Der Start in die Formel 1 Saison 2023 ist erfolgt. Ein Winter voller Entwicklung hat einigen Teams offensichtlich gutgetan, andere wiederum treten auf der Stelle. Wir sehen uns Gewinner und Verlierer des Bahrain-GP an.

Gewinner: Red Bull

Werbetechnisch war Red Bull eigentlich kein Gewinner des ersten Grand Prix des Jahres. Die Fahrzeuge von Max Verstappen und Sergio Perez waren so gut wie nie im Bild zu sehen, nur bei Perez Manöver gegen Charles Leclerc schaltete die Regie mal zu einem der Bullen. Der Grund war einfach: Red Bull bewegte sich in einer anderen Welt. War der Vorsprung im Qualifying mit drei Zehnteln auf Ferrari noch einigermaßen überschaubar, fuhr der RB19 im Rennen alle in Grund und Boden. 38 Sekunden Vorsprung hatte Sieger Verstappen am Ende auf den drittplatzieren Fernando Alonso und das, nachdem er die letzten Runden im kompletten Schongang absolvierte. Die Formel-1-Welt muss sich auf etwas gefasst machen, wenn Red Bull einmal wirklich ernst macht.

Verlierer: Ferrari

Eigentlich sah Ferrari mit Charles Leclerc am Steuer gar nicht so katastrophal aus. Im Qualifying klare zweite Kraft und im Rennen immerhin für einige Zeit im Kampf mit Perez um Rang Zwei. Doch nur bis Runde 39 betrieb der Monegasse Schadensbegrenzung, dann ging sein SF-23 mit Defekt am Motor ein. Teamkollege Carlos Sainz konnte nicht ansatzweise mithalten und musste sich Fernando Alonso im Aston Martin geschlagen geben. Wieder einmal machte der Reifenverschleiß Ferrari zu schaffen, obwohl Leclerc diesen überraschend gut in Grenzen halten konnte. Dennoch ist klar: Die Scuderia ist zurzeit nicht WM-fähig, hat wieder Zuverlässigkeitsprobleme und selbst Rang zwei in der Hackordnung scheint ernsthaft in Gefahr.

Gewinner: Aston Martin und seine Fahrer

Nach den Testfahrten hatten viele den AMR23 schon dick auf ihrem Zettel, aber dass er dann so gut laufen würde, dass überraschte doch. Doch nicht nur das Auto überzeugte, sondern auch beide Piloten von Aston Martin zeigten sich in Topform. Der nimmermüde Fernando Alonso holte sich beim Debüt für sein neues Team gleich einen Pokal ab und sorgte mit einem Weltklasse-Zweikampf gegen seinen alten Rivalen Lewis Hamilton für das klare Highlight des Rennens. Dem Matador müssen in dieser Form mit etwas Glück sogar Siege zugetraut werden. Aber auch Teamkollege Lance Stroll schrieb seine Geschichte. Mit operierter Hand nach Handgelenksbruch und gebrochenem Zeh fuhr der Kanadier ohne jegliche Testvorbereitung im Rennen auf Rang sechs. Nur 16 Sekunden verlor er auf Alonso. Stroll hatten schon viele als das nächste Opfer des Spaniers gesehen, doch mit dieser Leistung dürfte er kritische Stimmen erstmal im Keim erstickt haben. Bei Aston Martin passt im Moment also so ziemlich alles.

Verlierer: Mercedes

Wenn nach dem ersten Rennen bereits das komplette Autokonzept von Teamchef Toto Wolff in Frage gestellt wird, dann brennt es bei den Silberpfeilen lichterloh. Mercedes wollte um den Titel kämpfen, doch die Realität ist die vierte Kraft. Leclerc und Alonso waren klar schneller und Red Bull auf einem anderen Planeten. Lewis Hamilton und George Russell sind Ausnahmekönner, sie haben das Rennfahren mit Sicherheit nicht über den Winter verlernt. Die logische Schlussfolgerung ist bitter: Dieser W14 steht zurecht da, wo die beiden Briten ins Ziel kamen. Im Vergleich zu den Bullen fehlt es dem Auto an allem, aber vor allem an Abtrieb. Mercedes braucht ein noch größeres Wunder als Ferrari, wenn der WM-Titel noch irgendwie in Reichweite gelangen soll.

Gewinner: Williams

So gut wie alle Beobachter hatten Williams nach den Testfahrten mal wieder als Träger der roten Laterne gesehen, auch wir von Motorsport-Magazin.com. In Bahrain belehrte uns das Traditionsteam aber eines Besseren. Die Plätze 15 und 16 im Qualifying waren nichts Besonderes, aber für Williams-Verhältnisse eben auch nicht schlecht. Die große Show kam dann aber im Rennen. Alex Albon und auch Rookie Logan Sargeant fuhren munter im Mittelfeld mit. Von Schlusslicht war keine Spur. Dank des Ausfalls von Leclerc und des strafenverhagelten Rennens von Esteban Ocon durfte Albon am Ende sogar einen Punkt bejubeln. Natürlich hat Williams keinen Schritt der Kategorie Aston Martin vollzogen, aber die Truppe aus Groove kann jetzt wirklich mitfahren und mit anderen Teams kämpfen.

Verlierer: McLaren

Diese Niederlage kam mit Ansage, wenn auch vielleicht nicht so wie erwartet. Schon im Vorfeld des Auftaktes hatte McLaren zugegeben, die Entwicklungsziele am MCL60 verfehlt zu haben. In Bahrain sah die Pace von Speerspitze Lando Norris dafür gar nicht so schlecht aus. Platz 11 im Qualifying war keine Katastrophe. Trotzdem entwickelte sich das Rennen zum Desaster. Rookie Oscar Piastri musste schon nach 13 Runden mit Elektrik-Defekt aufgeben. Lando Norris fuhr das Rennen fast bis zum Ende, doch musste bei ihm Aufgrund eines Lecks in regelmäßigen Abständen an der Box das Pneumatik-System wieder aufgefüllt werden. Sechs Stopps mit Standzeiten von über 10 Sekunden zerstörten jede Punktechance. Das Team hat neben der mangelnden Pace also auch klare Defizite bei der Zuverlässigkeit. Zumindest was ersteres Problem angeht, soll ein Update in Baku laut Teamchef Andrea Stella erste Abhilfe schaffen. Bis dahin wird Woking wohl nur Schadensbegrenzung bleiben.