzlich möchte der Weltmeister von 2010 bei Yamaha bleiben und laut eigener Aussage würde ihn auch eine Rückkehr von Valentino Rossi nicht schrecken. Was ein Faktor sein könnte, ist das gute alte Geld. Yamaha machte selbst bei Valentino Rossi deutlich, dass man die eigens gesetzte Obergrenze einhält, während Honda selten davor zurück schreckt einen Fahrer mit Zaster zu locken, wenn man einmal ein Auge auf ihn geworfen hat. Für was also, wird sich Jorge entscheiden?
Eine spannende Frage, auch für die, die sich gern den möglichen freien Platz bei Yamaha schnappen möchten, zum Beispiel Andrea Dovizioso. "Lorenzo hat momentan viel in der Hand, er hat die Macht. Ich bin gespannt, ob Honda versuchen wird Lorenzo zu bekommen, oder ob sie sogar die Möglichkeit haben werden für Marquez die Regeln ändern zu lassen."
Wie alle anderen wartet der Italiener gespannt auf den nächsten Zug, so dass er seinen eigenen ausführen kann: "Alles ist offen. Ich würde gern wissen wohin Honda, Yamaha und Ducati gehen, welche Richtung sie anstreben."
Apropos Richtung. Bislang zeigten sich die Werke wenig begeistert, wenn es darum ging weniger Prototyp und mehr CRT einzubringen. Was bedeutet also die derzeitige Ruhe? Gab es einen Sinneswandel, einen Kompromiss, werden sie eben so still Schweigen wie die Fahrer, oder planen alle schon den Ausstieg nach 2014? Quo vadis MotoGP?
diese MotoGP Redaktion