Es war ein seltsamer Freitag für die Formel 1 in China. Schon das 1. Training musste kurz unterbrochen werden, weil der Rasen innen in Kurve 7 zu brennen begonnen hatte. Damit nicht genug - das passierte zwischen SQ1 und SQ2 sogar noch einmal, und gibt dem Fahrerlager am Freitagabend noch immer Rätsel auf. Motorsport-Magazin.com nimmt es zum Anlass, sich einige der bizarrsten Zwischenfälle der Vergangenheit mal wieder in Erinnerung zu rufen.

China 2024: Warum brennt das Gras?

Feuer fangendes Gras ist bei Motorsport-Veranstaltungen an und für sich nichts Seltenes. Heiße Autos, trockene Sommer, Dürren - dann brennt's eben schnell, wenn beispielsweise einer kurz durch die Wiese muss. Umso bizarrer die beiden Grasfeuer im Training und Sprint-Qualifying von China 2024. Eigentlich hatte es in der Nacht geregnet. Kein Auto fuhr drüber. Arbeitshypothese der FIA nach ersten Beobachtungen: Funken von den seit 2022 deutlich tiefer liegenden Autos entzündeten das Gras. Trotzdem, so trocken sollte das nicht sein. Die Kollegen von 'The Race' spekulieren schon über Sumpfgase.

Feuer & Pole-Verwirrung! Warum bekam Norris die Zeit zurück? (16:23 Min.)

Kanada 2023: Fahrverbot wegen Überwachungskameras

Erst ein Jahr ist es her, dass die Formel 1 ein Training nach nur vier Minuten wegen eines absurden Defekts an der Strecke abgesagt werden. Ursprünglich wurde wegen eines ausgerollten Pierre-Gasly-Alpine abgebrochen. Dann begann sich der Neustart zu verzögern, zu verzögern, zu verzögern ... schließlich wurde mitgeteilt, dass die Überwachungskameras rund um die Strecke erst nicht funktionierten, dann sich nicht synchronisierten. Da in der modernen Formel 1 diese als essenziell für die Rennleitung erachtet werden, um die Vorgänge auf der Strecke abseits der TV-Kameras zu beobachten, sah man sich nicht in der Lage, das Training wieder zu starten.

Baku 2019: Russell rammt Kanaldeckel, Bergekran rammt Brücke

Ebenfalls nur ein paar Minuten schaffte die Formel 1 2019 in Baku. Gleich mehrere Kuriositäten kamen auf einem Haufen. Zuerst löste sich ein Gullydeckel, George Russell nahm den voll mit und zerstörte seinen Williams. Ein Bergelaster mit Kran rückte aus, hievte das Auto auf die Ladefläche, machte sich auf den Weg in Richtung der nahen Boxengasse - und nahm mit dem halb ausgefahrenen Kran eine dort die Strecke kreuzende Brücke voll mit. Hydraulikflüssigkeit ergoss sich über den ohnehin schon kaputten Williams und die Boxeneinfahrt.

Der Kran-Unfall von Baku 2019, Foto: LAT Images
Der Kran-Unfall von Baku 2019, Foto: LAT Images

Las Vegas 2023: Fans werden von den Tribünen verwiesen

Lose Gullydeckel (oder ähnliches) sind in der Formel 1 leider keine Seltenheit. Muss nicht einmal auf der Strecke sein, passierte Haas schon 2017 in Malaysia. Auch 2023 in Las Vegas musste ein Training nach wenigen Minuten wegen einem ähnlichen Zwischenfall abgebrochen werden. Das Prüfen sämtlicher Verschlüsse dauerte beim dortigen Nachtrennen zu lange - infolgedessen war dann bis zum verspäteten Start ins 2. Training das Security-Personal am Schichtende. Um noch fahren zu können, mussten die Tribünen daher geräumt werden. Fans, die teures Geld für ein Freitagsticket bezahlt hatten, bekamen keine 10 Minuten Action. 90 Minuten Training fanden dann vor leeren Tribünen statt.

Silverstone 2003: Mann auf der Strecke!

Warum Sicherheitskräfte wichtig sind, zeigen die leider immer wieder vorkommenden Episoden. 2022 versuchten 'Just Stop Oil'-Aktivisten einen Sitzprotest in Silverstone, 2015 kreuzte ein Zuschauer in Singapur die Strecke, 2004 sprintete der für solche Aktionen bekannte 'Jimmy Jump' auf die Startaufstellung von Barcelona, 2000 kreuzte ein entlassener Mercedes-Angestellter in Hockenheim die Strecke. Größtes Drama war aber Silverstone 2003, als der irische Priester Neil Horan in einem Kilt und mit Schildern wie "Lest die Bibel" im Sprint die Hangar-Geraden entlanglief. Die Rennleitung rief ein Safety Car aus, Horan wurde von einem Streckenposten weggezerrt. Tatsächlich sollte er ähnliche Aktionen mehrmals später versuchen, unter anderem 2004 bei den olympischen Spielen in Athen.

Brasilien 2002: Nick Heidfeld rammt das Medical Car

Die Rennstrecke ist ja sowieso gefährlich genug, ohne noch mehr Personal zu addieren. Dafür reicht ein Blick ins Warm-Up des Brasilien-GPs 2003. Nach einem unfall von Enrique Bernoldi stand das Medical Car am Unfallort, die Fahrertür war auf - und wurde mit ordentlich Tempo von Nick Heidfeld abrasiert. Heidfeld verteidigte sich: Keine gelben Flaggen, ein langsamer Ferrari habe die Sicht verdeckt, dann erst kam die rote Flagge, und dann war es zu spät. Glücklicherweise blieb es bei Sachschaden. Detail am Rande: Stunden später im Rennen sollte Fußball-Legende Pele die Zielflagge schwenken, war aber zu spät dran.

Nick Heidfelds Medical-Car-Unfall, Foto: LAT Images
Nick Heidfelds Medical-Car-Unfall, Foto: LAT Images

Japan 2019: Zielflaggen-Patzer lässt zwei Runden verschwinden

Damit sind wir bei den Zielflaggen-Patzern angekommen. Auch die sind nicht selten, 2018 winkte Supermodel Winnie Harlow in Runde 69 von 70 ab. In so einem Fall sieht das Reglement vor, dass zur letzten Runde (hier 68) gewertet wird, um Fairness zu gewährleisten. 2018 in Kanada irrelevant - anders 2019 in Japan, wo man nicht einmal einen Stargast brauchte, sondern einfach so patzte. Ein Systemfehler, die LED-Tafel zeigte die Zielflagge. Sergio Perez konnte den Renngöttern danken. Er war in der letzten Runde mit Pierre Gasly kollidiert und vermeintlich ausgefallen, bekam so Platz neun gutgeschrieben. Der Unfall? Nie passiert, was die Statistik angeht. Als Konsequenz wurde 2020 die Zielflagge wieder als alleiniges Mittel eingeführt, um Rennen zu beenden.