So, dann will ich mal hier mit einem Jahr (1937) weiter machen - auch wenn das Interesee nicht sehr groß scheint - aber ich will es jetzt zu einem Ende bringen...
1937:
1937 ist das letzte Jahr der sogenannten 750 kg-Formel - und sieht die stärksten GP-Fahrzeuge bis dahin. Erst irgendwann in der 3-l-Formel sollten diese Leistungen überboten werden - die reinen Motorleistung wahrscheinlich erst von den Turbomotoren, aber vielviel PS die Kompressoren der bärenstarken MB und AU fraßen wissen wohl nur die Götter, bzw. Eingeweihte.
1937 zählten die Läufe in Belgien (Spa), Deutschland (Nürburgring), Monaco(Monte Carlo), Schweiz (Bremgarten) und Italien (Livorno) zur EM. Meister wurde Rudi Caracciola (13 pt, 3 Siege) vor Manfred Brauchitsch (15 pt, 1 Sieg), Christian Kautz (19 pt), Hermann Lang (19 pt), Hans Stuck (20 pt), Raymond Sommer (27 pt), Rudi Hasse (28 pt, 1 Sieg), u.s.w.
Fahrer für MB:
Manfred Brauchitsch (11 Rennen)
Rudi Caracciola (11 Rennen)
Hermann Lang (9 Rennen)
Dick Seaman (7 Rennen)
Christian Kautz (6 Rennen)
Goffredo Zehender (2 Rennen)
Fahrer für AU:
Bernd Rosemeyer (13 Rennen)
Rudi Hasse (8 Rennen)
Hans Stuck (8 Rennen)
Ernst Delius (7 Rennen)
H.P. Müller (7 Rennen)
Luigi Fagioli (4 Rennen)
Tazio Nuvolari (1 Rennen)
Achille Varzi (1 Rennen)
36. Südafrika GP 1.1.37 (Handicap-Rennen)
AU: 5. Rosemeyer, Ausfall: Delius
AU am Neujahrs-Tag klar die schnellsten, aber die Südafrikaner lieben (wie die Briten) 'Underdogs' & 'Fair-Play' und veranstalten daher ein Handicap-Rennen - Rosemeyer & Delius sind chancenlos. Lustig war's trotzdem am 'Kap der guten Hoffnung'.
© internet / TNF
Rennamazone Kay Petre (hier im AU von Delius) wurde eine heiße Affäre mit Rosemeyer nachgesagt. Elli war wohl gerade 'ausgefolgen'...
37. Grosvenor GP 16.1.37:
AU: 1. Delius, 2. Rosemeyer
Jetzt gewann die AU - und da Rosemeyer ein deutlich höheres Handicap hatte als Delius (warum eigentlich?) gewann der 'kahle' Ernst sein einziges Rennen.
©Mark Stewart, Norman Reich / Sun on the grid
Delius und Rosemeyer - das AU-Double in Südafrika - mit dem Rest der AU-Truppe.
38. Tripolis 9.5.37:
MB: 1. Lang, 6. Caracciola, 7. Seaman, Ausfall: Brauchitsch
AU: 2. Rosemeyer, 3. Delius, 4. Stuck, 5. Fagioli.
Lang fast von Rosemeyer eingeholt, weil man ihm falsche Boxensignale gab (man glaubte Rosemeyer bei MB überrundet). Fagioli (inzwischen von MB zu AU gewechselt), der sich von Caracciola behindert fühlt, geht nach dem Rennen mit einem Vorschlaghammer(!) auf den Deutschen los! 15 Jahre später entschuldigt er sich dafür!
© George C. Monkhouse / Mercedes-Benz Grand Prix 1934-1955
Rennen wie in einer anderen (afrikanischen) Welt - unten saust Dick Seaman vorbei, ein Brite auf MB!
39. Avusrennen 30.5.37:
MB: 1. Lang, 5. Seaman, Ausfall: Caracciola, Brauchitsch, Zehender trainiert, nimmt aber am Rennen nicht teil
AU: 2. Delius, 3. Hasse, 4. Rosemeyer, Ausfall: Fagioli
High-Speed-Rennen auf dem neu erbauten Steil-Oval bei dem die Deutschen unter sich sind - daher in Rennen von fragwürdiger Qualität. Es wurden nur drei kurze Läufe à 30 min. ausgetragen, weil man um die Haltbarkeit der Reifen fürchtet, trotzdem eines der schnellsten Rennen aller Zeiten.
© Richard Kitschigin / Die Avus Story
Na, habt Ihr den Mann auf der rechten Seite erkannt? Klar, Joseph Goebbels gibt sich auf der Avus die Ehre.
40. Rio de Janeiro 6.6.37:
AU: 2. Stuck
Stuck, der im GP-Team mehr und mehr unten durch ist, macht einen (mit attraktivem Preisgeld versüßten) Trip nach Südamerika - und wird auf dem winkligen Kurs am Zuckerhut überraschend von Pintacuda auf Ferrari gebügelt. Seine Zeit als GP-Star ist endgültig abgelaufen und zum Jahresende setzt man in bei der AU vor die Tür.
© Enzo Ferrari / Piloti, che gente...
Watschen für Hans Stuck am Zuckerhut - er konnte Pintacudas Ferrari auf dem engen Kurs nicht folgen.
41. Eifelrennen 13.6.37:
MB: 2. Caracciola, 3. Brauchitsch, 6. Lang, 9. Kautz, Ausfall: Seaman
AU: 1. Rosemeyer, 4. Hasse, 7. Müller, 10. Delius, Fagioli wegen Krankheit (Rheuma - plagt ihn das ganze Jahr) nicht am Start
42. Milano 20.6.37:
AU: 4. Hasse
Ohne Spitzenpilot ist auch mit AU nichts los. 3 Alfas 'vermöbelen' den unglücklichen & überforderten Hasse!
© Burda / Das Autobuch (1956)
Start in Mailand - aber wo ist der AU?!
43. Vanderbilt Cup 5.7.37
MB: 2. Seaman, Ausfall: Caracciola
AU: 1. Rosemeyer, 4. Delius
Fast zeitgleich mit dem GP von Belgien stattfindend, daher teilt man die Teams von AU und MB. Die A-Mannschaft ist (obwohl Belgien zu Fahrer-EM zählt) in Amerika, weil es da das große Geld zu verdienen gibt. Die Deutschen dominierten, nur Rex Mays mit seinem Eigenbau-Alfa erstaunlich stark. Für den Sieg gab's mal wieder eine Beförderung für Rosemeyer -> zum SS-Hauptsturmführer.
© Brock Yates & Smith Hempstone Oliver / Vanderbilt Cup Race 1936 & 1937 Photo Archive
Der Hitlergruß gehört auch in den USA dazu - allerdings herrscht Uneinigkeit wo Osten ist... oder bringe ich da etwas durcheinander...?
44. GP Belgien 11.7.37:
MB. 3. Lang, 4. Kautz, Ausfall: Brauchitsch
AU: 1. Hasse, 2. Stuck, Ausfall: Müller
Die B-Fahrer balgen sich in den Ardennen um EM-Punkte. Hasse kommz zu einem völlig überraschenden Sieg. Brauchitschs Autos wollte beim Start nicht anspringen - danach verwendete MB transportable Elektrostarker - sehr modern!
© George C. Monkhouse / Mercedes-Benz Grand Prix 1934-1955
Erste Reihe in Belgien - es ist mal wieder nass.
45. GP Deutschland 25.7.37:
MB: 1. Caracciola, 2. Brauchitsch, 6. Kautz, 7. Lang, Ausfall: Seaman, Bäumer & Brendel trainierten, nahmen aber nicht am Rennen teil
AU: 3. Rosemeyer, 5. Hasse, Ausfall: Delius (tödlich verunglückt), Stuck, Müller
Nicht weniger als 10 deutsche Autos am Start! Delius verunglückt bei einem Zusammenstoß mit Seaman tödlich. Er war ein netter Zeitgenosse, aber kein großer Rennfahrer. Häufig sah man ihn mit den Rosemeyers herumziehen, die ihn wie ein 'Hofnarren' hielten. Wie bei Peterson sprach man nachher von einem Kunstfehler der Ärzte.
© George C. Monkhouse / Mercedes-Benz Grand Prix 1934-1955
Das Wrack des AU von Delius.
Stuck (AU) gewinnt Schauinsland-Bergrennen in Freiburg vor Rosemeyer (AU), Caracciola (MB) und Lang (MB) am 2.8.37 (manche Quellen nennen auch den 1.8.37).
Stuck (AU) gewinnt Bergrennen in La Turbie am 5.8.37.
46. GP Monaco 8.8.37:
MB: 1. Brauchitsch, 2. Caracciola, 3. Kautz, 5. Zehender, (Lang krank, Seaman verletzt)
AU: 4. Stuck, Ausfall: Rosemeyer, Hasse (beide Unfall)
Brauchitsch pfeift auf die Teamorder und gewinnt vor Caracciola. Doch der nahm's ihm nicht krumm.
© Rolf L. Temming / Tempo 300
Falsche Reihenfolge: Brauchitsch vor Caracciola.
47. Coppa Acerbo 15.8.37:
MB: 2. Brauchitsch, Ausfall: Caracciola, Seaman nach schwerem Trainingsunfall nicht am Start
AU: 1. Rosemeyer, 3. Müller, 4. Fagioli, Ausfall: Stuck
Alfa setzt wieder ein eigenes Werksteam ein - die Scuderia Ferrari wird nicht mehr gebraucht. Komischerweise fahren beide Teams eine Zeit lang Parallel-Einsätze. Rosemeyer fährt Pole mit kurzen Hosen & Sandalen - und gewinnt danach noch das Rennen.
© George C. Monkhouse / Mercedes-Benz Grand Prix 1934-1955
Das sieht nicht gut aus: Seamans heftiger Trainingsunfall zwingt ihn zur unfreiwilligen Pause (weil kein Ersatzwagen für ihn bereit steht).
48. GP Schweiz 22.8.37:
MB: 1. Caracciola, 2. Lang, 3. Brauchitsch, 6. Kautz
AU: 4. Stuck, 5. Nuvolari, 7. Fagioli, Ausfall: Rosemeyer (disq.)
Nuvolari versucht sich für ein Mal am Steuer des AU - kommt aber mit der Heckschleuder (noch) nicht zurecht. Carraciola rächt sich an Rosemeyer für die Schmach vom Vorjahr. Fagioli muss wegen anhaltender Rheuma-Probleme seine Karriere beenden (nimmt sie nach dem Krieg aber gleichwohl wieder auf).
© Erwin Tragatsch / Die großen Rennjahre 1919-1939
Nuvolari hat Probleme mit dem vor ihn ungewohnten Heckmotor AU - aber im Cockpit sieht er immer noch cool aus, oder...?!
49. GP Italien 12.9.37:
MB: 1. Caracciola, 2. Lang, 4. Seaman, Ausfall: Kautz, Brauchitsch
AU: 3. Rosemeyer, 5. Müller, 6. Varzi, 9. Stuck, Hasse übernimmt das Auto von Stuck, Stuck wird nach dem Rennen von der AU gefeuert, weil er wieder mal aufgibt.
Ausnahmsweise nicht Monza! Die Italiener versprechen sich auf dem engen Kurs von Livorno einen Vorteil - und ernten einen deutschen 6-fach Sieg! Der neue Alfa floppt. Letzte Chance für Varzi bei der AU - er vertut sie!
© George C. Monkhouse / Mercedes-Benz Grand Prix 1934-1955
Ein Seemann mit Hakenkreuzflagge führt die MB auf der Fahrer/Auto-Parade.
50. Brünn 26.9.37:
MB: 1. Caracciola, 2. Brauchitsch, 4. Seaman, Ausfall: Lang.
AU: 3. Müller, Ausfall: Rosemeyer, Varzi trainierte, nimmt aber am Rennen nicht teil, Hasse war krank
Letztes Vorkriegsrenen in Brünn - die (ungeeignete) Strecke ist damit erst mal raus. Nach schwerem Unfall mit 2 Toten und 12 Verletzten flieht Lang heimlich aus dem Land um nicht verhaftet zu werden! Es kommt tatsächlich zur Anklage - erst Jahre nach Ende des WWII wird der Prozess eingestellt.
© Ferrari World 3/92
Nuvolari verliert ein Rad - sein letztes Rennen für Ferrari.
51. Donington 2.10.37:
MB: 2. Brauchitsch, 3. Caracciola, Ausfall: Seaman, Lang, Kautz trainierte, nimmt aber am Rennen nicht teil
AU: 1. Rosemeyer, 4. Müller, 5. Hasse
Die Briten kriegen einen Eindruck vom deutschen Blitzkrieg - die Silbernen fahren alles in Grund und Boden. Nach dem Rennen gibt's Ärger weil AU-Mechaniker auf einen Sieg von Rosemeyer gewettet hatten - und die Briten sich weigern den Gewinn für den Sieg des Underdogs (die hatten noch nie etwas von einem Rosemeyer gehört) zu zahlen.
© internet/unknown
Brauchitsch gratuliert dem Sieger Rosemeyer. Rechts der lange Hasse, der während des Krieges an der Front starb.