65. WM-Lauf - Buenos Aires, 19.01.1958
Einige interessante Regeländerungen: Die GP-Distanzen wurden auf das heute übliche Maß von ca. 300 km zurückgestutzt und die Verwendung von handelsüblichem Sprit wurde Vorschrift. Die bis dahin verwendeten, oft extrem giftigen Mixturen kamen erst in den 80er wieder in Mode. Trotz des kleinsten Starterfeldes aller Zeiten (10) ein unterhaltsames Rennen. Anfangs führte Behra, bis der Motor überhitzte, dann Hawthorn, bis der Öldruck Probleme machte, dann Fangio bis zum Reifenwechsel. Plötzlich lag Moss im 1,9-l-Cooper des Whisky-Königs Rob Walker vorne, der die Konkurrenz bluffte, da er nonstop durchfuhr. Nur gegen Ende schlossen die Ferraris noch etwas auf. Das Mittelmotorkonzept verbuchte den ersten Erfolg, die Weichen für die Zukunft waren gestellt.
66. WM-Lauf - Monte Carlo, 18.05.1958
Gleicher Rennverlauf wie in Argentinien mit fast denselben Ausgang. Behras Tempo zu Beginn war niemand gewachsen, bis die Bremsen des endlich voll konkurrenzfähigen BRM versagten. Dann führten abwechselnd Hawthorn und Moss. Ein Benzinpumpen- und ein Motorschaden erzwangen jeweils ihren Ausfall. So war schon wieder ein Walker-Cooper vorne und wieder konnten ihn der unglückliche Musso nicht mehr einholen. Lotus debütierte wenig aufschlußreich. Viele Maserati im Rennen, obwohl es offiziell eigentlich gar keine mehr gab. Kurioses passierte während der Trainingstage: der heute allmächtige Bernie Ecclestone versuchte sich am Steuer eines Connaught. Vergeblich! Daraufhin lieh er Les Leston seinen Helm, der es tatsächlich schaffte sich zu qualifizieren, bis der Schwindel aufflog. Toll trieb's auch der 58-jährige(!) Louis Chiron, der fürs Rennen gemeldet hatte, es klugerweise dann doch bleiben ließ.
67. WM-Lauf - Zandvoort, 26.05.1958
Moss bügelte die Konkurrenz nieder. Auch Schell und Behra wieder gut in Form. Die Zeit der Italiener war endgültig passé: 1-2-3-4 für britische Fahrzeuge. Stürmisches Wetter.
68. WM-Lauf - Indianapolis, 30.05.1958
In Runde 1 kollidierten die Trainingsschnellsten Rathmann und Elisian und zogen Goldsmith, Sutton, Unser (J.), Bisch und O'Connor mit von der Bahn, letzterer wurde dabei tödlich verletzt. Das Rennen wurde neu gestartet. Sachs, Amick, Bettenhausen und Bryan kämpften die ganze Zeit um die Spitze, wobei Letzterer am Ende die Nase vorne hatte. Der amtierende F1-Weltmeister Fangio versuchte in seinem letzten aktiven Jahr vergeblich sich zu qualifizieren. Sein Feuer war offensichtlich erloschen.
69. WM-Lauf - Spa-Francorchamps. 15.06.1958
Brooks' Sieg war nie gefährdet, da Collins, sein einziger ernsthafter Verfolger, durch den verzögerten Start mit Überhitzungsproblemen kämpfend, bald ausfiel. Trotzdem hätte das Rennen auch ganz anders enden können, denn in der letzten Kurve ging Brooks' Getriebe kaputt, er rollte kraftlos übers Ziel. Damit nicht genug: dem 2. Hawthorn brach bei der Zieldurchfahrt ein Kolben, dem 3. Lewis-Evans die Aufhängung. Allison erfuhr erst später, wie nahe Lotus am Triumph vorbeigeschrammt war! Maria-Theresa de Fillipis war die erste Frau, die einen F1-Lauf bestritt.
70. WM-Lauf - Reims-Gueux, 06.07.1958
Obwohl Schell und Brooks am Start schneller waren, zeigte sich bald, daß auf dem Power-Kurs niemand Ferrari gewachsen war. Unglücklicherweise verunglückte Musso beim Versuch, Hawthorns Tempo mitzugehen, tödlich. Um den 2. Platz gabs ein hartes Duell zwischen Behra und Moss, bis die Benzinpumpe am BRM streikte. Fangios glanzloser Abschied mit dem Quasi-Werks-Piccolo-Maserati, dem Hawthorn die Schmach einer Überrundung ersparte.
71. WM-Lauf - Silverstone, 19.07.1958
Klarer Start-Ziel-Sieg von Collins. Moss fiel mit Motorschaden aus, Hawthorn verlor Öl. Erstaunlicher 3. Platz von Salvadori und auch Lotus machte Fortschritte; im Training war man bereits vorne dabei.
72. WM-Lauf - Nürburgring-Nordschleife, 03.08.1958
Das dünne Starterfeld wurde durch die gleichzeitig ausgetragene F2 aufgepeppt. Das kurze Ferrari-Hoch fand ein brutales Ende. Collins führte zwar, doch von Brooks unter Druck gesetzt, verbremste er sich am Pflanzgarten, schoß von der Piste, knallte in den Wald und erlag später seinen schweren Kopfverletzungen. Nachdem Hawthorn und Moss ausgefallen waren, war Brooks ungefährdet. Das Tempo des winzigen Mittelmotor-Cooper von Salvadori beeindruckte. Die Zeit der Italiener schien nicht nur als Fahrzeughersteller zu Ende zu gehen: Erstmals war kein italienischer Fahrer am Start.
73. WM-Lauf - Oporto, 24.08.1958
Der erstmals befahrene Stadtkurs spottete nach modernen Anforderungen jeder Beschreibung, denn es ging über Kopfsteinpflaster und Trambahnschienen. In diesem Rennen fiel auch die Entscheidung um die WM, obwohl es noch niemand bemerkte. Moss' Sieg war unbedrängt. Hawthorn, der sich bei der Jagd auf seinen Landsmann drehte, wurde disqualifiziert, weil er beim Versuch auf die Piste zurückzukehren, in falscher Richtung gefahren war. Erst nachdem ausgerechnet Moss für ihn ausgesagt hatte, wurde er wieder ins Klassement genommen. Am Ende der Saison sollten genau diese Punkte den Ausschlag für Hawthorn und gegen Moss geben. Behra war bis kurz vor Schluß 2. bevor sein Motor Leistung verlor.
74. WM-Lauf - Monza, 07.09.1958
Das Rennen mit der niedrigsten Ankunftsquote: nur 4 waren am Schluß noch in der Wertung. Hill (Phil., in seinem 2. Rennen für Ferrari!), Moss und Hawthorn kämpften um die Spitze. Moss fiel in der 30. Runde mit Getriebeschaden aus, Hill gegen Ende zurück. Brooks, der anfangs verhalten fuhr, machte am Schluß Druck, dem Hawthorn nichts entgegensetzen konnte. Auch Lewis-Evans und Behra mischten anfangs vorne mit. Klasserennen von Gregory, der disqualifiziert wurde, weil Shelby nicht auf seinem Auto gemeldet war. Das wurde zwar später wieder rückgängig gemacht, WM-Punkte gab's trotzdem keine. Von Trips crashte hart und landete in einem Rosenbusch. Au weh!
75. WM-Lauf - Casablanca, 19.10.1958
Moss' Start-Ziel-Sieg war nie gefährdet, aber Hawthorn reichte ein 2. Platz zum Titel. Er lag an 4. Stelle, als Brooks' Vanwall kaputtging. Teamkollege Hill (P.) ließ den Engländer natürlich passieren. Die erstmals ausgetragene Konstrukteurs-WM ging allerdings klar an das Vanwall-Team. Leider endete das Jahr tragisch, denn Lewis-Evans' Vanwall fing Feuer und der junge Nachwuchsfahrer wurde so schwer verletzt, daß er einige Tage später verstarb. Damit nicht genug: auch Titelträger Hawthorn, der seinen Rücktritt vom Rennsport erklärt hatte, kam Wochen später bei einem überflüssigen Verkehrsunfall ums Leben. Eine rabenschwarze Saison.
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