Eigentlich war Ducati-Technikchef Filippo Preziosi bereit dafür, am Montag in Estoril einen kleinen Testmarathon mit Valentino Rossi und Nicky Hayden zu unternehmen, um die Neuerungen an der GP12 genau unter die Lupe zu nehmen, bevor daran gearbeitet wird, sie rennfertig zu bekommen. Doch Preziosi und der Rest der MotoGP kamen nicht zum Zug, da der Test aus Wettergründen abgesagt werden musste. "Valentino und Nicky hätten heute verschiedene Dinge ausprobiert und beim Mugello-Test [22.-24. Mai] die Rollen gewechselt. Wir sprechen von Updates am Motor und dem Chassis", sagte Preziosi am Montag.
Am Sonntag hätte es regnen sollen
Ein großes Ziel war es, die Kraftentfaltung der Ducati geschmeidiger zu gestalten. Deswegen war auch ein modifizierter Motor bereit, der einige mechanische Änderungen und eine andere Kraftkurve bringen sollte. "Es sollte weniger Kraft bei höheren Umdrehungen und mehr Drehmoment am unteren Ende geben", erklärte er. Damit soll die Fahrbarkeit verbessert werden, ob das funktioniert, hätte der Estoril-Test ergeben sollen. "Das Wetter hat uns die Pläne ruiniert. Wir hofften für das Rennen am Sonntag auf Regen und beim Test auf Sonne, aber so lief es nicht", meinte Preziosi.
Er fragte sich allerdings, warum die Lösung nicht funktionieren sollte. "Obwohl: die 1000cc-Motoren haben schon jede Menge Drehmoment und es könnte nicht hilfreich sein, das zu erhöhen, wenn dadurch nur die Elektronik härter arbeiten muss. Um sicherzugehen, müssen wir das auf der Strecke testen." Im Renneinsatz können die Updates frühestens in Silverstone erlebt werden, da dann laut Plan der nächste neue Motor angebraucht wird. Das wäre der dritte, in Laguna Seca folgt der vierte. "Die Absage des Tests heute bedeutet für uns einige logistische Probleme, aber wir werden versuchen, den ursprünglichen Plan zu halten. Valentino und Nicky werden zwischen jetzt und Juli drei Mal testen. Der erste Test kommt nach Le Mans und wir werden dann die Arbeit machen, die heute geplant war."
Heck wichtiger als Front
Neben dem Motor wird auch sonst an allen Ecken und Enden an der Maschine gearbeitet. Die Front hat mittlerweile zwar keine Priorität mehr, doch das Heck braucht viel Aufmerksamkeit. "Wir brauchen mehr Grip am Kurven-Eingang und -Ausgang", sagte Preziosi. Insgesamt war der Saisonauftakt für Ducati wieder einmal nicht der beste, der Technikchef betonte aber, dass die Herausforderung seit jeher schwierig war. "Wir kämpfen gegen Honda und Yamaha und viele andere Hersteller haben den Kampf bereits aufgegeben. Wir wollen gewinnen und jegliche Schwierigkeit gibt uns nur weitere Motivation, uns zu verbessern."
Etwas besser lief es für Rossi in Estoril. Laut Preziosi hatte es sich ausgezahlt, etwas ruhiger an das Wochenende heranzugehen. Dadurch stieg die Leistung das Wochenende über konstant an und es gab keine unerklärlichen Riesenlücken zur Spitze. "Es ist immer noch nicht das Ergebnis, das wir uns für Valentino erhofft haben, aber wir kommen Schritt für Schritt hin. Das Setup, das er verwendet hat, war nicht komplett neu, da es bereits zu Beginn der vorigen Saison im Einsatz war." Wie mit dem Setup und mit Teilen verfahren wird, überlässt Ducati einzig und allein Rossi und dessen Crewchief Jeremy Burgess, dementsprechend scheint die setuptechnische 360-Grad-Drehung auf ihr Konto zu gehen.
Offener Geist gefragt
"Jeremy hat diesbezüglich komplette Freiheit und wir wollen das nicht anders haben. Manchmal macht man Fehler, doch Leute mit offenem Geist sind bereit, einen Schritt zurück zu machen, wenn ihnen ein Fehler unterläuft." Gleichzeitig ruht sich der Hersteller aber nicht auf der Tatsache aus, dass die Setup-Arbeit in Händen der Crew rund um Rossi liegt, sondern hat weiter vor, eine Maschine zu entwickeln, die sich voll am Feedback des neunfachen Weltmeisters ausrichtet. "Ich denke, die Desmosedici sollte ihm liegen, denn wenn sie das tut, werden wir für alle Fahrer eine starke Maschine haben", meinte Preziosi.
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