BMW engagierte sich schon immer viel im Motorsport und sammelte rund um den Globus Rennsport-Erfolge. Mit Motorrädern, Tourenwagen und Sportwagen, bei Rallyes, in der Formel 2, in der Formel 1 - und verlor dabei die Talentförderung nie aus den Augen. Heute betreibt BMW mit der Formel BMW eine eigene Nachwuchsserie und ist auch in der Superbike WM, der Tourenwagen WM, dem Langstreckensport und noch in der Formel 1 aktiv.
Die Formelanfänge
Am 24. April 1980 gibt BMW das erste Engagement des Unternehmens als Motorenlieferant in der Formel 1 bekannt. Paul Rosche konstruiert aus einem Vierzylinder-Serienblock ein auf 1,5 Liter Hubraum reduziertes Vierventil-Triebwerk. Mit Spezial-Kraftstoff und Abgasturbolader leistet dieser anfangs etwa 650 PS. Später werden bis zu 1.400 PS daraus. Am 23. Januar 1982 starten Nelson Piquet und Riccardo Patrese beim Saisonauftakt in Kyalami auf Brabham BMW zum ersten Einsatz aus der ersten Reihe. Sie scheiden wegen Unfalls bzw. Ölverlusts früh aus.
Am 9. Mai 1982, beim fünften Renneinsatz des neuen Motors, sammelt Piquet als Fünfter des GP Belgien die ersten WM-Punkte. Den ersten Sieg erringt der Brasilianer am 13. Juni jenen Jahres in Montréal, die erste Poleposition am 15. August in Zeltweg. Für die WM 1983 gelingt es Brabham-Konstrukteur Gordon Murray in bemerkenswerter Geschwindigkeit, auf ein neues technisches Reglement zu reagieren. Zudem ist die BMW Turbo-Power wiederum gewachsen. Piquet gewinnt den Auftakt in São Paulo. Dort startet neben Piquet und Patrese erstmals ein dritter BMW Turbo-Kunde: Manfred Winkelhock im ATS BMW.
Weltmeister nach 630 Tagen
Die Saison '83 wird ein Thriller. Es dauert zwölf Rennen und genau ein halbes Jahr, ehe Piquet wieder gewinnt. Doch er behält die Nerven und sammelt fleißig Punkte. Das Team perfektioniert Murrays Idee vom "geplanten Boxenstopp" - der Konstrukteur im Hippie-Look versteht es, aus besseren Rundenzeiten dank geringeren Tankinhalts Kapital zu schlagen. Siege erzielt Piquet noch in Monza und in Brands Hatch.
Beim Finale in Kyalami reicht ihm der dritte Platz für den Weltmeistertitel. 630 Tage sind seit dem ersten Einsatz des BMW Triebwerks vergangen. 1984 wird Piquet WM-Fünfter. Ebenfalls für Brabham sind im Laufe der Saison Manfred Winkelhock sowie die Brüder Teo und Corrado Fabi im Einsatz. Mit einem ATS BMW gibt Gerhard Berger sein Formel-1-Debüt. 1985 fährt Berger an der Seite von Thierry Boutsen einen Arrows BMW, bestplatzierter BMW Pilot wird erneut Piquet auf Brabham BMW als WM-Achter. 1986 übernimmt Berger die Rolle des Bestplatzierten mit BMW Power, der Österreicher wird WM-Siebter. In Mexiko erzielt er in einem Benetton den letzten Sieg für den BMW Vierzylinder. Ende 1987 wird der Bau dieser BMW F1-Motoren eingestellt - die Turbo-Ära in der Formel 1 ist vorbei.
Vorbereitung auf das Formel-1-Comeback.
Am 8. September 1997 gibt BMW auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt bekannt, nach zwölf Jahren Pause zur Saison 2000 mit WilliamsF1 in die Formel 1 zurückzukehren. Paul Rosche konstruiert den ersten BMW Formel-1-V10-Zylinder der Neuzeit und betreut den Bau der neuen Motorenfabrik in München, sie entsteht in unmittelbarer Nähe des BMW Forschungs- und Innovationszentrums FIZ.
Zum 1. Oktober 1998 nimmt Gerhard Berger seine Tätigkeit als BMW Motorsport Direktor auf. Im April 1999 wird der Techniker Dr. Mario Theissen zum zweiten BMW Motorsport Direktor an seine Seite berufen. Im Dezember 1998 verpflichtet BMW Jörg Müller als Formel-1-Testfahrer. Bis zum Sommer 1999 wird das Team auf fast 200 Mitarbeiter ausgebaut. Rosche, der 42 Jahre lang BMW Rennmotoren konstruiert hat, geht Ende 1999 in Ruhestand.
Ab dem 27. April 1999 um 9.26 Uhr testet BMW den Formel-1-Motor im Fahrbetrieb, zunächst auf dem firmeneigenen Versuchsgelände im französischen Miramas. Als Testträger dient ein von WilliamsF1 übernommenes 98er Chassis, pilotiert von Müller. Mit der Aufnahme der offiziellen FIA-Testfahrten am 1. Dezember 1999 in Jerez beginnt die Geschichte des BMW WilliamsF1 Teams.
Rückkehr mit Williams
Die gemeinsame Karriere von BMW und WilliamsF1 beginnt mit einer Sensation: Ralf Schumacher kommt am 12. März 2000 in Australien beim ersten Grand Prix der deutsch-englischen Mannschaft als Dritter ins Ziel und sorgt damit für den erfolgreichsten Formel-1-Einstieg eines Motorenherstellers seit 1967.
Hohe Zuverlässigkeit und unermüdliche Weiterentwicklung prägen die Saison. Schumacher und der junge Engländer Jenson Button platzieren sich 14 Mal in den Punkterängen. Schumacher steht drei Mal als Dritter auf dem Podium. Das BMW WilliamsF1 Team belegt in der Debütsaison mit 36 Punkten Rang drei in der WM der Konstrukteure. Im Jahr 2001 schon ein Siegerteam.
2001 übertrifft das Team die eigenen Erwartungen. Mit vier souveränen Siegen hatte niemand gerechnet. Ralf Schumacher und sein kolumbianischer Teamkollege Juan Pablo Montoya fahren jetzt an der Spitze mit, zusammenerzielen sie neun Podiumsplätze. Das BMW WilliamsF1 Team etabliert sich mit 80 Punkten als drittes Top-Team.
WM-Zweiter im dritten Jahr
Im dritten Jahr der Partnerschaft erreicht das Team das nächste Etappenziel: Rang zwei in der WM der Konstrukteure. McLaren-Mercedes wird übertrumpft, aber die Überlegenheit von Ferrari ist geradezu erdrückend. Am Saisonende haben die Weltmeister aus Italien 221 WM-Zähler und damit so viele wie alle anderen Teams zusammen. Schumacher und Montoya feiern in Malaysia den ersten Doppelsieg, elf weitere Podiumsplatzierungen kommen hinzu. Beim 16. von 17 GP sichert sich die Mannschaft vorzeitig den zweiten WM-Platz. Auch sieben Polepositions durch Montoya sorgen 2002 für Respekt. Im Monza-Qualifying bricht der Kolumbianer mit der höchsten je mit einem F1-Rennwagen auf einer Runde erzielten Durchschnittsgeschwindigkeit einen 17 Jahre alten Rekord. Ganz vorn platziert sich das BMW WilliamsF1 Team außerdem in der Zuverlässigkeitsstatistik: Kein Team schafft so viele Rennrunden.
2003 WM-Chancen bis zum Finale
Der FW25 ist eine innovative Neukonstruktion. Ein kürzerer Radstand ist hauptverantwortlich dafür, dass das Team Erfahrungswerte über Bord werfen muss. Trotz enttäuschender Tests bleibt der Glaube an das neue Konzept ungebrochen. Mit großem Einsatz wird der FW25 unter dem Druck der laufenden Saison zu einem Siegerauto geformt. In Monaco ist der Wagen mit dem BMW P83 Motor unschlagbar: Schumacher erzielt die Poleposition, Montoya gewinnt das prestigeträchtige Rennen. In Kanada stehen beide Fahrer auf dem Podium, auf dem Nürburgring und in Magny-Cours gelingen Doppelsiege, in Hockenheim gewinnt Montoya mit 65 Sekunden Vorsprung.
Mit vier Punkten Vorsprung in der Konstrukteurswertung reist das Team zu den letzten beiden GP (USA und Japan). Der BMW P83 Motor dreht 19.200 U/min. Doch schon in Indianapolis addieren sich eine Bestrafung und ein heftiger Schauer zum Verlust von Montoyas Titelchancen. In Japan trifft ihn in Führung liegend der zweite technisch bedingte Ausfall der Saison, der die Hoffnungen auf den Konstrukteurspokal begräbt. Dennoch: Mit 144 Punkten übertrifft man deutlich das Vorjahresergebnis - 2002 hatten 92 WM-Zähler für den zweiten Rang in der Konstrukteurs-WM gereicht.
2004 zum ersten Mal hinter den Erwartungen
Nachdem das BMW WilliamsF1 Team vier Jahre lang stets die eigenen Erwartungen übertroffen hat, bleibt es 2004 erstmals dahinter zurück. Der FW26 mit seinem neuen Aerodynamikkonzept und der auffälligen Nase gibt bei den Wintertests allen Anlass zu großen Hoffnungen. Doch schon bei den ersten Rennen wird klar, dass die konzeptionellen Nachteile die in der Simulation ermittelten Vorteile überwiegen.
Tiefpunkt der Saison werden die GP Kanada und USA. In Montréal werden beide Fahrer aus der Wertung genommen. In Indianapolis wird Montoya disqualifiziert, Schumacher erleidet einen schweren Unfall. Er muss für sechs GP pausieren und wird von Marc Gené und Antonio Pizzonia vertreten. Erst in der zweiten Saisonhälfte beginnt mit einem stark veränderten Chassis ein Aufwärtstrend. Beim GP Italien wird außerdem die letzte Ausbaustufe des BMW P84 Motors gezündet und zeigt mit zwei Weltrekorden Wirkung: Im Prequalifying erzielt Montoya mit 262,242 km/h die höchste bis dato in der F1 gemessene Durchschnittsgeschwindigkeit. Im Rennen fährt Pizzonia 369,9 km/h Spitzengeschwindigkeit. Montoyas Sieg beim Finale in Brasilien sorgt für einen versöhnlichen Saisonausklang.
Schlussakkord und Neuanfang
2005 wird die zweite schwierige Saison in Folge. Der FW27 erweist sich als nicht konkurrenzfähig. Das BMW WilliamsF1 Team bleibt sieglos und fällt auf Platz fünf in der Herstellerwertung zurück. Saisonhöhepunkte sind die Läufe in Monaco und auf dem Nürburgring. Im Fürstentum stehen der Deutsche Nick Heidfeld und sein australischer Teamkollege Mark Webber als Zweiter und Dritter auf dem Podium. In der Eifel erzielt Heidfeld eine Woche später die einzige Poleposition und kommt erneut als Zweiter ins Ziel. Zuvor ist Heidfeld in Malaysia auf Platz drei gefahren.
Die sechste gemeinsame Saison, mit 19 GP die längste der F1-Geschichte, markiert das Ende der Kooperation mit WilliamsF1. Die Bilanz der sechs Jahre von 2000 bis einschließlich 2005: zehn Siege, davon drei Doppelsiege, insgesamt 45 Podestplätze und 17 Polepositions in 104 Rennen. Mitte 2005 übernimmt BMW das Schweizer Team Sauber und geht ab 2006 in Eigenregie an den Start. Das neue BMW Sauber F1 Team erkämpft sich in seiner Debütsaison den fünften WM-Platz. Zwei Podestplätze, einer durch Heidfeld, der andere durch den jungen Polen Robert Kubica, tragen dazu bei.
Insgesamt 15 Mal fährt ein BMW Sauber F1.06 in die Punkteränge. 2007 übertrifft die junge Mannschaft als konstant dritte Kraft in der WM alle Erwartungen. Bei jedem Grand Prix fahren die Piloten Heidfeld und Kubica in das Top-Ten-Qualifying, und jedes Mal holt mindestens einer der Fahrerim Rennen Punkte. Zwei weitere Podestplätze, ein zweiter und ein dritter Platz durch Heidfeld, sind Highlights. Nach dem Ausschluss von McLaren Mercedes aus der Konstrukteurswertung beschließt das BMW Sauber F1 Team seine zweite Saison, die zugleich das zweite Aufbaujahr war, sogar als WM-Zweiter.
Auch 2008 erreicht die Mannschaft ihre ambitionierten Ziele: Der erste Sieg soll her, und es wird ein Doppelsieg. Kubica gewinnt in Kanada vor Heidfeld. Insgesamt schafft das BMW Sauber F1 Team elf Podestplätze. In Bahrain holt Kubica die erste Poleposition, Heidfeld steuert die ersten beiden schnellsten Rennrunden zur Statistik bei. Das Team wird das zuverlässigste von allen, kommt ohne Defekt durch alle 18 GP, absolviert die schnellsten Boxenstopps und wird am Ende mit 135 Punkten WM-Dritter. Die Saison 2009 soll der große Angriff auf den Titel werden. Doch das Team enttäuscht: Bis zur Sommerpause holt man gerade einmal acht WM-Punkte. Der Hoffnungsträger KERS entpuppt sich als Problemfall, das Auto ist aerodynamisch nicht ausgereift genug. Zusammen mit den Auswirkungen der Finanzkrise entschließt sich BMW das F1-Projekt zu beenden.
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