Zur Pressekonferenz in Le Mans sprach Casey Stoner als Erster und gab direkt bekannt, dass 2012 sein letztes Jahr in der MotoGP sein wird. Die Gerüchteküche brodelte zwar schon zuvor, der Australier beteuerte auch immer wieder, dass er nicht lange in der Königsklasse fahren will, dennoch schockt er damit die Motorradwelt. Ob der 26-Jährige nach der aktuellen Saison in anderen Rennserien an den Start geht, bleibt bisher ungewiss.
Stoner begründete seinen überraschenden Rücktritt unter anderem mit den Veränderungen in der MotoGP. "Ich habe keine Leidenschaft mehr dafür und deshalb ist es an diesem Punkt besser, aufzuhören", sagte er. "Es gab viele Dinge, die mich enttäuscht habe und auch viele Dinge, die ich an diesem Sport geliebt habe, aber unglücklicherweise ging diese Balance jetzt in die falsche Richtung."
Von Honda zu Ducati und zurück
Eigentlich wollte Casey Stoner bis an sein Karriere-Ende mit Ducati unterwegs sein, doch für die Saison 2011 wechselte der Australier zum japanischen Hersteller Honda. Eine unschlagbare Paarung wie sich herausstellte, denn Stoner holte sich an seinem 26. Geburtstag mit der RCV212V den zweiten MotoGP-Weltmeistertitel seiner Karriere. Damit schaffte er das Kunststück, den ersten und letzten Titel der 800cc-Ära zu gewinnen.
Die Marke Honda war Stoner jedoch nicht völlig unbekannt, mit einer Satelliten-Honda des LCR Teams absolvierte er seine erste Saison in der obersten Klasse 2006. Zuvor war er bereits in der 125cc und die 250cc durch sein Talent aufgefallen.
Im folgenden Jahr wechselte er zu Ducati und setzte sein Potential in glänzende Ergebnisse um. Der Australier konnte zehn Saisonrennen gewinnen und sicherte sich seinen ersten Titel. In den drei Saisons die folgten konnte Stoner stets um den Titel mitkämpfen und insgesamt 23 Siege sammeln.
Letztendlich war er in seinen Bemühungen zu sehr entmutigt, weshalb ihn sein Weg zurück zu Honda führte. Nach dem Titelgewinn im vergangenen Jahr mit Honda wird 2012 nun überraschend seine letzte Saison. Im vergangenen Winter wurde Stoner Vater. Seine Tochter Alessandra kam ausgerechnet am Geburtstag von Valentino Rossi zur Welt. Wie Stoners Zukunft aussieht, ist ungewiss.
Dementi bis zuletzt
Anfang Mai dementierte Stoner noch die diversen Rücktrittsgerüchte. "Alle scheinen ziemlich gut darin zu sein, Geschichten zu erfinden und sie aufzubauschen", sagte er. "Ich habe schon oft in der Vergangenheit gesagt, dass meine Karriere nicht zu lange gehen wird, ich werde nicht fahren, bis ich in den 30ern bin. Momentan habe ich noch nicht entschieden, was ich tun werde und sicherlich weiß daher auch niemand anderes, was ich mache", erklärte er.
Bereits im Winter hatte Stoner Kritik an der MotoGP geübt. So glaubte er nicht, dass es noch viel mehr Sicherheitsverbesserungen geben werde. "Es wird immer einen Risikofaktor geben", sagte er in der Winterpause. Zudem kritisierte der Weltmeister die Entscheidungen der Rennleitung. "Es gibt keine Konstanz in ihren Entscheidungen. Einen Tag bestrafen sie dich für etwas, beim nächsten Mal nicht mehr. Racing hat sich definitiv verändert, besonders in den letzten sechs, sieben Jahren. Es wär schön, noch einmal in den alten Zeiten zu leben, als die Leute sich noch gegenseitig respektierten."
Vor Saisonbeginn machte Stoner auch einen Abstecher auf vier Räder und testete ein V8 Supercar. Schon als er jung war, hatte sich Stoner gewünscht, einmal im V8 Supercar zu sitzen. "Ich habe es genossen", sagte er nach 90 zurückgelegten Runden. Trotzdem war er überrascht, wie gut die Kerbs die Unebenheiten der Strecke ausgleichen. "Das schwerste, was ich tun musste war umzudenken über alles, was ich übers Bremsen und Gängeschalten weiß. Ich muss jetzt noch einmal darüber nachdenken", sagte der Australier.
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