Rubens Barrichello hat gekämpft wie ein Löwe. Der Brasilianer gab alles dafür, um auch 2012 in der Formel 1 an den Start zu gehen - zum 20. Mal. Er begab sich im reifen Rennfahrer-Alter von 39 Jahren sogar noch einmal auf Sponsorensuche, um sein Williams-Cockpit zu sichern. Doch am Ende zog er gegen seinen Landsmann Bruno Senna den Kürzeren.
Der letzte verbleibende Platz für die F1-Saison 2012 existiert bei HRT, doch dieser wird voraussichtlich an den Meistbietenden gehen - sollte das Team bis zum Saisonauftakt überhaupt ein Auto auf die Räder stellen können. Eine weitere Möglichkeit für Barrichello wäre das wackelnde Cockpit von Jarno Trulli bei Caterham, doch auch hier ist Geld mehr gefragt als Erfahrung - das spricht gegen Barrichello und für Vitaly Petrov. Somit dürfte die Verpflichtung von Bruno Senna durch Williams wohl das Ende der längsten F1-Fahrer-Karriere aller Zeiten bedeuten.
Wie es für Barrichello im Motorsport weiter geht, ist ungewiss. Eine Absage konnte der Brasilianer allerdings erteilen: "Ich werde nicht an amerikanischen Oval-Rennen teilnehmen, das habe ich meiner Frau versprochen", so Barrichello. Auch die weitere F1-Cockpit-Suche ist für Barrichello vorerst kein Thema mehr. "Vielleicht werde ich im kommenden Jahr einfach nur meine Familie genießen. Danach glaube ich, dass mich meine Leidenschaft für die Geschwindigkeit nicht still sitzen lassen wird."
Die rote Ära
Wenn es um die Siegesserie und Dominanz der Scuderia Ferrari zu Beginn der 2000er Jahre geht, fällt der Name Rubens Barrichello meist zum Schluss. Die lebhafteste Erinnerung ist meistens die doppelte Teamorder von Österreich 2001 und 2002, als Teamchef Jean Todt dem emotionalen Südamerikaner die legendären Worte "Let Michael pass for the championship" ins Auto funkte.
Doch auch die damalige Nummer 1B der Italiener hatte einen entscheidenden Anteil an der Erfolgsserie des Traditionsrennstalls, der dank der WM-Zähler und Siege des Brasilianers beinahe unzählige Konstrukteurstitel einfahren konnte. Ein Zwiespalt für Barrichello: Einerseits musste er - sportlich oder vertraglich - hinter seinem Teamkollegen zurückstecken, andererseits stand er mit seinem roten Arbeitsgerät immer noch besser da, als alle anderen.
Das bekam Barrichello kurz darauf zu spüren. Nach sechs Jahren bei Ferrari entschied er sich 2006 - trotz eines laufenden Vertrags - zum Honda-Werksteam zu wechseln. Es folgten schwierige Saisons in einem nicht konkurrenzfähigen Boliden. Eines der wenigen Highlights erlebte Barrichello in der Saison 2008, in der er Riccardo Patrese als Fahrer mit den meisten GP-Starts ablöste. In Silverstone fuhr er zudem als Dritter seinen ersten Podestplatz für Honda ein.
Wieder nur Konstrukteurs-Weltmeister
Nach dem F1-Ausstieg von Honda stand Barrichello schon einmal kurz vor dem Aus. Doch dann stieg er ebenso wie Brawn GP aus der japanischen Asche empor und erhielt unverhofft noch einmal ein Siegerauto. Doch während sein Teamkollege Jenson Button zu Saisonbeginn von Sieg zu Sieg eilte und am Ende Weltmeister wurde, gelangen Barrichello erst in Valencia und Monza zwei Siege. Den Vizetitel verlor er im letzten Rennen an Sebastian Vettel.
2010 zog Barrichello weiter zum Traditionsrennstall Williams. Dort gelangen dem Brasilianer erneut Punkteplatzierungen, doch zu mehr reichte es nicht. Immerhin feierte er im Laufe der Saison seinen 300. Grand-Prix-Start - wobei sich die Statistikgeister noch daran scheiden, bei welchem Rennen der GP-Methusalem die 300er Marke wirklich knackte. Er selbst zählt die beiden missglückten Startversuche von Spanien und Frankreich 2002 mit und fuhr somit in seinen Augen in Belgien sein 300. Rennen.
Die Saison 2011 bestritt Barrichello erneut für Williams. Das neue Auto sorgte bei den Wintertests zwar mit einem revolutionären Getriebe für Aufsehen, konnte diesen vermeintlichen Vorteil aber nicht in entsprechende Erfolge ummünzen. Stattdessen endete die Saison in einem Desaster für das Team. Erst beim Großen Preis von Monaco erzielte Barrichello als Neunter seine ersten Punkte der Saison. Insgesamt sammelte er in seiner wohl letzten F1-Saison nur vier Zähler und belegte Gesamtrang 17.
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