"Du hörst nur noch den Motor schreien, du hast nur noch die Bahn vor dir und du weißt, nur du mußt Erster sein". So begann Udo Jürgens den Song "Der Champion", zu Ehren seines Freundes, der 1969 in Watkins Glen sein erstes Formel 1 – Rennen gewann.
Jochen erblickte am 18. April 1942 in Mainz das Licht der Welt und verlor bereits mit 15 Monaten seine Eltern bei einem Bombenangriff auf Hamburg. Als Erbe einer Pfeffermühle (vom Vormund verwaltet) landete der Vollwaise bei den Großeltern in Graz.
"Du siehst vor Staub die Piste kaum, du fühlst nur noch das Gaspedal und du träumst den großen, wilden Traum wie jedesmal". Diesen Traum erlebten zwei junge Freunde aus Graz, die sich schon sehr früh ein Automobil kaufen konnten und einige Rennen bestritten. Sein damaliger Freund hieß Helmut Marko, der 1971 die 24 Stunden von Le Mans gewann.
Bis 1964 fuhr Jochen 50 Rennen im Jahr. In Bergrennen, Rallye, Tourenwagen und Formel Junior folgte mit teilweise unterlegenen Autos Sieg auf Sieg, hoch in die Formel 2. Seine Sternstunde schlug 1964 in Crystal Palace, als ein "unbekannter Australier" (verkündete irrtümlich eine Londoner Zeitung) den großen Graham Hill besiegte. 28 weitere Siege folgten in dieser Klasse, ein Rekord für die Ewigkeit!
"Ja es ist ein Rausch, eine Faszination. Nach einer Runde erfasst sie dich schon, es ist die Angst, zugleich auch ihr Lohn und dennoch viel mehr". Der Lohn für eine einzigartige Aufholjagt von Platz 18 aus, war nicht nur der Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans 1965, sondern auch ein Platz in der 1.Liga des Motorsports. Sein Partner im NART–Ferrari war damals bereits auf dem Höhenpunkt seiner Karriere, ein gewisser Masten Gregory!
Im schwerfälligen und veralteten Cooper reichte es in seiner Debüt–Saison nur zu 4 Punkten und Rang 13 in der WM. Ein Jahr später führte Jochen bereits in Spa, wurde aber Zweiter wie in Watkins Glen und holte sich mit 24 Punkten einen herausragenden dritten Platz in der Fahrer-WM. 1967 heiratete Jochen in Helsinki das finnische Fotomodel Nina, wurde Vater einer Tochter (Natascha) und zog von Paris an den Genfer See. Sportlich ging es nach einer durchwachsenen Saison mit vielen Defekten (nur 6 Punkte) wieder bergab und zu Brabham. Das Pech blieb ihm treu und nach WM-Rang 12 mit 8 Punkten wechselte Rindt zu Colin Chapman ins Lotus-Team.
"Du denkst an Frau und Kind zu Haus. Du fragst dich was das ganze soll und lieferst dich der Technik aus. Worin liegt der Sinn? Was ist für dich drin?" Nach einem schweren Unfall in Barcelona (Flügelbruch) wuchs das Mißtrauen zum Lotus, dennoch war ein überlegener GP-Sieg ("I`ts Jochen") und mit 22 Punkten der vierte Rang in der WM drin.
Jochen eröffnete eine Rennshow in Essen, die später zur "Jochen Rindt–Show" wurde. Zwei Ausflüge zum 500 Meilen Rennen von Indianapolis endeten nach guten Startplätzen schon vorzeitig.
"Sieg, Niederlage oder Tod. Nur die drei Chancen hat dein Spiel, auf eine davon jagst du zu, in Richtung Ziel".1970 sollte sein Jahr werden, es begann mit seinen größten Sieg in Monaco, als er den führenden Brabham in der letzten Runde in einen Fehler hetzte.
Beim GP-Sieg in Zandvoort verunglückte Piers Courage, sein bester Rennfahrerfreund. Weitere Siege in Frankreich, England und Deutschland ließen Jochen an den WM - Titel glauben. Der erste GP auf den neuen Österreichring war gleichzeitig sein Letzter (Nr. 60), nach der zehnten Pole kam er nur 22 Runden weit.
"Ja, es ist ein Rausch, der die Nerven zerreibt, und die Gefahr die im Hintergrund bleibt, der mancher erliegt". In Monza, am 5 September 1970 (Trainig) gegen 15 Uhr erfolgte Jochens letzter Auftritt. In der Gegengerade, zur "Parabolkurve" bei etwa 290 km/h bremste er, sein Lotus 72 brach im Winkel von 90 Grad aus und bohrte sich in die Leitplanken. Ursache war eine gebrochene Bremswelle. Der erste posthume Weltmeister fiel in ein Koma und erlag einige Minuten später auf den Weg ins Niguarda - Krankenhaus von Mailand seinen Verletzungen. Auch Graf Berghe von Trips (1961) und Tommy Spychiger (1964) fanden in jener Kurve ihr Schicksal!
"Der Tod holte sich den schnellsten Österreicher" betitelte die Wiener Zeitung am 6. September 1970 das aktuelle Sportgeschehen. Jochen Rindt war es nicht vergönnt, den Gewinn des zum Greifen nahen WM–Titels zu erleben.
Er hatte ein kurzes Leben, genoß es aber intensiv und erfüllte sich einen großen Traum, seinen Traum, den wilden Traum ein Rennfahrer zu sein. Für viele bleibt Jochen als der "König des Heldenzeitalters" in Erinnerung. In Udo Jürgens Song und in unseren Rennbüchern ist der Österreicher als "Der Champion" von 1970 für immer unsterblich!
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