Campos war im Sommer schon einmal das erste Team gewesen, mit dem Bruno Senna für einen Formel-1-Deal für 2010 in Verbindung gebracht wurde, danach schienen sich die Verhandlungen des GP2-Vizemeisters von 2008 aber eher auf Force India zu konzentrieren, auch Manor war noch mit im Gespräch. Doch jetzt scheint es eine mögliche Kehrtwende zu geben, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Senna 2010 sein Formel-1-Debüt bei in einem Campos-Cosworth geben wird.
Adrian Campos kennt den Brasilianer aus der GP2 besser und genauer als die meisten Formel-1-Teamchefs und schätzt ihn eben nicht nur wegen seines Werbewertes und seiner Sponsoren, sondern vor allem auch wegen seines fahrerischen Potenzials. In den letzten Wochen soll es Campos nun gelungen sein, sein eigenes Sponsorenpaket so aufzustellen, dass er für den zweiten Platz in seinem Team - der erste soll ja an einen der erfahrenen Spanier, entweder Pedro de la Rosa oder Marc Gené gehen - nicht mehr den zahlungskräftigsten Piloten braucht. Das wäre Vitaly Petrov mit an die 15 Millionen Euro Mitgift gewesen - doch Adrian Campos hatte Senna von Anfang an versichert, eigentlich ihn zu wollen, wenn es sich irgendwie machen lasse.
Gleichzeit scheinen Sennas Verhandlungen mit Force India in den letzten Wochen etwas ins Stocken geraten zu sein - die Erfolge von Spa und Monza ließen das Selbstbewusstsein von Teamchef Vijay Mallya nicht gerade kleiner werden, was auch im "normalen" Auftritt im Fahrerlager durchaus zu bemerken war. Schließlich, so erzählt der Inder ja gerne, würden ihm jetzt die Manager vieler etablierter Piloten die Türen einrennen, klar, dass man mit diesem Argument dann sicher auch versucht, laufende Verhandlungen im eigenen Interesse zu beeinflussen, nach dem recht vielversprechenden Monza-Auftritt von Vitantonio Liuzzi auch noch mit dem als "Drohgebärde" - auch wenn sich die Leistungen des Italieners seitdem doch wieder deutlich relativiert haben.
Bruno Senna hatte zwar immer wieder betont, dass er lieber mit einem etablierten Team als mit einem neuen in die Formel 1 kommen wolle. Doch andererseits zählt es für ihn auch, in einem Team zu fahren, wo man ihn selbst als Person und Fahrer schätzt - und nicht nur als Geldbringer und Werbeträger sieht. Außerdem: Vor allem nach der Erfahrung vom letzten Winter, als er Ende Februar bei Brawn im Fernduell gegen Rubens Barrichello doch noch auf der Strecke blieb, wäre es schon beruhigend, möglichst bald einen sicheren Sitz in trockenen Tüchern zu haben. Was gegen zu langes Abwarten, ob Force India vielleicht doch noch mag, genauso spricht wie gegen Hoffen und Warten darauf, was etwa bei Sauber noch passieren könnte - vor allem, wenn man mit Campos jetzt schnell zu einer Lösung kommen könnte.
Und von den Neulingen gilt Campos, durch die Zusammenarbeit mit Dallara, wo man ja Erfahrung im Chassis-Bau hat, als technisch am solidesten aufgestellt, dazu hat Adrian Campos für sein Projekt, an dem er seit Jahren arbeitet, auch von Anfang an sehr viel Rückendeckung bei Bernie Ecclestone - und hat in der GP2 bewiesen, dass er auch als Teamchef einige Kompetenz vorzuweisen hat. "Für mich ist im Moment wirklich das Wichtigste, erstmal den Sprung in die Formel 1 zu schaffen, damit ich endlich zeigen kann, was ich drauf habe", sagt Senna. Unter allen Neuen mit Cosworth-Motor der Beste und Schnellste zu sein, wäre da auch ein Ziel. Schließlich haben sich auch andere spätere Top-Piloten erst einmal in kleinen Teams profilieren können - man denke an Fernado Alonso bei Minardi.
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