22 Rennen trieben Fahrer, Teams und sonstiges Formel-1-Personal 2023 an den Rand ihrer Belastungsgrenzen. Nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi geht es allerdings nur für die Fahrer in den Urlaub. In den Fabriken herrscht Hochbetrieb. Heute stehen die Mitarbeiter trotzdem vor verschlossenen Türen - Christkind oder Weihnachtsmann sind dafür allerdings nicht verantwortlich. Die F1-Winterpause erklärt.

Hochbetrieb statt Winterurlaub in der Formel 1

"Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass wir eine Pause bekommen, wenn die Saison zu Ende ist", erklärt James Allison im Performance People Podcast. Im Gegenteil: Von jetzt bis April ist die betriebsamste Zeit in den Fabriken. Fahrzeugpräsentationen stehen an, bevor von 21. bis 23. Februar die Wintertests in Bahrain stattfinden. Usus war deswegen, auch über Weihnachten zu arbeiten.

Harte Arbeit statt Urlaub über den Winter für das Personal in den Fabriken, Foto: Red Bull Content Pool
Harte Arbeit statt Urlaub über den Winter für das Personal in den Fabriken, Foto: Red Bull Content Pool

Von Toto Wolff und anderen Teamchefs (exklusive Franz Tost) schon 2022 gefordert, schreibt das Sportliche Reglement der FIA 2023 erstmals einen Winter-Shutdown vor. Zusammen mit den verpflichtenden Nachtruhen und der Sommerpause soll das zur Entlastung des Teampersonals beitragen.

Historisch: 2023 erstmals Zwangspause über Weihnachten

"Das erste Weihnachten in der Formel 1 seit ewigen Zeiten, an dem sich die Leute ein paar Tage freinehmen können", freut sich der Technische Direktor von Mercedes. Nachsatz: "Weil es vom Sport vorgeschrieben ist."

Ähnlich den zwei Wochen im Sommer bleiben alle Fabriken ab dem 24. Dezember geschlossen. Neun Tage lang darf nicht einmal der hartgesottenste Ingenieur am nächstjährigen Boliden arbeiten. Kein Windkanal, kein CFD, keine Produktion von Teilen, gar nichts.

Adrian Newey am Zeichenbord bei Red Bull
Selbst Adrian Newey muss von 24.12. bis 2.1. sein Zeichenbrett ruhen lassen, Foto: Thomas Butler / Red Bull Content Pool

F1-Winterpause: Zwischen Erleichterung und Ärger

"Für Leute wie mich, die im Rennteam und in der Fabrik arbeiten, ist die Zwangspause eine Erleichterung", führt Allison aus. "Man geht nach Hause und hat kein schlechtes Gewissen, wenn man den Laptop nicht aufklappt und seine E-Mails nicht abruft."

Das sehen nicht alle bei Mercedes so. "Im Team ist das nicht überall beliebt", so der Ingenieur. Denn: Durch die Zwangspausen im August und Dezember wird dem Team der Urlaub quasi vorgeschrieben. "Man zwingt die Leute genau dann auf Urlaub zu gehen, wo es sehr teuer ist."

Mercedes-Fabrik in Brackley
Bei Mercedes sind nicht alle erfreut über die Winterpause, Foto: Mercedes-AMG

Ab Januar wieder Vollgas in den Formel-1-Fabriken

Ab 2. Januar herrscht in den Fabriken allerdings wieder Hochbetrieb. Obwohl die Teams schon an einem Punkt während der Saison den Fokus auf den nächstjährigen Boliden legten, findet ein Großteil der Design- und Herstellungsprozesse über die Wintermonate statt. Das heißt: Lange Arbeitszeiten und Betrieb rund um die Uhr.

Die Produktion der Teile geht in die heiße Phase, Dinge wie Sitzanpassungen und Simulationsarbeit müssen ebenfalls untergebracht werden. Die ersten Fire-Ups der Autos finden statt. In den Aerodynamik-Abteilungen der Teams laufen Windkanal, CFD und Co. auf Hochtouren, um die neuen Komponenten zu testen.

Aufgrund der begrenzten Aero-Testzeit können Fehler in dieser Periode fatal sein. Vor dem Shutdown stand der Windkanal oft nur an Weihnachten und Neujahr still. Dennoch wollen Teams auch nicht zu früh fertig sein, um alle Entwicklungszeit bestmöglich auszureizen. Besonders Adrian Newey ist bekannt dafür, in allerletzter Minute fertig zu werden. Die unangenehme Folge sind oftmals Showcars bei Präsentationen.

Was passiert mit den Fahrern und ihren alten Fahrzeugen?

Viele Formel-1-Piloten befinden sich derzeit im Urlaub und starten im neuen Jahr ihr Trainingsprogramm für die neue Saison. Pierre Gasly fährt beispielsweise auf Trainingslager nach Dubai. Max Verstappen und Sergio Perez halten sich mit Joggen fit, Valtteri Bottas mit Radfahren. Neben der körperlichen Fitness halten sich die Piloten im Simulator fahrerisch scharf.

Red Bull Fabrik in Milton Keynes
Auch eine Art mit alten Autos umzugehen, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Ihre Dienstfahrzeuge haben sich ebenfalls eine Ruhepause verdient. Zuerst werden Teile ausgebaut, die noch verwendet werden. Motorenpartner müssen ihre PUs retournieren (McLaren beispielsweise an Mercedes, Haas an Ferrari). Das Auto wird weiter zerlegt, bis nur noch das Chassis übrigbleibt.

Viele der alten Autos werden in Museen ausgestellt oder dürfen für Demo-Runs (etwa beim Goodwood Festival of Speed) noch einmal raus. Andere werden verkauft - Sebastian Vettel ersteigerte etwa den FW14B von Williams und drehte - mit synthetischem Kraftstoff - seine Runden. Manchmal verschenken Teams ihre Boliden auch an Fahrer.