Sebastien Loeb ist Weltmeister! Und das zum achten Mal. Ein Superlativ jagt das nächste und mittlerweile weiß man kaum noch, was man zu einem Sportler wie Sebastien Loeb noch sagen soll. Auch nach 67 Siegen, acht Weltmeistertiteln, 1281 Punkten und 808 gewonnenen Wertungsprüfungen hat er seinen Kampfgeist nicht verloren.
Der Weg zur siebten Titelverteidigung begann aber nicht wie gewünscht. "Ich bin froh, dass wir die Rallye beenden konnten", waren die Aussagen des siegverwöhnten Citroen-Piloten in Schweden. Als Erster in den Schnee gegangen, verlor er Sekunde um Sekunde und fiel immer weiter zurück. "Es war sehr, sehr schwer. Es gab eine Menge Schnee und obwohl ich keine Fehler machte, verlor ich Zeit", schilderte der Franzose. Im Verlauf der Rallye kamen aber doch noch einige Fehler hinzu und so reichte es am Ende nur zum sechsten Platz und mehr als 2:30 Minuten Rückstand auf Sieger Mikko Hirvonen.
Der neue Herausforderer
In Mexiko war Loeb dann bezüglich der Streckenverhältnisse begünstigt. Tatsächlich schien Ford auch kein Gegner zu sein - stattdessen kam Gefahr aus dem eigenen Lager. Denn Loebs neuer Teamkollege Sebastien Ogier schickte sich an, am Thron des Weltmeisters zu sägen und setzte ähnlich viele Bestzeiten wie der 37-Jährige. "Vorher war ich immer der Leader im Team, jetzt hat das Team zwei starke Fahrer. Normalerweise war die Situation immer eindeutig, weil ich meinen Teamkollegen im Griff hatte. Jetzt ist es anders: Ogier ist schnell - er will gewinnen und ich will gewinnen", unterschätzte Loeb seinen neuen Rivalen nicht.
Trotz einer Zeitstrafe von einer Minute konnte er sich am Ende der Rallye auf das oberste Podest stellen, weil Ogier zwar schneller, aber ebenso schnell ausgeschieden war. "Das war ein sehr hartes Wochenende und bis heute ein wahnsinniger Kampf mit Ogier. Ich denke, wir haben ein nahezu perfektes Wochenende hingelegt", freute sich der Mexikosieger.
Stress mit Hirvonen
Auf einer positiven Welle schwimmend, wollte Loeb seinem fünften Mexikosieg seinen dritten auf portugiesischem Boden folgen lassen. Doch diesmal machte Ogier keinen Fehler und sicherte sich den Sieg. Zudem ärgerte sich Loeb über Hirvonen, der ihm auf einer Stage die Sicht vernebelte. Der Weltmeister war zuerst der Meinung, Hirvonen, der einen Reifenschaden hatte, hätte am Straßenrand warten und ihn passieren lassen müssen.
Dafür entschuldigte er sich aber wenig später. "Er konnte nicht wissen, ob ich komme oder nicht. Hätte ich ein Problem gehabt, hätte er umsonst gewartet", sagte Loeb später, der so sauer war, weil er der Ansicht war, Ford hätte ihn absichtlich behindert, um dem zu diesem Zeitpunkt führenden Jari-Matti Latvala ein Polster zu verschaffen.
Bei der vierten Station des Kalenders in Jordanien reichte es zwar erneut nicht zum Sieg, aber mit seinem dritten Platz konnte der 37-Jährige die WM-Führung zum ersten Mal in dieser Saison übernehmen. Die Freude darüber hielt sich aber in Grenzen, weil Loeb keine Erklärung hatte, warum er bei dieser Rallye nicht mit der Spitze mithalten konnte. "Ich war sehr schnell in den schnellen und zu langsam in den langsamen Bereichen. Ich habe nicht wirklich verstanden, warum", zeigte sich der Weltmeister ratlos.
Knoten geplatzt
Was in Jordanien nicht gelang, funktionierte auf Sardinien in Perfektion. Obwohl der Citroen-Pilot alle drei Tage als Erster auf die staubige Piste musste, sicherte er sich den vierten Sieg auf der italienischen Insel. "Es war ein unvorstellbares Wochenende für uns. Wir haben an allen Tagen die Straßen gesäubert, weshalb es eine große Überraschung ist", jubelte Loeb, der damit einen weiteren Schritt in Richtung WM machte.
Nach der großen Freude ging es nach Argentinien, wo Loeb seit fünf Jahren nicht mehr geschlagen werden konnte. Und das bestätigte er auch zum sechsten Mal, obwohl er eine Zeitstrafe von einer Minute kassierte. "Es ist unglaublich. Wir dachten unsere Chance zu gewinnen sei vorbei", so der völlig perplexe Sieger nach der Zieldurchfahrt. "Wir hatten enge Kämpfe mit Mikko, Jari-Matti und meinem Teamkollegen. Es war sehr schwierig, dort zu überleben. Das ist ein Sieg, mit dem wir nicht gerechnet hätten." Denn lange war - wie bereits in Mexiko - Ogier in Front gelegen, bevor er durch einen erneuten Fehler die Führung verlor.
Kurze Pause in der Siegesserie
Bei der Akropolis in Griechenland fühlte sich Loeb deutlich im Nachteil und konnte deshalb keine gesteigerte Freude über seinen zweiten Platz spüren. "Ich denke, wir waren die Schnellsten in dieser Rallye, aber wir mussten heute und am Freitag die Strecke säubern und waren Zweite am anderen Tag", bezog sich der 37-Jährige auf die schlechteren Bedingungen, die seiner Meinung nach Schuld waren, dass er erneut seinem Teamkollegen Ogier gratulieren musste.
Doch in Finnland schlug die Stunde des Weltmeisters. Schon lange hatte er angekündigt, diese Rallye noch ein zweites Mal gewinnen zu wollen. Und 2011 sollte es soweit sein - trotz des Saubermachens. "Ich war wirklich unter Druck. Wir mussten bis zum Ende kämpfen. Es war einer der größten Siege meiner Karriere", jubelte der Franzose im Anschluss ausgelassen. "Ich habe mir wirklich das Herz rausgefahren."
Pechsträhne nach der Sommerpause
Damit war eindeutig, dass sein Plan, mit der Führung in der WM in die erste Asphalt-Rallye zu gehen, aufgegangen war. Denn mit 27 Punkten Vorsprung ging es zur Rallye Deutschland, einem Event, das seit seiner ersten Austragung 2002 keinen anderen Sieger sah als den Elsässer. 2011 sollte sich das Blatt aber wenden, denn ein Reifenschaden verhinderte Triumph Nummer neun.
"Nach acht Siegen in Deutschland kann ich mit dem zweiten Platz nicht zufrieden sein. Allerdings sage ich seit einigen Jahren, dass die Serie einmal reißen wird und nun ist es passiert. Wir hatten ein bisschen Pech, aber das gehört zum Rennsport", versuchte Loeb seine Enttäuschung nicht vollkommen die Überhand gewinnen zu lassen.
Seine 'Pechsträhne' sollte sich auch Down Under fortsetzen. Denn erstmals in der Saison musste Loeb die Rallye vorzeitig beenden. Gleich in der dritten Prüfung überschlug sich sein Citroen und der Sieg rückte in weite Ferne. Als Grund gab er später an, unkonzentriert gewesen zu sein. Am Samstag ging der Weltmeister wieder an den Start, konnte aber aufgrund des großen Rückstandes nur noch den zehnten Platz erreichen. Dabei half ihm zusätzlich das Team, das Ogier zum Bremsen aufforderte. "Ich kann mit einer Rallye, wie wir sie hier gefahren haben, nicht zufrieden sein", schloss er selbstkritisch ab.
Loeb unter Druck
Durch diesen erneuten Rückschlag schmolz der Vorsprung auf Hirvonen auf nunmehr 15 Punkte und Loeb wusste, was die Stunde geschlagen hatte. "Wir stehen nun mehr unter Druck und dürfen uns keine weiteren Fehler erlauben", zeigte er auf. Doch genau das passierte in Frankreich, einer Rallye, die er seit 2005 nicht mehr verloren hatte. Zwar war es nicht seine Schuld, dass der Motor seines Citroen hochging, dennoch verlor er den 'vorprogrammierten' Sieg. "Wir haben geparkt, bevor er komplett hochging und das ist das Ende der Geschichte", erklärte Loeb zerknirscht, der nun mit Hirvonen punktgleich war.
In Spanien allerdings wendete sich das Blatt. Loeb übernahm bereits nach der ersten Prüfung die Führung und behauptete sie - mit kleiner Unterbrechung - bis zum Ende der Rallye. Dennoch hatte er Latvala im Nacken und musste beißen. "Es war wirklich kein einfacher Sieg und wir mussten bis zum Ende kämpfen", gab der Titelanwärter ehrlich zu. Doch auch wenn Ford erneut Hirvonen an Latvala vorbeiwinkte, um ihm mehr Punkte zu ermöglichen, baute der Weltmeister seinen Vorsprung wieder auf acht Punkte aus. "Das Beste, was wir machen konnten, war zu gewinnen. Daher liegt unser Schicksal in unseren Händen", freute sich Loeb auf den Showdown in Großbritannien.
Titel Nummer neun im Visier
Dieser endete allerdings für beide Titelanwärter vorzeitig, wodurch Sebastien Loeb sich zum achtfachen Weltmeister krönen konnte. Unglücklicherweise konnte er seinen Sieg aber nicht auf dem Podest feiern, da er am finalen Tag mit einer Geisterfahrerin aus Spanien kollidierte. Dieser Zwischenfall auf einer Verbindungsetappe zerstörte den Kühler des Citroen und die letzte Rallye der Saison war beendet. Was das kommende Jahr angeht, stellt sich für Loeb keine Frage, was er erreichen möchte: "Sicher haben wir acht Titel in Folge gewonnen und es kann nur das Ziel geben, im nächsten Jahr einen weiteren zu gewinnen."
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