Honda ist wieder da! In Abu Dhabi brachte McLaren die ersten Testfahrten mit dem altbekannten Motorenpartner mehr schlecht als recht hinter sich, will gemeinsam mit den Japanern aber wieder an goldene Zeiten anknüpfen, als man Ende der 80er-Jahre mit Ayrton Senna und Alain Prost die Formel 1 dominierte. Honda war bereits in den 60ern als Werksteam am Start, zog sich aber bald wieder zurück. Motorsport-Magazin.com blickt auf die erste Formel-1-Ära der Japaner zurück.
Ein amerikanischer Nobody debütiert
Wir schreiben das Jahr 1964. Ein kühler Sommertag auf dem Nürburgring. Ein weißer Wagen mit der Nummer 20 und einem markantem roten Punkt auf dem vorderen Teil verlässt die Boxen. Er wird sofort von einer Schar an Journalisten und Fotografen umringt. In diesem Boliden sitzt keiner von den Starpiloten wie Jim Clark oder Graham Hill. Es ist der bis dahin unbekannte US-Amerikaner Ronnie Bucknum.
Der damals 28-Jährige aus Alhambra in Kalifornien pilotiert den ersten Honda in der Formel 1, den RA 271. Der japanische Automobilhersteller hat sich bewusst für Bucknum entschieden, um behutsam sein neues Projekt aufbauen zu können. Der Sportwagenfahrer gilt als talentiert, hat aber bisher keine Erfahrung in der Königsklasse des Motorsports vorzuweisen. Der erste Auftritt in der "Grünen Hölle" endet am 2. August bereits nach 11 Runden. Bucknum dreht sich von der Strecke. Die weiteren zwei Rennen in Italien und den USA verlaufen ebenfalls erfolglos.
Routinier bringt den Erfolg
Für die Saison 1965 verpflichten die Japaner den erfahrenen Richie Ginther. Der Landsmann von Bucknum gilt als Teamplayer und ist für seine sehr gute Testarbeit bekannt. Er wurde 1963 Vizeweltmeister hinter Jim Clark und suchte nach drei Jahren im Team von BRM eine neue Herausforderung. Der RA 272 ist auf Anhieb schnell, doch die Techniker kämpfen bis zum Saisonende mit zahlreichen Defekten an der Aufhängung. Diese Probleme kosten Ginther und Bucknum immer wieder bessere Platzierungen.
Das Abschlussrennen in Mexiko bringt den ersten Sieg für Honda. In einem spannenden Rennen überquert Ginther zwei Sekunden vor seinem Landsmann Dan Gurney die Ziellinie, Bucknum rundet das tolle Ergebnis mit einem fünften Platz und zwei WM-Zählern ab. Dieser Sieg zum Abschluss der 1,5 Liter-Ära ist zugleich der einzige volle Erfolg für Ginther in seiner Formel 1 Karriere.
Probleme bei der Umstellung
In der Saison 1966 nehmen die Japaner nur sporadisch an der Weltmeisterschaft teil. Das Team hat vor allem Probleme bei der Umstellung von den 1,5 Liter Motoren auf die neuen 3000 cm³ Saugmotoren. Ginther bestreitet in seiner letzten Formel 1 Saison lediglich drei Rennen auf dem RA 273. Wie ein Jahr zuvor fährt er in Mexiko mit einem vierten Platz sein bestes Ergebnis ein.
Bereits ein Jahr später mischen die Japaner wieder ganz vorne mit. John Surtees wird als einziger Fahrer verpflichtet. Der Weltmeister von 1964 wurde ein Jahr zuvor auf Ferrari und Cooper Zweiter hinter Jack Brabham. Auf einem fehleranfälligen RA 300 erreicht Surtees den vierten Gesamtrang und gewinnt in dieser Saison den Grand Prix von Italien. Dem Führenden Jim Clark geht in der letzten Runde der Sprit aus und er fällt noch auf den dritten Rang zurück.
"Ich habe ihn noch gewarnt"
1968 verläuft für Honda ähnlich wie das Jahr zuvor. Zwar ist das Auto schnell, doch zahlreiche technische Probleme zwingen Surtees mehrmals in aussichtsreichen Positionen aufzugeben. Für das Wochenende im französischen Rouen will Honda den neuen RA 302 ins Rennen schicken. Dieser hatte einen neuen, luftgekühlten V8-Motor im Heck. Surtees weigert sich, er habe noch kein Vertrauen in den Wagen und wolle daher in seinem 12 Zylinder RA 301 an den Start gehen.
Doch die Japaner bestehen darauf, den neuen Boliden in Frankreich einzusetzen. Der bereits 40-jährige Lokalmatador Jo Schlesser sieht seine Chance und stellt sich der Aufgabe. "Ich habe ihn noch gewarnt, den neuen Wagen nicht zu fahren. Jo war noch nicht reif dafür", sagte Surtees später. Schlesser hatte zu diesem Zeitpunkt erst an zwei Rennen (Deutschland 1966, Frankreich 1967) teilgenommen.
Der Franzose startet am 7. Juli 1968 nach zahlreichen Problemen am Ende des Feldes. In der dritten Runde rutscht er in der schnellen Rechtskurve Six Frères einen Wall hinauf, sein RA 302 explodiert nach dem Aufprall gegen eine Mauer. 200 Liter Benzin entzünden sich, Schlesser hat keine Chance zu überleben. Das Rennen wird fortgesetzt, Jacky Ickx feiert seinen ersten Grand Prix Sieg vor Surtees.
Die Konsequenzen der Tragödie
Nach dieser Tragödie ziehen sowohl die Rennleitung als auch Honda Konsequenzen. Rouen wird endgültig aus dem Rennkalender gestrichen und durch Clermont-Ferrand ersetzt. Honda, der erste japanische Rennstall in der Formel 1, gibt nach fünf Jahren den Rückzug aus der Königsklasse bekannt. John Surtees setzt seine Karriere fort und beendet diese vier Jahre später.
2006 kam Honda noch einmal als eigenständiger Rennstall zurück, kehrte der Formel 1 nach drei durchwachsenen Jahren aber rasch wieder den Rücken.
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